Arnold Waldschmidt.
mir eine frühe Skizze zu seinem bekannten „Stier mit
Pflüger" gezeigt. Sie hatte noch einen landschaftlichen
Hintergrund; Freunde sollen ihm dazu geraten haben,
aber Waldschmidt, der vorab die Kraftlinien eines solchen
Vorbildes herausschälen wollte, konnte dazu keinen land-
schaftlichen Hintergrund mehr brauchen. Nur die Lust
mit freitreibenden Wolken war allmächtig genug, die
Wucht eines solchen Aufbaus hervortreten zu lassen.
Und so hat Waldschmidt den „Stier mit Pflüger" ohne
zerkleinernden Hintergrund genialt. Genau so ver-
hält es sich mit den „Pferden", die hier abgebildet
sind. Ja, als Un-
tergrund mußte
auch hier etwas
Landschaftliches
herhalten, aberes
ist noch ausstrah-
lend zugespitzt,
um schon da die
Energie der Li-
nien beginnen zu
lassen. Dann ver-
folge man das
Schwingendeund
Schließende der
Kraftlinien in den
Pferden und man
wird erkennen,
daß diesem Künst-
ler ein Vorwurf
wirklich nur dazu
dient, um ihn zu
überwinden und
nur noch eine so-
nore Melodik von
innerlich gesehe-
nenLinienschwin-
gungen zu geben.
UndwieallesGe-
genständliche ge-
gen die helle Luft
sich abhebt,das ist
auch wieder der
Erfolg, daß sich
der Künstler vom
landschaftlichen
Hintergrund fern-
halten konnte. Es
ist erpressionistisch Arrwlv Waldschrmdt.
und impressioni-
stisch zugleich, wie hier rein seiend, lebend, ein Gege-
benes hingestellt und darüber hinaus ein machtvoller
Ausammenbau erzielt wird, der in einem beschwingten
Liniensystem so rein und klar ausgedrückt ist. Aber
Waldschmidt besitzt die Spannkraft, das Koiikrete neben-
her auszubilden, und darum wird er über allem Selbst-
gekonnten auch stets ein Naturschilderer zugleich sein.
Seine Landschaften, die hier wiedergegeben sind
zeigen das noch deutlicher. Wie genau ist dabei ein sich
in einem mittleren Brennpunkt kreuzendes Liniennetz
zu verfolgen und wie naturhaft getreu sehen sich die Land-
schaften zugleich an! Waldschmidt ist nicht der eitle
Systematiker einer Landschaft, sondern er sucht das
Systematische in der Landschaft selbst aus. So bei der
„Wettertanne" die schöne, flächenteilende Vertikale im
Vordergrund und die in einen Punkt zusammenlaufenden
Geländelinien der Landschast. Ein Dampfroß löst dann
das Starre des Knotens wieder auf. Oder in der „Bach-
landschaft", wo die Geländelinien ebenfalls in einem
Mittelpunkt zusammenkommen, dieser Punkt aber von
einem Strauch wieder gelöst wird. Sehen wir in den
„Pferden" ein schwingendes, sich schließendes Linien-
werk, so kam es dem Künstler hier darauf an, einige
Linien aus dem
Rhythmus der
Natur festzulegen,
sie in einen Punkt
zu vereinigen und
sie aber dann in
diesemPunktefrei
ausstrahlen zulas-
sen. So handhabt
Waldschmidt die
Linien und Kräfte
mit einer kühnen
Spielfertigkeit
und gibt uns doch
dabei eine natür-
liche Landschaft.
Noch besser ist
das straff Lineare
seinerKompositio-
nen im Graphi-
schen zuverfolgen.
Wir sehen hier ei-
nenAusschnittaus
einer Aeichnung
für die Schlacht
beiHemmingstedt.
Es ist ein ewiges
Schräg von
Linien;dasFlüch-
tende der Reiter-
scharen soll damit
ausgedrückt wer-
den. Einige Hal-
tende wiederum
verankern das
Hauptlinien-
system wirksamim
Schlacht bei Hemmingstedt. Bildrahmen, und
in den Einzelfigu-
ren ist dann sehr schön ein Kreislauf von Linien zu ver-
folgen, der das Schwingende des Vordergrundes bildet.
Das Graphische bringt es wohl mit sich, daß das Lineare
hier überwiegt, aber im Malerischen ist es natürlich auch
nur die geheimnisvolle Musik des Flächigen. So kommt
es, daß die graphischen Blatter für das elementare Analy-
sieren der Waldschmidtschen Kunst fast ausschlaggebend
sind. Und da ist die Aeichnung des sterbenden Pferdes
wohl das treffendste Beispiel. Einen schönen, ruhigen
Umriß, ein sich auslösendes System von inneren Be-
wegungslinien, das alles ist so genau gesehen,so endgültig
hingezeichnet, daß hier eine reine Jmpression wahrhaftig
mir eine frühe Skizze zu seinem bekannten „Stier mit
Pflüger" gezeigt. Sie hatte noch einen landschaftlichen
Hintergrund; Freunde sollen ihm dazu geraten haben,
aber Waldschmidt, der vorab die Kraftlinien eines solchen
Vorbildes herausschälen wollte, konnte dazu keinen land-
schaftlichen Hintergrund mehr brauchen. Nur die Lust
mit freitreibenden Wolken war allmächtig genug, die
Wucht eines solchen Aufbaus hervortreten zu lassen.
Und so hat Waldschmidt den „Stier mit Pflüger" ohne
zerkleinernden Hintergrund genialt. Genau so ver-
hält es sich mit den „Pferden", die hier abgebildet
sind. Ja, als Un-
tergrund mußte
auch hier etwas
Landschaftliches
herhalten, aberes
ist noch ausstrah-
lend zugespitzt,
um schon da die
Energie der Li-
nien beginnen zu
lassen. Dann ver-
folge man das
Schwingendeund
Schließende der
Kraftlinien in den
Pferden und man
wird erkennen,
daß diesem Künst-
ler ein Vorwurf
wirklich nur dazu
dient, um ihn zu
überwinden und
nur noch eine so-
nore Melodik von
innerlich gesehe-
nenLinienschwin-
gungen zu geben.
UndwieallesGe-
genständliche ge-
gen die helle Luft
sich abhebt,das ist
auch wieder der
Erfolg, daß sich
der Künstler vom
landschaftlichen
Hintergrund fern-
halten konnte. Es
ist erpressionistisch Arrwlv Waldschrmdt.
und impressioni-
stisch zugleich, wie hier rein seiend, lebend, ein Gege-
benes hingestellt und darüber hinaus ein machtvoller
Ausammenbau erzielt wird, der in einem beschwingten
Liniensystem so rein und klar ausgedrückt ist. Aber
Waldschmidt besitzt die Spannkraft, das Koiikrete neben-
her auszubilden, und darum wird er über allem Selbst-
gekonnten auch stets ein Naturschilderer zugleich sein.
Seine Landschaften, die hier wiedergegeben sind
zeigen das noch deutlicher. Wie genau ist dabei ein sich
in einem mittleren Brennpunkt kreuzendes Liniennetz
zu verfolgen und wie naturhaft getreu sehen sich die Land-
schaften zugleich an! Waldschmidt ist nicht der eitle
Systematiker einer Landschaft, sondern er sucht das
Systematische in der Landschaft selbst aus. So bei der
„Wettertanne" die schöne, flächenteilende Vertikale im
Vordergrund und die in einen Punkt zusammenlaufenden
Geländelinien der Landschast. Ein Dampfroß löst dann
das Starre des Knotens wieder auf. Oder in der „Bach-
landschaft", wo die Geländelinien ebenfalls in einem
Mittelpunkt zusammenkommen, dieser Punkt aber von
einem Strauch wieder gelöst wird. Sehen wir in den
„Pferden" ein schwingendes, sich schließendes Linien-
werk, so kam es dem Künstler hier darauf an, einige
Linien aus dem
Rhythmus der
Natur festzulegen,
sie in einen Punkt
zu vereinigen und
sie aber dann in
diesemPunktefrei
ausstrahlen zulas-
sen. So handhabt
Waldschmidt die
Linien und Kräfte
mit einer kühnen
Spielfertigkeit
und gibt uns doch
dabei eine natür-
liche Landschaft.
Noch besser ist
das straff Lineare
seinerKompositio-
nen im Graphi-
schen zuverfolgen.
Wir sehen hier ei-
nenAusschnittaus
einer Aeichnung
für die Schlacht
beiHemmingstedt.
Es ist ein ewiges
Schräg von
Linien;dasFlüch-
tende der Reiter-
scharen soll damit
ausgedrückt wer-
den. Einige Hal-
tende wiederum
verankern das
Hauptlinien-
system wirksamim
Schlacht bei Hemmingstedt. Bildrahmen, und
in den Einzelfigu-
ren ist dann sehr schön ein Kreislauf von Linien zu ver-
folgen, der das Schwingende des Vordergrundes bildet.
Das Graphische bringt es wohl mit sich, daß das Lineare
hier überwiegt, aber im Malerischen ist es natürlich auch
nur die geheimnisvolle Musik des Flächigen. So kommt
es, daß die graphischen Blatter für das elementare Analy-
sieren der Waldschmidtschen Kunst fast ausschlaggebend
sind. Und da ist die Aeichnung des sterbenden Pferdes
wohl das treffendste Beispiel. Einen schönen, ruhigen
Umriß, ein sich auslösendes System von inneren Be-
wegungslinien, das alles ist so genau gesehen,so endgültig
hingezeichnet, daß hier eine reine Jmpression wahrhaftig