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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 10/11
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Schäfer, Lisbeth: Große Berliner Kunstausstellung 1917 im Kunstpalast zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0247

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Hans Schüz.

Hochzeit zu Äana.

Große Berliner Kunstausstellung 1917 im Kunstpalast

zu Düffeldorf.

^^»n nichts ist diese Ausstellung jener Heerschau ver-
^ glsichbar, die wir mit einem gewissen herkömm-
— lichen Glanz in den Glashallen am Lehrter Bahn-
hof zu sehen gewohnt waren. Der Krieg hat die
Paraden überflüssig gemacht, er hat sich breit in jeden
Raum hineingesetzt, und daher kommt es, daß die Bilder,
die wir diesmal im Kunstpalast am Rhein unten in Düssel-
dorf finden, ein wenig wirken wie Flüchtlinge, die aus
Besitz und Heimat gedrangt ein Unterkommen in der
Fremde gefunden haben, wo der Eingesessene nun
gleich bedrängt mit den Aufgenommenen wohnt,
keiner den Mut zur Entfaltung des wahren Glanzes
oder zum Anspruch der wirklichen Bedeutung findend,
aus der Scheu, den andern zu hindern. Wer daher den
Maßstab abschätzender Kritik an die gezeigten Leistungen
legen und danach den Stand der Berliner oder Düssel-
dorfer Kunst beurteilen wollte, täte unrecht, wenn sich
auch nicht behaupten läßt, daß hier nur zufällig durch
gleiches Geschick verbundene Gruppen zeigen, was sie
gerade haben. Eine zahlreiche und dem Anspruch ihrer
Namen nach gewichtige Vertreterschaft läßt auf eine
sorgfältige Auswahl schließen und auch wohl auf den
Willen, einige Geschlossenheit in diese Veranstaltung zu
bringen. Wenn gerade das letzte als nicht gelungen
zuerst bemerkbar wird, so mag das eben seinen Grund
in der zu großen Aahl der beratenden und beschließen-
den Häupter haben. Kunst beurteilen soll man nur ob-
jektiv, und die Objektivität der Erkenntnis ist eine Frage

der reinen geistigen Beschaffenheit, es ist da immer
besser, wenige oder nur eine Stimme, der man ver-
trauen möge, reden zu lassen. Der einzelne objektiv
urteilende Künstler wird allezeit der beste Vertreter
der Kunst sein, auch als Aufnahmekommissar.

So wird die durch den Grundriß gegebene Teilung
des Hauses wohl der beste Weg sein, eine Übersicht zu
gewinnen, indem man die Berliner Gruppen auf der
rechten Seite und die weniger deutlich abgegrenzten
Einheiten der Düsseldorfer auf der anderen Seite findet.
Ein im Führer genannter „allgenieiner" Teil der Ber-
liner umfaßt scheinbar die Elemente, die im näheren
oder ferneren Ausammenhang mit den akadennschen
Kreisen stehen, ohne daß sich damit wie früher der Be-
griff eines reaktionären Klanges verbindet. Nirgend
drängt sich ein aufreizender Ton vor, doch hat zumeist
eine wohlabgewogene Harmonie dcr Empfindungs-
losigkeit früherer Aeiten Platz gemacht.

Diese Harmonie, die z. B. rein aufklingt in Robert
Weises „Damenbildnis im Sommer", das in rosavio-
letten Skabiosentönen in Schirm und Kleid die reife
Schönheit der Frau vor dem ersten Herbsttag des Wel-
kens zeigt, ein Bild, das durch den sicheren Geschmack
besticht, ohne eigentlich zu bewegen. Jm gleichen Sinne
ist die große Kollektion von Hans Looschen zu nennen.
Bestechend durch eine Technik, der alles leicht zu werden
scheint, ist der Betrachter von Bild zu Bild mehr ge-
fangen von dieser fast herenhaften Fertigkeit. Diesc

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