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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Stuttgarter Bühnenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0094

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Bernhard Pankok.

sachlich gearbeitet wurde und daß der Geist der Mozart-
schen Töne, durch einen klugen Musiker vertreten, alle
Eigenwilligkeit fernhielt. Um so wertvoller ist das Er-
gebnis inr einzelnen, alS welches hier vor allem der
Anteil Pankoks gewertet werden soll.

Man lveiß ja heute, daß diescr als Kunstgewerbler
uiu seiner fanatischen Ornamentik zur ganzen Aeit-
strömung iu Widerspruch geratene Kunstler vordem ein
Maler >var uud dies trotz seiner rastlvsen Bemühung
um die Baukunst und der ihr diencnden Aierkunste
bis heute geblieben ist. Und zivar einer der wenigen
Maler von Rasse, auf die wir in Deutschland weisen
können, wenn wir die unabhängigen Werte unseres
modernen Kunstdaseins zusanmiensuchen. Awar steht
er auch da den Jüngsten so fern wie den Alten, er ist
nach seiner Natur dach was man leichthin einen Außen-
seiter nennt; leichthin insofern, als es jede historische
Nachprüfung beweist, daß sich in ihren Außenseitern die
eigentlichen Leistungen der Kunst — zum wenigsten im
neunzehnten Jahrhundert — vollzogen haben: Böcklin

Flgurine „Tamino" zur Zauberflöte.

und Marses, Leibl und Menzel, Thoma, Trübner und
Steinhausen standen abseits, bevor sie im Wechsel der
künstlerischcn Meinungcn ihre Anerkennung gewannen.
Daß diese Abseitigkcit bei Pankok ihren besonderen
Eigensinn hat, lvird freilich in seiner kunstgewerblichen
Tätigkeit deutlicher als in seiner Malerei, wo das tüch-
tige Handwerk auch die Widerstrebenden zur Anerkennung
zwingt; im Buchschmuck, im Ornanient seiner Jntarsien
und Metallarbeiten erst zeigt sich seine Leidenschaft zuni
Kapriziösen im ganzen Arismaß. Ob sich der Jugendstil
zum Biedermeier modelte und auf die ausgetretene
Straße des Klassizismus kam: Pankok blieb unbeirrt
der gleiche, und eher steigerte sich scine Lust am Ornament,
als daß sie mit dem Verzicht der andern ging; um nun,
wo sich ein deutlicher llberdruß an der Dürre der „schmuck-
losen Vornehmheit" bemerkbar macht, mit dieser Unbe-
irrbarkcit die beginnende Rückkehr zur künstlerischen
Phantasie ironisch lachelnd entgegenzunehmen.

Gewiß, er hat so törichte Dinge gemacht wie den
verlasterten Ausstellungssaal in der Stuttgarter Galerie,

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