Große Berliner Kunsknusstl'llung 1917 im Kunstpnlnst zu Düsst'ldorf.
Paßhöhe"; sie zeigt diesen Künftler, der das Licht mit
seinem Pinsel einsangen kann, wie kaunr einer, von
einer ganz ncuen und verheißenden Seite; dazu Pros.
Hans Kohlschein mit zahlreichen und sehr geschickt ge-
maltcn Eindrückcn vom polnischen Kriegsschauplatz,
von denen eine Skizze in Tempera „Lublincr Bauern
in der Kirche" ganz besonders ausfallt durch ihr Tem-
peramcnt, tlnd Otto Sohn-Rethel, der nlit vornehm
abgewogenen Farben Bildnisse und unter anderem ein
Stilleben „Artischocken" ausstellt, deren reine Geschmacks-
kultur alle lautcn Töne meidet, ohne daß der Wohl-
klang deshalb schwachlich würde. Jn einem anderen
Saal begegnen wir zwei eigentünllichen Künstlern, den
beiden Brüdern Schüz. Hans lind Friedrich Schüz,
Söhne des wohlbekannten Düsseldorfer Schwaben-
malers Friedrich Schüz, haben beide eine ebenso eigen-
willige wie ernsthafte Art, sich mit ihren Absichten
auseinanderzusetzen, daß man diesen Arbeiten weiter
mit Teilnahme fvlgen wird. Hans, der strengere von
beiden, wird wohl zur Monumentalmalerei kommen, und
wie es scheint, ist es das reügiöse oder doch sakrale Bild,
das ihn beschaftigt. Fricdrich Schüz, der Bruder, der eine
sprühende und doch ganz feine und zarte Farbe in seinen
Bildern hat, bevorzugt auch biblische oder noch legendare
Themen, die er wie eine liedhafte Komposition aufbaut.
Den Saal mit Clarenbach teilen zwei Künstler, die,
durch den Sonderbund über die Grenzen von Düsseldorf
bekannt, hier durch eine unifangreichere Kollektion, als
sie die meisten haben, eine gewisse Vorzugsstellung be-
kommen. Iuerst Ernst te Peerdt. Meist sind es Stilleben,
die da von ihm hangen, sie sind so gemalt, daß man an
fatale Sinntäuschungen erinnert wird, die man als Kind
im Panoptikum erlebte, und daü wäre ein vernichtendes
Urteil, wenn diese Malkunst nicht aufs vollkommenste
Schritt hielte mit einer unerbittlichen Objektivität der
Betrachtung von seiten des Künstlers, dem die Nach-
bildung des Gegenstandes nüt den Niittcln der Nialerei
nur wiederum Mittel ist, um die gestaltgelvordene Schön-
heit dieser Dinge lebendig zu machen. Darum geht
man an diesen Bildern von Gurken, Pflaumen, Eiern,
Käsekugeln entlang und ist immer aufs neue berührt
von dem Gedanken, wie schön und farbig doch diese
Dinge an sich sind. Feine stille Landschaften, dabei ein
„Rapsfeld", leuchten sanft und lösen reine Freude aus.
Der andere Künstler ist August Deusser, der niit sech-
zehn Bildern da ist. Awei davon sind sehr grvß und be-
herrschen je den oberen Teil einer ganzen Wand. Einc
„Kreuzigung" mit einem sehr schöncn belebten Hinter-
grund, der ini grünblauen Licht seines Horizonts an
die Bilder Grünewalds mahnt. Eü ist ein großes und
figurcnreiches Bild; die Kreuzigungsgruppe mit den
farbigen Gewändern der Frauen davor, die vielfältig
gebrochen das Fleisch der Körper >vie ein verborgenes
Licht durchscheinen lassen, ist bis in alle Einzelheitcn
mit strenger Aucht durchgebildet. Die jahrelange fast
einseitige Schulung, die dieser Künstler sich selbst nicht
erließ, zeigt ihre Früchte. Wenn trotzdem die „Passivn"
ohne die Wirkung bleibt, die wir von der Aufgabe als
künstlerische Lösung verlangen, denn die Symbole der
Menschheit fordern das aus sich heraus, so rührt das
vielleicht daher, daß dem Künstler die „Gläubigkeit"
fehlte. Jch mcine nicht irgendeine kirchliche Glaubigkeit,
aber die, welche den Künstler behcrrschen muß bei der
Konzeption seines Bildes, die aus der Erkenntnis des
inneren Austandes kommt, der den Gedanken des Bildes
geboren hat, oder anderS gesagt die vollkommene Einig-
Cnist te Peerdt.
Gurken-Stilleben.
Paßhöhe"; sie zeigt diesen Künftler, der das Licht mit
seinem Pinsel einsangen kann, wie kaunr einer, von
einer ganz ncuen und verheißenden Seite; dazu Pros.
Hans Kohlschein mit zahlreichen und sehr geschickt ge-
maltcn Eindrückcn vom polnischen Kriegsschauplatz,
von denen eine Skizze in Tempera „Lublincr Bauern
in der Kirche" ganz besonders ausfallt durch ihr Tem-
peramcnt, tlnd Otto Sohn-Rethel, der nlit vornehm
abgewogenen Farben Bildnisse und unter anderem ein
Stilleben „Artischocken" ausstellt, deren reine Geschmacks-
kultur alle lautcn Töne meidet, ohne daß der Wohl-
klang deshalb schwachlich würde. Jn einem anderen
Saal begegnen wir zwei eigentünllichen Künstlern, den
beiden Brüdern Schüz. Hans lind Friedrich Schüz,
Söhne des wohlbekannten Düsseldorfer Schwaben-
malers Friedrich Schüz, haben beide eine ebenso eigen-
willige wie ernsthafte Art, sich mit ihren Absichten
auseinanderzusetzen, daß man diesen Arbeiten weiter
mit Teilnahme fvlgen wird. Hans, der strengere von
beiden, wird wohl zur Monumentalmalerei kommen, und
wie es scheint, ist es das reügiöse oder doch sakrale Bild,
das ihn beschaftigt. Fricdrich Schüz, der Bruder, der eine
sprühende und doch ganz feine und zarte Farbe in seinen
Bildern hat, bevorzugt auch biblische oder noch legendare
Themen, die er wie eine liedhafte Komposition aufbaut.
Den Saal mit Clarenbach teilen zwei Künstler, die,
durch den Sonderbund über die Grenzen von Düsseldorf
bekannt, hier durch eine unifangreichere Kollektion, als
sie die meisten haben, eine gewisse Vorzugsstellung be-
kommen. Iuerst Ernst te Peerdt. Meist sind es Stilleben,
die da von ihm hangen, sie sind so gemalt, daß man an
fatale Sinntäuschungen erinnert wird, die man als Kind
im Panoptikum erlebte, und daü wäre ein vernichtendes
Urteil, wenn diese Malkunst nicht aufs vollkommenste
Schritt hielte mit einer unerbittlichen Objektivität der
Betrachtung von seiten des Künstlers, dem die Nach-
bildung des Gegenstandes nüt den Niittcln der Nialerei
nur wiederum Mittel ist, um die gestaltgelvordene Schön-
heit dieser Dinge lebendig zu machen. Darum geht
man an diesen Bildern von Gurken, Pflaumen, Eiern,
Käsekugeln entlang und ist immer aufs neue berührt
von dem Gedanken, wie schön und farbig doch diese
Dinge an sich sind. Feine stille Landschaften, dabei ein
„Rapsfeld", leuchten sanft und lösen reine Freude aus.
Der andere Künstler ist August Deusser, der niit sech-
zehn Bildern da ist. Awei davon sind sehr grvß und be-
herrschen je den oberen Teil einer ganzen Wand. Einc
„Kreuzigung" mit einem sehr schöncn belebten Hinter-
grund, der ini grünblauen Licht seines Horizonts an
die Bilder Grünewalds mahnt. Eü ist ein großes und
figurcnreiches Bild; die Kreuzigungsgruppe mit den
farbigen Gewändern der Frauen davor, die vielfältig
gebrochen das Fleisch der Körper >vie ein verborgenes
Licht durchscheinen lassen, ist bis in alle Einzelheitcn
mit strenger Aucht durchgebildet. Die jahrelange fast
einseitige Schulung, die dieser Künstler sich selbst nicht
erließ, zeigt ihre Früchte. Wenn trotzdem die „Passivn"
ohne die Wirkung bleibt, die wir von der Aufgabe als
künstlerische Lösung verlangen, denn die Symbole der
Menschheit fordern das aus sich heraus, so rührt das
vielleicht daher, daß dem Künstler die „Gläubigkeit"
fehlte. Jch mcine nicht irgendeine kirchliche Glaubigkeit,
aber die, welche den Künstler behcrrschen muß bei der
Konzeption seines Bildes, die aus der Erkenntnis des
inneren Austandes kommt, der den Gedanken des Bildes
geboren hat, oder anderS gesagt die vollkommene Einig-
Cnist te Peerdt.
Gurken-Stilleben.