schwerer Stimmung und grellem Ausleuchten. Schade
ist es, daß Pleuer für dieses Motiv nicht mal einige Meter
mehr Leinwand darangerückt hat.
Bei Reiniger ist diese Aurückhaltung weniger zu
spüren. Die gehauften, groß wirkenden Motive Pleuers
scheinen jeden Rahmen zu sprengen, Reiniger jedoch war
deni stillen Reiz eines Landschaftsbildes verschrieben,
und dazu gehört ein Rahmen, der das Ganze raumlich
abschließt. Reiniger gibt nur, trotz seiner Wassermotive,
das stille Walten der Natur, bei Pleuer haben wir nur
einen räumlich ivirkenden Hintergrund, höchstens etwas
Kulisse, während sich im Vordergrund das stunime und
doch so beredte Leben einer eins gewordenen Totalität
von potenzierter Menschenarbeit kundgibt. Daher ist
Pleuer schon im Ausammenbau seiner Bilder etwas
voraus, und bei nüchternem Ausehen bemerken wir,
daß er es auch rein maltechnisch ist. So gleichartig auch
der Pinselhieb dieser beiden Großen sich ansieht, so ist
doch Pleuer auch hier in Frische und Breite entschieden
weiter vorgeschritten. Reiniger hat sich bei aller Flott-
heit im Auftrag immer die ins Einzelne gehende Schluß-
arbeit geleistet, und dadurch wird ihrem unverkennbar
großen Wurf zweifellos mancheS von der ursprüng-
lichen Frische genonimcn. Pleucr ist ohne diese Schluß-
pinselungen fertig geworden, und so müssen seine Bilder
schon deshalb ursprünglicher wirken.
Dieses festzustellen scheint mir eine Dankespflicht
gegenüber dem armen Pleuer. Auch deswegen, weil
dieser Tage in Stuttgart die Worte fielen, Pleuer und
Reiniger seien schließlich gar keine Jmpressionisten ge-
wesen. Das Schlagwort ist dabei Nebensache, aber es
wird hier den beiden jene tiefe innere Vorstellungs-
krast und das
ureigene Ge-
staltungsver-
mögen, die
eigentlichen
Merkmale der
„Jmpressioni-
sten",abgespro-
chen, und die-
sesistfalschund
ungerecht. Die
beiden waren
große, wirk-
licheBegabun-
gen, und was
sie geschaffen
haben, sind
Werke eigen-
ster Art, die
Aeugnis ab-
legen werden
von ihrem
selbstsicheren
Schöpfer-
drang, solange
sie bestehen.
Dagegen dür-
fen wir ruhig
Herm. Pleuer H. Eberhard.
Iadre sgaväbiscke Kunsk.
zuerst nennen, denn seine Bilder sind weit mehr Spiegel
starker künstlerischer Empfindungen als bei Reiniger,
wo wir imnier eincn bewußt schaltenden Geist mitzu-
erkennen glauben. Die feine Ruhe seiner Waldbilder
wirkt daher ost schon übernatürlich ästhetisierend, und
insbesondere ist dieses beim Herbstivald der Fall, welcher
als größtes seiner Bilder im Ehrensaal hängt. Dazu
konimt, daß hier die braunen Farben oft schon etwas
Süßliches haben. Weit besser sinde ich daher seinen
Buchenwald (Abb. 2), der in nächster Nähe hangt.
Aus dem Grün hat Reiniger überhaupt viel mehr
herausgebracht ivie aus dem Braun. So ist der Buchen-
wald wohl ziemlich dunkel, aber die Töne sind weit besser
abgestuft als beim Herbstwald, und der hell leuchtende
Abendhinimel gibt eine dankbare Gegenwirkung. Von
seinem so oft gemalten Feucrbach sind einige unbedeu-
tendere Stücke zu sehen, eines davon ziemlich skizzenhaft,
das schlagend die Schwächen seiner Wurfkraft beweist.
Man halte nur eine Skizze von Pleuer daneben, um
sofort den Unterschied zu erkennen; hier der flotte, ein-
malige Wurs einer festsitzenden inneren Vorstellung,
dort der Wurf als Vorbereitung für die auszuarbeitende
Jdee. Vieles niag dabei der Unterschiedlichkeit der Motive
zuzuschreiben sein. Pleuer hat mehr Augenblicksbilder ge-
packt, Reinigers Motive sind nicht davongesprungen, und
nur die Beleuchtung blieb hier einer geschlossenen inneren
Vorstellung vorbehalten. SiespieltbeiRciniger dieHaupt-
rolle, und da er sich schicr bis zur Verzückung in ihre Ge-
heimnisse versenkt hat und sic so vollendet neu aufleben
ließ, so ist auch er ein „Jmprcssionist" gewesen.
Um niit den großen Toten fertig zu werden, seien
noch ihre Werke in dcn übrigen Salen kurz genannt.
Von A. Braith
sind noch ver-
schiedeneTier-
bilder vorhan-
den, so die
gelbe Kuh
(Abb.3),die
mir an Frische
der Empfin-
dungundKlar-
heit der Kolo-
ristik seine Art
ani besten wie-
derzugeben
schien, ferner
Aiegen, Käl-
ber, Schafe u.
ein Gang zum
Viehniarkt.
Auch von Fa-
ber du Faur
sind noch zwei
Stücke zu se-
hen: ein mau-
risches Musik-
korps und ein
Gemälde„Ma-
zeppa", beide
Mb. 11. Komposition. in der freieren
/
r
ist es, daß Pleuer für dieses Motiv nicht mal einige Meter
mehr Leinwand darangerückt hat.
Bei Reiniger ist diese Aurückhaltung weniger zu
spüren. Die gehauften, groß wirkenden Motive Pleuers
scheinen jeden Rahmen zu sprengen, Reiniger jedoch war
deni stillen Reiz eines Landschaftsbildes verschrieben,
und dazu gehört ein Rahmen, der das Ganze raumlich
abschließt. Reiniger gibt nur, trotz seiner Wassermotive,
das stille Walten der Natur, bei Pleuer haben wir nur
einen räumlich ivirkenden Hintergrund, höchstens etwas
Kulisse, während sich im Vordergrund das stunime und
doch so beredte Leben einer eins gewordenen Totalität
von potenzierter Menschenarbeit kundgibt. Daher ist
Pleuer schon im Ausammenbau seiner Bilder etwas
voraus, und bei nüchternem Ausehen bemerken wir,
daß er es auch rein maltechnisch ist. So gleichartig auch
der Pinselhieb dieser beiden Großen sich ansieht, so ist
doch Pleuer auch hier in Frische und Breite entschieden
weiter vorgeschritten. Reiniger hat sich bei aller Flott-
heit im Auftrag immer die ins Einzelne gehende Schluß-
arbeit geleistet, und dadurch wird ihrem unverkennbar
großen Wurf zweifellos mancheS von der ursprüng-
lichen Frische genonimcn. Pleucr ist ohne diese Schluß-
pinselungen fertig geworden, und so müssen seine Bilder
schon deshalb ursprünglicher wirken.
Dieses festzustellen scheint mir eine Dankespflicht
gegenüber dem armen Pleuer. Auch deswegen, weil
dieser Tage in Stuttgart die Worte fielen, Pleuer und
Reiniger seien schließlich gar keine Jmpressionisten ge-
wesen. Das Schlagwort ist dabei Nebensache, aber es
wird hier den beiden jene tiefe innere Vorstellungs-
krast und das
ureigene Ge-
staltungsver-
mögen, die
eigentlichen
Merkmale der
„Jmpressioni-
sten",abgespro-
chen, und die-
sesistfalschund
ungerecht. Die
beiden waren
große, wirk-
licheBegabun-
gen, und was
sie geschaffen
haben, sind
Werke eigen-
ster Art, die
Aeugnis ab-
legen werden
von ihrem
selbstsicheren
Schöpfer-
drang, solange
sie bestehen.
Dagegen dür-
fen wir ruhig
Herm. Pleuer H. Eberhard.
Iadre sgaväbiscke Kunsk.
zuerst nennen, denn seine Bilder sind weit mehr Spiegel
starker künstlerischer Empfindungen als bei Reiniger,
wo wir imnier eincn bewußt schaltenden Geist mitzu-
erkennen glauben. Die feine Ruhe seiner Waldbilder
wirkt daher ost schon übernatürlich ästhetisierend, und
insbesondere ist dieses beim Herbstivald der Fall, welcher
als größtes seiner Bilder im Ehrensaal hängt. Dazu
konimt, daß hier die braunen Farben oft schon etwas
Süßliches haben. Weit besser sinde ich daher seinen
Buchenwald (Abb. 2), der in nächster Nähe hangt.
Aus dem Grün hat Reiniger überhaupt viel mehr
herausgebracht ivie aus dem Braun. So ist der Buchen-
wald wohl ziemlich dunkel, aber die Töne sind weit besser
abgestuft als beim Herbstwald, und der hell leuchtende
Abendhinimel gibt eine dankbare Gegenwirkung. Von
seinem so oft gemalten Feucrbach sind einige unbedeu-
tendere Stücke zu sehen, eines davon ziemlich skizzenhaft,
das schlagend die Schwächen seiner Wurfkraft beweist.
Man halte nur eine Skizze von Pleuer daneben, um
sofort den Unterschied zu erkennen; hier der flotte, ein-
malige Wurs einer festsitzenden inneren Vorstellung,
dort der Wurf als Vorbereitung für die auszuarbeitende
Jdee. Vieles niag dabei der Unterschiedlichkeit der Motive
zuzuschreiben sein. Pleuer hat mehr Augenblicksbilder ge-
packt, Reinigers Motive sind nicht davongesprungen, und
nur die Beleuchtung blieb hier einer geschlossenen inneren
Vorstellung vorbehalten. SiespieltbeiRciniger dieHaupt-
rolle, und da er sich schicr bis zur Verzückung in ihre Ge-
heimnisse versenkt hat und sic so vollendet neu aufleben
ließ, so ist auch er ein „Jmprcssionist" gewesen.
Um niit den großen Toten fertig zu werden, seien
noch ihre Werke in dcn übrigen Salen kurz genannt.
Von A. Braith
sind noch ver-
schiedeneTier-
bilder vorhan-
den, so die
gelbe Kuh
(Abb.3),die
mir an Frische
der Empfin-
dungundKlar-
heit der Kolo-
ristik seine Art
ani besten wie-
derzugeben
schien, ferner
Aiegen, Käl-
ber, Schafe u.
ein Gang zum
Viehniarkt.
Auch von Fa-
ber du Faur
sind noch zwei
Stücke zu se-
hen: ein mau-
risches Musik-
korps und ein
Gemälde„Ma-
zeppa", beide
Mb. 11. Komposition. in der freieren
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