26 Jahre schwäbische Kunst.
dieses Mannes und seinem höchsten Wellen und Müssen
Aeugnis ablegt. So ist uns Waldschmidt eine glückliche
Verheißung.
Eine besondere Überraschung hat uns Bernhard
Pankok bereitet. Es sind drei Bildnisse, die in einem
soeben erscheinenden Werk über Stuttgarter Bühnen-
kunst enthalten sind. Keine Schauspieler zwar, aber
der Generalintendant, der Generalmusikdirektor und
der Oberregisseur. Das Bildnis Putlitz ist in gewissem
Sinne eine Neuauslage des Generals von Blume,
wie dort eine ordens-
geschmückte Uniform,
Gerhauser steht ne-
ben etwas knalligen
Aiersachen, Schilling
(Abb. 14) dagegen ist
vor Wand und Vor-
hang gestellt, in hellen
Farben mit dunklen
Gegenwirkungenganz
hervorragend getrof-
fen. Das von Pankok
aufgenommene De-
korativ-Portratistische
tritt hier entschieden
zurück, und der Künst-
ler gibt sich hier als
ein Farbenfreund und
Portratist, wie er uns
recht sein soll. Au
einem reizenden Ver-
gleich fordert sodann
sein altes Selbstbildnis
heraus; dort noch der
altmeisterliche Jüng-
ling, hier der nach
neuen Werten dran-
gende und sie errei-
chende geschatzte und
gereifts Künstler.
-i- -i-
*
Die Graphik und
die Plastik können we-
sentlich kürzer abge-
macht werden. Ob-
schon in Württemberg
die graphischen Künste
eine große Heimstatte
haben, so sind doch
die meisten Graphiker
zugleich Maler, so daß sich eine der Malerei ähnliche
Entwicklung auch in der Graphik zeigt. Ein ausge-
sprochener Graphiker ist eigentlich nur der jetzt an der
Akademie im Holzschnitt wirkende Heine Rath; Älerander
Eckener, der ebensalls an der Akademie wirkt, ist schon
unter den Malern genannt; einzig Lebrecht, der seiner
Art nach treueste Haugschüler, hat unter den Malern
diesmal keine Statt gefundcn. Dagegen begegnen wir
Altherr, Grethe, Haustein, Hoelzel, Kalckreuth, Keller,
Kerschensteiner, Pötzelberger, Schönleber, Seufferheld,
Waldschmidt, dann Eberz, Eberhard, Faure, Greef usw.
Auch Karl und Leo Bauer sind vorhanden, ferner
Brackenhammer, Braith, Breyer, Buttersack, Caspar,
Köhler, Landenberger, Rall, die beiden Schmidt,
Schmoll, die beiden Schöllkopf, Speyer, Stirner,
Wegmann, Iügel usw. Von Braith und Köhler
sind hier Abbildungen (15 und 16) beigefügt. Sie
geben vielleicht am besten die Entwicklung wieder,
die unsere Graphik in 25 Jahren genommen hat.
Damals noch flottes Aeichnen, heute vorstel-
lungsmäßiges Erfassen und Wiedergabe bei Vermei-
dung alles Unnötigen. So schafft Köhler mit weni-
gen Strichen einen
Schützengraben vor
unsern Augen, wah-
rend Braith sich mit
Mühe zu einem fri-
schen Bildchen durch-
gezeichnet hat. Es
waren damals die
bedeutenden Schritte
von der peinlichen
Kupferstecherei weg zu
einer freieren Auffas-
sung der immer unter
der Herrschaft des
Kupferstiches seufzen-
den Graphik. H. Rath
läßt einen gewissen
barocken Einfluß er-
kennen, sonst hat sich
jedoch in der schwä-
bischen Graphik eine
ruhigere Form, na-
mentlich bei den Ra-
dierern, durchgesetzt.
Hoelzel und seine
Leute haben in der
Graphik Gelegenheit,
ihr Streben in reinster
Kultur vorzuführen,
und es ist zweifellos,
daß sie uns dabei
manches wertvolle
Blatt gegeben haben.
Jnsbesondere hat ja
der Krieg zu schönen
Offenbarungen ge-
führt. Daß sich die
zeichnerische Bega-
bung eines Wald-
schmidt auch hier rei-
ner zeigt, ist selbstverständlich. — Eine ganz ruhige Ent-
wicklung hat in den letzten 25 Jahren die Plastik durch-
gemacht. Anfangs war Vater Donndorf obenan. Wer sich
jetzt seine Statuetten in der Ausstellung besieht, wird
erkennen, daß wir in ihm einen ganz ausgezeichneten
Kleinplastiker gehabt haben. Hier ist nichts von der Steif-
heit seiner großen Arbeiten zu spüren. Dieser Sebastian
Bach und dieserWieland, sie sind von anmutigsten Formen,
bis ins kleinste durchgeschafft und zeugen von den innigen
Beziehungen des Meisters zur Seele seiner Motive. Von
den Aeitgenossen Donndorfs ist Th. Bausch vertreten,
der vielleicht mehr als Architekturplastiker sciner Aeit
R. Pöhelberger. Abb. 17. Sitzendes Mädchen.
14
dieses Mannes und seinem höchsten Wellen und Müssen
Aeugnis ablegt. So ist uns Waldschmidt eine glückliche
Verheißung.
Eine besondere Überraschung hat uns Bernhard
Pankok bereitet. Es sind drei Bildnisse, die in einem
soeben erscheinenden Werk über Stuttgarter Bühnen-
kunst enthalten sind. Keine Schauspieler zwar, aber
der Generalintendant, der Generalmusikdirektor und
der Oberregisseur. Das Bildnis Putlitz ist in gewissem
Sinne eine Neuauslage des Generals von Blume,
wie dort eine ordens-
geschmückte Uniform,
Gerhauser steht ne-
ben etwas knalligen
Aiersachen, Schilling
(Abb. 14) dagegen ist
vor Wand und Vor-
hang gestellt, in hellen
Farben mit dunklen
Gegenwirkungenganz
hervorragend getrof-
fen. Das von Pankok
aufgenommene De-
korativ-Portratistische
tritt hier entschieden
zurück, und der Künst-
ler gibt sich hier als
ein Farbenfreund und
Portratist, wie er uns
recht sein soll. Au
einem reizenden Ver-
gleich fordert sodann
sein altes Selbstbildnis
heraus; dort noch der
altmeisterliche Jüng-
ling, hier der nach
neuen Werten dran-
gende und sie errei-
chende geschatzte und
gereifts Künstler.
-i- -i-
*
Die Graphik und
die Plastik können we-
sentlich kürzer abge-
macht werden. Ob-
schon in Württemberg
die graphischen Künste
eine große Heimstatte
haben, so sind doch
die meisten Graphiker
zugleich Maler, so daß sich eine der Malerei ähnliche
Entwicklung auch in der Graphik zeigt. Ein ausge-
sprochener Graphiker ist eigentlich nur der jetzt an der
Akademie im Holzschnitt wirkende Heine Rath; Älerander
Eckener, der ebensalls an der Akademie wirkt, ist schon
unter den Malern genannt; einzig Lebrecht, der seiner
Art nach treueste Haugschüler, hat unter den Malern
diesmal keine Statt gefundcn. Dagegen begegnen wir
Altherr, Grethe, Haustein, Hoelzel, Kalckreuth, Keller,
Kerschensteiner, Pötzelberger, Schönleber, Seufferheld,
Waldschmidt, dann Eberz, Eberhard, Faure, Greef usw.
Auch Karl und Leo Bauer sind vorhanden, ferner
Brackenhammer, Braith, Breyer, Buttersack, Caspar,
Köhler, Landenberger, Rall, die beiden Schmidt,
Schmoll, die beiden Schöllkopf, Speyer, Stirner,
Wegmann, Iügel usw. Von Braith und Köhler
sind hier Abbildungen (15 und 16) beigefügt. Sie
geben vielleicht am besten die Entwicklung wieder,
die unsere Graphik in 25 Jahren genommen hat.
Damals noch flottes Aeichnen, heute vorstel-
lungsmäßiges Erfassen und Wiedergabe bei Vermei-
dung alles Unnötigen. So schafft Köhler mit weni-
gen Strichen einen
Schützengraben vor
unsern Augen, wah-
rend Braith sich mit
Mühe zu einem fri-
schen Bildchen durch-
gezeichnet hat. Es
waren damals die
bedeutenden Schritte
von der peinlichen
Kupferstecherei weg zu
einer freieren Auffas-
sung der immer unter
der Herrschaft des
Kupferstiches seufzen-
den Graphik. H. Rath
läßt einen gewissen
barocken Einfluß er-
kennen, sonst hat sich
jedoch in der schwä-
bischen Graphik eine
ruhigere Form, na-
mentlich bei den Ra-
dierern, durchgesetzt.
Hoelzel und seine
Leute haben in der
Graphik Gelegenheit,
ihr Streben in reinster
Kultur vorzuführen,
und es ist zweifellos,
daß sie uns dabei
manches wertvolle
Blatt gegeben haben.
Jnsbesondere hat ja
der Krieg zu schönen
Offenbarungen ge-
führt. Daß sich die
zeichnerische Bega-
bung eines Wald-
schmidt auch hier rei-
ner zeigt, ist selbstverständlich. — Eine ganz ruhige Ent-
wicklung hat in den letzten 25 Jahren die Plastik durch-
gemacht. Anfangs war Vater Donndorf obenan. Wer sich
jetzt seine Statuetten in der Ausstellung besieht, wird
erkennen, daß wir in ihm einen ganz ausgezeichneten
Kleinplastiker gehabt haben. Hier ist nichts von der Steif-
heit seiner großen Arbeiten zu spüren. Dieser Sebastian
Bach und dieserWieland, sie sind von anmutigsten Formen,
bis ins kleinste durchgeschafft und zeugen von den innigen
Beziehungen des Meisters zur Seele seiner Motive. Von
den Aeitgenossen Donndorfs ist Th. Bausch vertreten,
der vielleicht mehr als Architekturplastiker sciner Aeit
R. Pöhelberger. Abb. 17. Sitzendes Mädchen.
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