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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 2
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Lohmeyer, Karl: J. C. Sebastiani, der Meister des Koblenzer Stadthauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0053

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Abb. 8.

Der Deckenstuck Carlo Maria Pozzi's im Treppenhaus.

die Stadt Koblenz von diesem Koblenzer Besitz der Sebastianis
den Garten „am Entenpudel" mit vielen Obstbäumcn und aucb
einer „raren trauben rahm" wieder eingezogen, da sie ihn zuin
Bauen höchst nötiger Stallungen für die in Koblenz „bei dem fran-
zösischen Krieg" in Garnison liegende Kavallerie benötigte, und die
diesbezüglichen Schadenersahansprüche und Prozesse der Witwe
und der Erben Sebastianis geben uns manchen wertvollen Hinweis.
So bestanden nin 1750 drei Stanrme von Nachkommen unseres
Ehrenbreitsteincr Hofarchitekten. Der erste Philippsburger Stainm,
kam von einem Jngenieur nnd Obristleutnant Sebastiani her,
in dem wir seinen ältesten Sohn Iohann Servatius vermnten
inüssen, ivoraus wir zugleich sehcn, wie sich das Jngenieurtalent
in der Familie fortgeerbt hatte. Dessen beide Söhne waren in den
Barfüßer-Karmeliterorden eingetreten, so daß u. a. auch das
Karmeliterkloster zu Heidelberg Ansprüche an die Sebastianische
Erbschaft stellt. Die Tochter INarie Lrebastiani hatte wieder einen
Obristleutnant mit Namen Diederich geheiratct. Der zweite
Ehrenbreitsteiner Stainin bestand 1750 aus fünf Erbberechtigten,
er kam von dem oben erwähnten Karl Kaspar Sebastiani her.
Der dritte Wormser Stanini kam von eincr Tochter her, die den
Amtsschreiber Schweinkert in Bruchsal geheiratet hatte, deren
Nachkominen wir an sehr angesehene kurpfälzische Beamte in
Worms und Heidelberg vermählt sehen, die alle Ansprüche an
die Sebastianische Erbscbaft stellen, deren Regelung init der
Stadt Koblenz sich bis 1754 hinzieht. (K. A I. 0. 2165, 2166,
Prozeßakten.)

**) Der Hofarchitekt Jakob Schauff wohnte in Koblenz 1663
im II. O.uartier (K. Ä. Bürgerliste von 1663). Scine Gattin schenkte
ihm von 1660 bis 1665 drei Kinder (Kirchenbuch von Liebfrauen
im K. A.). Er wird dabci „Honoratn? ao clisorotns Dominns"
und „sxeotabilis vir" genannt.

durchbohrten hl. Sebastian im Schild u»d als Helm-
zier zwei Adlerflügel und dazwischen zwei gekreuzte
Pfeile zeigt. Die Popularitat der im Jahre 1814 mit der
Jungfer Elisabeth Sebastiani ausgestorbenen Familie
in der rheinischen Kurresidenz spiegelt sich auch vor allem
darin wider, daß sie in die noch heute bestehende lieb-
liche Sage vom „Fränzchen Sebastiani" hineingedeutet
wurde, von der der Rheinische Antiquarius zu berichten
weiß und die 1871 noch Struensee zu seinem gleich-
betitelten Roman begeisterte; das war aber auch die ein-
zige Erinnerung an dies Geschlecht, wahrend der Hof-
architekt und sein Wirken so völlig vergessen war, daß
nicht einmal der Antiquarius von ihm spricht und er erst
jetzt wieder mit dem Wiedererstehen und Anerkennen
der Kunst seiner Aeit vor uns hintreten kann. Das genaue
Datum seines Todes hat sich uns nicht erhalten, doch
können >vir als Todesjahr 1704 annehmcn*), da ani
23. August des Jahres seinc Gattin als Witwe bezeichnet
und im Dezember 1704 ein Nachfolger ernannt wird;
seine Gattin folgte ihm crst 1720 in sehr hohem Alter
in den Tod.

*) Freundliche Mitteikmg von Herrn Pfarrer Wagner, dem
verdienstvollen Ehrcnbreitstciner Lokalhistoriker, dem ich manchen
ivertvollcn Hinweis, auch bei dieser Arbeit, verdanke.

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