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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 2
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Lohmeyer, Karl: J. C. Sebastiani, der Meister des Koblenzer Stadthauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0049

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Abv. 5.

Die Durchgangshalle unter dem Stadthaus.

gelungen ist, indem er Alt-Koblenzer charakteristische
Motive der Barockzeit zu einem malerischen, zum übrigen
Bauwesen gut abgestimmten Ganzen vereint (Abb. 7).
Hier hält er sich im Aufbau der Stockwerke, im Anbringen
des breit vorgelagerten Erkers völlig an die Wohnbaukunst
zu Aeiten Sebastianis, und nur nach oben, in dem schön
geschwungenen Erkerabschluß, in dem gebrochenen und
geschweiften Aufsatz des Giebels klingt der Bau in eine
spätere elegantere und geschmeidigere Baukunst aus,
wie sie von Franken her mit den Meistern Balthasar
Neumann und Seiz in diese rheinischen Lande kam und
hier die herrlichsten Blüten hervorsprießen ließ.

So haben wir hier einmal den Ausammenklang der
Wiederherstellung eines althergebrachten Bauwerks niit
einem Erweiterungsbau zu modernen Iwecken in völliger
Harmonie gelungen vor uns, als ein bleibendes Werk
unserer Aeit, um das andere rheinische Städte Koblenz
nur beneiden können. Auch im Jnnern hat dieselbe weise
Benutzung derwenigen noch erhaltenen künstlerischenReste
aus alter Ieit gewaltet; neben den mächtigen Balken-
decken der VerwaltungSräume des Erdgeschosses, die uns
einen Begriff von der majestätischen Pracht der Eichen-
wälder unserer Vorfahren vermitteln, sehen wir dies be-

sonders beim Treppenaufgang und seinem prunkvollen
Deckenstuck des Meisters Carlo Maria Pozzi (Abb. 8), das
wie die von ihm umschlossenen Gemälde des Jtalieners
Lucaes erneuert wurde, wobei nur eins der Rund-
gemalde eine allzu energische Renovation erfahren hat,
wovor die übrigen allegorischen Rundbilder dann glück-
licherweise bewahrt geblieben sind. Von besonderem
Jnteresse für uns ist die Anordnung der kleinen seitlichen
Ovalbilder, in denen der Maler in dieser frühen Aeit
bereits sich völlig romantischer Landschaftsstimmung hin-
gibt, gewiß ein seltener Fall eines solchen nur auf
höfische Allegorie abgestimncten frühbarocken Fresko-
malers. Als besonderer Schmuck führt immer noch das
wuchtige schwarze Marmorportal der Jesuitenaula von
diesem oberen Treppenvorplatz heute zu den Sitzungs-
räumen der Stadtväter von Koblenz, und ein Vergleich
mit dem nun beigebrachten Originalriß Sebastianis
(Abb. 2) zeigt, daß es im allgemeinen gut erhalten ist und
daß ihm nur das kurfürstliche Wappen Johann Hugos
von Orsbeck und einige Aieraten von seiner alten Pracht
abhanden gekommen sind.

Es bleibt jetzt noch die Frage aufzuwerfen, inwiefern
der Meister dieses kunstreichen Bauwerks bei andern
 
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