Reinhold Nägele, ein schwäbischer Maler.
es. Ein solches Blatt wie die „Schauspielerin" geht da-
durch schon bis an die Grenze der Karikatur und man
muß in die Skizzenbücher des Künstlers hineingeblickt
haben, um gegen die Gefahr der Verschnörkelung ein
elementares Naturgefühl als den notwendigen „Gegen-
wurf" (um mit dem Schwaben Suso zu reden) in einer
freien und selbständigen Weise entwickelt zu sehen. Nur
von hier aus läßt sich der redselige Sarkasmus dieses
Auch Einen kaltblütig würdigen, selbst wenn er, einem
faunischen Drang folgend, so zum grellen Witz wird
wie in den „Glashirschen" (Abb. 4).
Das beste, was man von dieser Art von Begabung
erwarten kann, wird eben jene sonderbare Mischung
von Naturgefühl und Witz, von gläubigem Geist und
komischer Laune sein, die der Vischersche Roman un-
sterblich machte: Schon das Lazarett (Abb. 2) gibt davon
ein Beispiel — drolliger kann man das Elend einer An-
häusung leidender Menschen nicht auflösen, nebenbei
auch nicht ornamentaler, schnörkelhafter —, mehr aber
noch das „Volksfest" (Vollbild), das darin wirklich ein
Meisterstück bildlicher Darstellung ist. Man muß das
Ausmaß dieses Bildes (90 zu 120 cin) kennen, um für
seine Vollendung einen Wertmesser zu haben; dann ist
dieser senkrecht ins Bild hinaufgezogene Weg zwischen
den Aelten mehr als ein Witz, dann ist er ein glänzender
Kompositionsgedanke, der es überhaupt erst ermöglichte,
dergleichen als Bild zu malen. Wie entzückend sich ihm
alles Einzelwerk anreiht, das zeigt die Betrachtung ohne
weiteres; mehr aber als das ist der tiefe Gegensatz
zwischen der schweigend ruhenden Landschaft und dem
grellen Lärm des Nienschenvergnügens, der dem Bild
die Karten mischt. S.
Rcinhold Nägele.
Abb. 4. Glashirsche.
es. Ein solches Blatt wie die „Schauspielerin" geht da-
durch schon bis an die Grenze der Karikatur und man
muß in die Skizzenbücher des Künstlers hineingeblickt
haben, um gegen die Gefahr der Verschnörkelung ein
elementares Naturgefühl als den notwendigen „Gegen-
wurf" (um mit dem Schwaben Suso zu reden) in einer
freien und selbständigen Weise entwickelt zu sehen. Nur
von hier aus läßt sich der redselige Sarkasmus dieses
Auch Einen kaltblütig würdigen, selbst wenn er, einem
faunischen Drang folgend, so zum grellen Witz wird
wie in den „Glashirschen" (Abb. 4).
Das beste, was man von dieser Art von Begabung
erwarten kann, wird eben jene sonderbare Mischung
von Naturgefühl und Witz, von gläubigem Geist und
komischer Laune sein, die der Vischersche Roman un-
sterblich machte: Schon das Lazarett (Abb. 2) gibt davon
ein Beispiel — drolliger kann man das Elend einer An-
häusung leidender Menschen nicht auflösen, nebenbei
auch nicht ornamentaler, schnörkelhafter —, mehr aber
noch das „Volksfest" (Vollbild), das darin wirklich ein
Meisterstück bildlicher Darstellung ist. Man muß das
Ausmaß dieses Bildes (90 zu 120 cin) kennen, um für
seine Vollendung einen Wertmesser zu haben; dann ist
dieser senkrecht ins Bild hinaufgezogene Weg zwischen
den Aelten mehr als ein Witz, dann ist er ein glänzender
Kompositionsgedanke, der es überhaupt erst ermöglichte,
dergleichen als Bild zu malen. Wie entzückend sich ihm
alles Einzelwerk anreiht, das zeigt die Betrachtung ohne
weiteres; mehr aber als das ist der tiefe Gegensatz
zwischen der schweigend ruhenden Landschaft und dem
grellen Lärm des Nienschenvergnügens, der dem Bild
die Karten mischt. S.
Rcinhold Nägele.
Abb. 4. Glashirsche.