Josef Sattler. Jnfantene-Sappe.
gestempelt ivurde, wird es bei Sattler mehr und mehr
die lediglich den Besitz anzeigende, daneben noch allen-
salls Berus oder Vorliebe des Besitzers andeutcnde
Marke. Die Schrist erscheint demgemäß als der mit
der Gesamtkomposition tmlösbar verbundene Haupt-
bestandteil des Ganzen. So, um Beispiele heraus-
zugreifen, bei den Buchmarken des Straßburger Theo-
logen Eugen Müller und des Schauspielers Franz
Peschel. Das gleichfalls abgebildete Erlibris Otto
Stilling mit der Heiligen Wiborad als Patronin der
Bücherfreunde ist dagegen eines der wenigen, die in
Holzschnitt ausgeführt worden sind. Professor Martin
Höneniann in Berlin hat den Schnitt besorgt.
Da der Künstler sein Augenmerk allezeit in so hoheni
Grade auf den Charakter der Schrift richtete, lag es für
ihn nahe, sich als Schriftkünstler der Ausarbeitung neuer
Drucktypen zu widmen. Schon seine Nibelungen-Aus-
gabe, ein in der Entwicklung der deutschen Buchschmuck-
kunst klassisches Werk, wurde mit einer eigens vom
Künstler gezeichneten Schrift gedruckt. Dieser erste
glanzend gelungene Versuch ist nicht der einzige ge-
blieben; er hat inzwischen auf diesem Gebiet erfolgreich
weiter gearbeitet. Nur der Ausbruch des Krieges trägt
Schuld daran, daß die neue Sattler-Type noch nicht irn
Handel erscheinen konnte.
Unser Farbenblatt gibt ein Selbstbildnis Sattlers aus
jungen Jahren wieder, eines der ganz wenigen Beispiele,
Josef Sattler. Jnfanterie-Kuppe.
die Sattler als Maler zeigen. Ein Blatt, das bisher noch
nicht farbig veröffentlicht worden ist. Beobachtungsschärfe
und geschmackvollen malerischen Vortrag wird man dieser
Jugendarbeit nicht absprechen können. Es ist erstaunlich,
wie „malerisch" dieses Bildnis, trotz Sattlers nuch damals
fchon hervortretenden, ausgesprochen graphischen Ver-
anlagung, behandelt ist.
Die übrigen Bilderbeilagen sind Wiedergaben neue-
rer Sattlerscher Werke, die alle wahrend des Krieges
entstanden sind. Daß der Künstler, der Tod und Krieg in
den verschiedensten Erscheinungen i» seinem„Totentanz",
in den „Bildern aus dem Bauernkrieg" und in den
„Wiedertäufern" visionär gestaltet hat, von den Ereig-
nissen unserer Tage nicht unberührt bleiben konnte, ver-
steht sich leicht. Und in der Tat: im Gegensatz zu zahl-
reichen anderen Künstlern, denen das Organ zum künst-
lerischen Erleben unserer denkwürdigen Kriegszeit ab-
geht, hat Sattler von Anbeginn an künstlerische Anregun-
gen aus ihr gezogen. Jm „Totentanz" war der Künstler
den verschiedensten im täglichen Leben an uns heran-
tretenden Mahnungen an die menschliche Vergänglich-
keit nachgegangen, in den „Bildern aus dem Bauern-
krieg" hatte er die bald tastend, bald überstürzend sich
zum Lichte durchdringende Freiheitsbewegung der tief
erregten Volksseele geschildert, und in den „Wieder-
täufern" die schwüle Gärung sinnlich entflammter reli-
giöser Schwärmer, — wie anders stand das Unerhörte
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