Abb. 6. Biick auf die Rückfront mit den zum Teil neu freigelegten Arkaden und den Seitenflügel.
Koblenzer Bauten, vor allem auch beim Wohnbau,
seinerzeit beteiligt war, und die möchte ich damit be-
antworten, daß er es war, der, nachdem bei dem Bom-
bardement von Koblenz durch dieTruppen Ludwigs XIV.
ein großer Teil der Stadt in Flammen aufgegangen
war, so recht hier dem Ortsbild seinen neuen Charakter
gegeben hat. Ällenthalben ragt noch aus dem Hausgewirr
seine charakteristische Turmkuppel auf, wie er sie alten
gotischen Bauten in geschmeidiger Weise aufgepaßt hat.
Wir finden sie bei der kurfürstlichen Burg am Moselufer,
derenWestflügelunterSebastiani 1681/82 errichtet wurde,
beim Kaufhaus und beim Schöffenhaus; der schlanke,
einem Minaret vergleichbare Turm der Karmeliterkirche,
den er dem altern Bau angefügt zu haben scheint, trägt sie
stolz zum Rheinesufer zu, der in seiner alten Wirkung nur
neuerdings durch den davorgesetzten Pompbau des Koblen-
zer Hofes viel von seiner schlanken Wirkung verloren hat.
Wir finden diese Turmkuppeln wieder, besonders
stattlich ausgebildet, beini Bau des alten HofgerichtS
auf der Danne, dessen jetzt leider verbaute und ver-
mauerte Arkadenarchitektur im Ehrenhofe, dem heu-
tigen Pfarrhause, in nächstem Bezuge zu dem Jesuiten-
bau steht und auch auf der Straßenseite*) ein so präch-
*) Em kleines Pförtchen trägt hier die Jahreszahl 1709,
fällt also bereits in die Zeit des Nachfolgers von Sebastiam,
des Baudirektors Ravenstein, so daß eine Beteiligung, viel-
leicht die Vollendung dieses Küustlers, dessen Kunst ja viel-
fach an die Sebastianis anzuschließen hatte, auch bei diesem
Bauwesen in Betracht gezogen werden muß. Bauakten usw.
fehlen bisher völlig.
tiges Beispiel des charakteristischen Koblenzer Erkers zeigt,
daß ich glaube, auch die Hand und den Einfluß Sebastianis
bei diesen vielfach noch unter seiner Baudirektion und im
Anschluß daran erst in den überkommenen und weiter
ausgebildeten Formen unter seinem Nachfolger ent-
standenen reizvollen Erkerbauten, die einst noch weit
mehr wie heute das Stadtbild schmückten, zu erkennen,
so daß man ehemals Koblenz „die Stadt der Erker"
mit Recht nennen konnte. Die an die Danne anschließende
Kornpfortstraße ist reich an solchen Beispielen, bei
einem dieser Bauten ist auch noch auf die schöne Aus-
bildung der Durchfahrt hinzuweisen, die eine ganz ähn-
liche Ausstattung mit den ihre Kreuzgewölbe begleitenden
Stucklorbeergirlanden erfahren hat, wie das Jesuiten-
kolleg. Das schönste Beispiel eines solchen Erkerhauses
ist wohl das stattliche Haus zum Rosenbaum am Münz-
platz, das in seinen durchaus gelungenen Verhältnissen,
der künstlerischen Ausbildung des Erkers, eine Meister-
hand selbst verrät, im Gegensatz vieler mehr handwerklich
ausgeführten Koblenzer Bauten dieser Art; zu den letz-
teren gehört auch die fast zum Wahrzeichen der Stadt
gewordene Baugruppe der vier Türme. Sie zeigt noch
in ihrem ornamentalen Schmucke ganz die Detailüber-
ladung der deutschen Renaissance, und nur in der ein-
heitlichen Durchführung, in der geschickten korrespon-
dierenden Anlage der vier Bauten zueinander, beginnt
sich das Barock in seiner besten Kraft, dem Ausgehen
auf großzügige Gesamtwirkung, dem Iusammenfassen
einzelner Gebäude zu monumentaler wirkenden Bau-
gruppen zu regen. 1689 wurde bereits mit der Er-
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Koblenzer Bauten, vor allem auch beim Wohnbau,
seinerzeit beteiligt war, und die möchte ich damit be-
antworten, daß er es war, der, nachdem bei dem Bom-
bardement von Koblenz durch dieTruppen Ludwigs XIV.
ein großer Teil der Stadt in Flammen aufgegangen
war, so recht hier dem Ortsbild seinen neuen Charakter
gegeben hat. Ällenthalben ragt noch aus dem Hausgewirr
seine charakteristische Turmkuppel auf, wie er sie alten
gotischen Bauten in geschmeidiger Weise aufgepaßt hat.
Wir finden sie bei der kurfürstlichen Burg am Moselufer,
derenWestflügelunterSebastiani 1681/82 errichtet wurde,
beim Kaufhaus und beim Schöffenhaus; der schlanke,
einem Minaret vergleichbare Turm der Karmeliterkirche,
den er dem altern Bau angefügt zu haben scheint, trägt sie
stolz zum Rheinesufer zu, der in seiner alten Wirkung nur
neuerdings durch den davorgesetzten Pompbau des Koblen-
zer Hofes viel von seiner schlanken Wirkung verloren hat.
Wir finden diese Turmkuppeln wieder, besonders
stattlich ausgebildet, beini Bau des alten HofgerichtS
auf der Danne, dessen jetzt leider verbaute und ver-
mauerte Arkadenarchitektur im Ehrenhofe, dem heu-
tigen Pfarrhause, in nächstem Bezuge zu dem Jesuiten-
bau steht und auch auf der Straßenseite*) ein so präch-
*) Em kleines Pförtchen trägt hier die Jahreszahl 1709,
fällt also bereits in die Zeit des Nachfolgers von Sebastiam,
des Baudirektors Ravenstein, so daß eine Beteiligung, viel-
leicht die Vollendung dieses Küustlers, dessen Kunst ja viel-
fach an die Sebastianis anzuschließen hatte, auch bei diesem
Bauwesen in Betracht gezogen werden muß. Bauakten usw.
fehlen bisher völlig.
tiges Beispiel des charakteristischen Koblenzer Erkers zeigt,
daß ich glaube, auch die Hand und den Einfluß Sebastianis
bei diesen vielfach noch unter seiner Baudirektion und im
Anschluß daran erst in den überkommenen und weiter
ausgebildeten Formen unter seinem Nachfolger ent-
standenen reizvollen Erkerbauten, die einst noch weit
mehr wie heute das Stadtbild schmückten, zu erkennen,
so daß man ehemals Koblenz „die Stadt der Erker"
mit Recht nennen konnte. Die an die Danne anschließende
Kornpfortstraße ist reich an solchen Beispielen, bei
einem dieser Bauten ist auch noch auf die schöne Aus-
bildung der Durchfahrt hinzuweisen, die eine ganz ähn-
liche Ausstattung mit den ihre Kreuzgewölbe begleitenden
Stucklorbeergirlanden erfahren hat, wie das Jesuiten-
kolleg. Das schönste Beispiel eines solchen Erkerhauses
ist wohl das stattliche Haus zum Rosenbaum am Münz-
platz, das in seinen durchaus gelungenen Verhältnissen,
der künstlerischen Ausbildung des Erkers, eine Meister-
hand selbst verrät, im Gegensatz vieler mehr handwerklich
ausgeführten Koblenzer Bauten dieser Art; zu den letz-
teren gehört auch die fast zum Wahrzeichen der Stadt
gewordene Baugruppe der vier Türme. Sie zeigt noch
in ihrem ornamentalen Schmucke ganz die Detailüber-
ladung der deutschen Renaissance, und nur in der ein-
heitlichen Durchführung, in der geschickten korrespon-
dierenden Anlage der vier Bauten zueinander, beginnt
sich das Barock in seiner besten Kraft, dem Ausgehen
auf großzügige Gesamtwirkung, dem Iusammenfassen
einzelner Gebäude zu monumentaler wirkenden Bau-
gruppen zu regen. 1689 wurde bereits mit der Er-
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