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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 10/11
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Schäfer, Lisbeth: Große Berliner Kunstausstellung 1917 im Kunstpalast zu Düsseldorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0254

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Große Berlmer Kunstausstellung 1917 im Kunstpalast zu Düsseldorf.

keit aller Kräfte des Künstlers in ihm selbst, dann wird
die „Passion" mehr sein als ein aus viele Jnstrumente
gestelltes Orchester, dann wird sie zur gebundenen Har-
monie oder zur Symphonie. Nur die entgötterte Welt
der spaten Renaissance konnte aus diesen Dingen den
Prachtaufzug ihrer persönlichen Herrlichkeit machen.
„Die Schlacht von Mars-la-Tour" laßt sich darum viel
eher verteidigen, sie mahnt an die sigurenreichen Tafeln
der altkölnischen Meister, womit keineswegs das durch-
aus moderne Können als Maler und als Künstler der
Komposition Deussers in Abrede gestellt wirch welches
dieses Bild so ganz aus der Reihe des Vergleichs mit
irgendwie bekannten Schlachtenbildern rückt. Obgleich
auch hier, wenn man die Brücke in der Landschast und
einzelne episodenhaste Gruppen ansieht, der Mangel an
Ernsthastigkeit verwirrt macht, und der Gedanke sich
dazwischendrängt, daß hier ein unnatürliches Können
sich einen Spuk mit dem Auschauer erlaubt. Wieviel
ernster und auch wesentlicher treten uns die Bilder, die
darunter hängen, entgegen. Einige Landschaften, Main-
landschast, Rheinlandschaft, Parklandschaft, wie farbige
Bander durch einen gemeinsamen Ton der leichten Ver-
blichenheit gebunden, tragen sie die singende Melodie
der oberrheinischen Natur und lassen ihre schönen Far-
ben wie Blumcn aufblühen, dann einige Pserdebilder,
spielende Pferde, Pferde auf der Weide, ein Airkus-
pferd und die überaus schönen Pferde in der Land-
schaft, wie spukhafte Schemen stehen die Körper vor
dem Hintergrund. Nicht das Pferd ist gemalt, es ist
sein Geist, sein
Schicksal, so
zwingend, daß
man diesen
Tieren im
Traum be-
gegnen wird.

Außer einigen
Militarszenen,
die eine leuch-
tende Farbig-
keit haben wie
Emaillen, sind
da noch ein
paar Figuren-
bilder: eine

„Geburt der Venus", „Noah und seine Töchter" und
„Badende Frauen", die wie das große Passionsbild
wieder als malerische oder Kompositionsvorwürfe an-
zusehen sind, während eine schöne Landschaft „Eislauf",
über die eine im sprühenden Nebel zerplatzende Sonne
ein dämonisches Licht ausschüttet, mit ihren winzigen
hieroglyphenhaften Gestalten von einer wundervollen
Einheit des Gedankens und des Ausdrucks ist. Beinahe
grotesk wirkt ein „Deutzer Schützenfest 1877". Eine
seltsame Laune hieß den Künstler sich aus der Iucht
der strengen Stilisierung entlassen und seine geschickte
Hand alle jene verzerrt und fast grausam wirkenden
Figuren nachschaffen, die so einen Herensabbat des
Volksvergnügens ausmachen; unterstützt von einer
Farbigkeit, die ganz auf ein aufreizendes bläuliches
Rosa geht, ist dieses Bild fast traurig stirnmend trotz
der possenhaften Figuren. Man kann kaum eine
verwirrendere Iusammenstellung sehen als dieses
„Schützenfest" und die Pferdebilder und die „Passion",
die alle das gleiche starke malerische und zeichnerische
Können eint und die dabei so ungleichartig sind als
reine Kunstwerke.

Daß auf diesem Rundgang eine Reihe von Plastiken
zu finden sind, darunter manch tüchtiges, kaum ein be-
deutsames Stück, sei nur erwahnt, weil im ganzen die
Bildhauerkunst noch mehr als die der Maler unter den
Schwierigkeiten des Krieges und der beschränkten Trans-
portmittel leidet und darum nur zu lückenhaft vertreten
ist, um nach Verdienst gewertet werden zu können. Daß

außerdem die
Düsseldorfer
Galerie ihre
neuen Erwer-
bungen, mit
denensielange
Versäumtes
nachholt, nicht
ohne Stolz bei
dieser Gele-
genheit hier
ausstellt, ist
rein als lokale
Angelegenheit
von Bedeu-
tung.

Lisbeth
Schäfer.

Walter Ophey.

Gratulationsstrauß.
 
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