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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 4
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Schäfer, Wilhelm: Stuttgarter Bühnenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0097

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Bernhard Pankok.

zaubern, daß sie dem Hörer — traumend in der Musik —
die Augen öffneten. Die Aufgabe machte alle Phantasie
Pankokscher Schmucksucht frei, wie sie den Geschmack
seiner Malerei zu einem Reichtum weckte, der wahrhaft
verschwenderisch mit den Einfällen umgeht. Ein Künstler
arbeitet, ein Maler, kein Dekvrateur; nichts mehr vvn der
herkömmlichen Schablvnc und auch nichts von bewußter
Stilisierung: alles frische und fröhliche Laune, blühender
Traum, Goldschaum einer verrvnnenen Wirklichkeit.

Schon wie er den Schaukasten der Bühne vvn dcn>
Iuschauer abtrennt, verrat die freie Hand; nicht mehr der
Dorhang ist die Scheidewand vvm DiesseitS und Jen-
seits der Theaterwelt, ein fcster Rahmen bindet das
Dühnenbild und alles darin steht so für sich, daß der Vvr-
Üang nur noch wie bei einem Bild wirkt, Schutz gegen
üen Staub der Alltaglichkeit. (Vvllbild.) Und von dcm
Rahmen aus baut sich das Schaubild in die Tiefe als
Raum gewordene Flache, als „lebendes Bild", als
ücht- und glanz- und sarbenerfüllte Tiefe; alles wie in
Malerei auf sprühende Bewegung, nichts aus die

Figurine „Despiira" zu 6osi kan tutte.

starre Symmetrie der Baukunst gestellt: eine bewußte
Ablösung von dem Theaterramn, ein Ausbruch ebenso
kühn und frci wie die Niusik, die mit dem Schaubild
aus dem gleichen Traum auszuschwellen scheint. Und
dahinein die Darsteller nnt der strengsten Einordnung
ihrer Erscheinung gestellt, und mit dem Rangwert ihrer
Farben. So Don Juan in der sinnlichsten Farbe,
dem prangenden Rot, stets alle andern Farben der Bühne
überblühend, bis diese selber in der Schlußszene ganz
darin untergetaucht scheint, um hinter eineni schwarzen
Vorhang zu verschwinden.

Das ist freilich eine andere Ausnutzung der Farbwerte,
als ich sie vor zwei Jahrzehnten in der Großen Oper
zu Pariü sah, anders durch die künstlerische Fassung und
Haltung des Bühnenbildes, anders durch die köstliche
Durchbildung des einzelnen Kostüms. Jedem Darsteller
in jeder Erscheinung hat Pankok die Figurinen hingemalt;
mit ivelcheni Reiz, davon mögen die wenigen Proben
zeugen, die wir nüt gütiger Erlaubnis des Verlegers aus
der „Stuttgarter Bühnenkunst" hier abdrucken dürfen.

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