Krmstwissenschaftliche Betrachlungen über bäuerliche Bauformen.
ausströmen zu lassen. Eine tiefe Liebe zur Natur muß
ibn beseelen, klar müssen sich vor seinen Augen die
rhythmischen Linien der Landschaft abheben, biS zur
Ekstase muß ihn das
FarbenspielderTage
und der Nächte ver-
zücken, um aus sol-
chen Eingebungen
heraus eine bauliche
Form zu finden, die
selbständig genug ist
und doch den Atem
der Landschaft von
sich gibt. Die bäuer-
liche Bauform wird
also stets mehr zum
Seiendenneigen und
es wird daher auch
kaum je ein eigent-
liches Neubilden, als
vielmehr ein Weiter-
bilden in Frage kom-
men. Aber ein Wei-
terbilden, das dort
anknüpft, wo der Faden des Überlieferten nicht abgerissen
wurde und daö die heutigen technischen Bedingtheiten
berücksichtigt. Gerade für das nun einsetzende landwirt-
schaftliche Kleinbauwesen wird es sehr von Bedeutung
sein, wie diese Kleinhausformen gestaltet werden. Das ge-
schichtliche Bauern-
haus ist das große
Einhaus oder das
Gruppenhaus, und
Kleinbauten finden
sich naturgemäß we-
niger erhalten. Was
aber bis jetzt von
Neuem entstanden
ist, bedeutet nicht so
viel, daß es hier ver-
gleichend mit dem
Alten herangezogen
werden könnte. Ein-
zig bei den Sonder-
dauten, bei den
Kirchen, Rathäusern,
Schulhäusern usw.
finden sich Ansätze
zu neuem Beleben,
sie weisen aber alle
im Sinne einer ge-
treuen Heimatkunst
so sehr nach dem
Alleinalten, daß sie
für kunstwissenschaft-
liche Betrachtungen
ruhig ausgeschieden werden dürfen. Es gibt keine neue
Bauernkunst, es braucht keine neue zu geben, denn seit
dem Bestehen der alten Kunst hat es kein Völkerwandern
mehr in der Art gegeben, daß ganze Volksstämme ihren
Boden gewechselt hätten. Das Volksstammliche ist aber
heute noch gerade so lebendig, es war von einer gleich-
machenden Ubernationalisierung wohl sehr übertüncht,
doch der Krieg hat eS sehr rein wieder zutage gefördert.
Das nationale Eini-
gen in Deutschland
heißt ja nicht Auf-
geben der völkischen
Eigenarten, sondern
Pflegen derselben
und Ausammenhal-
teninnertderReichs-
grenzen. Und wenn
nun für das Neube-
siedeln auch eine ein-
heitliche wirtschaft-
liche Form gebraucht
wird, so wird es
sich beimBauformen
nicht darum han-
deln,ein einheitliches
Deutsches zu finden,
sondern im bäuer-
lichenHaus wird stets
dasVölkische unddas
Baugeschichtliche geltend sein. Es ist also ein Wieder-
anknüpfen an gute Bauernkunst, das dem Wiederbesinnen
auf das Völkische und der neu erweckten Heimatliebe
entsprechen wird. So besehen könnte sicherlich eine
Wende zum Guten, Schönen in unserer Bauernkunst
eintreten und es
soll nunmehr ver-
sucht werden, aus al-
ter Bauernkunst das
Wesentliche heraus-
zuschälen.
Das deutscheBau-
ernhaus, wie wir es
heute überliefert be-
sitzen und wie eS sich
auch in den beifol-
genden Bildern gibt,
ist nicht sehr alt.
Es reicht in dieser
Form höchstens ins
15. Jahrhundert zu-
rück und ist dann
aber ein unvergleich-
licher Beweis des
Hochstandes bärier-
licher Kultur in
Deutschland. Als äl-
teste bäuerliche Be-
hausung dienten die
Erdwohnungen, so-
genannte Urnen, die
sichimmer mehr über
den Erdboden erhoben, bis sich daraus das primitivste
Einraumhaus mit geraden Wänden und demgemäß auch
selbständigem Dach entwickelt hatte. Als Baustoffe dien-
ten natürlich Holz, Stroh, Lehm; die massive Bauart,
dann die kunstvoll gezimmerte Holzbauweise, Block-,
Abb. 2. Haus in Kurslak in den Vierlanden.
Abb. 3. Hauö im Schwarzwald.
ausströmen zu lassen. Eine tiefe Liebe zur Natur muß
ibn beseelen, klar müssen sich vor seinen Augen die
rhythmischen Linien der Landschaft abheben, biS zur
Ekstase muß ihn das
FarbenspielderTage
und der Nächte ver-
zücken, um aus sol-
chen Eingebungen
heraus eine bauliche
Form zu finden, die
selbständig genug ist
und doch den Atem
der Landschaft von
sich gibt. Die bäuer-
liche Bauform wird
also stets mehr zum
Seiendenneigen und
es wird daher auch
kaum je ein eigent-
liches Neubilden, als
vielmehr ein Weiter-
bilden in Frage kom-
men. Aber ein Wei-
terbilden, das dort
anknüpft, wo der Faden des Überlieferten nicht abgerissen
wurde und daö die heutigen technischen Bedingtheiten
berücksichtigt. Gerade für das nun einsetzende landwirt-
schaftliche Kleinbauwesen wird es sehr von Bedeutung
sein, wie diese Kleinhausformen gestaltet werden. Das ge-
schichtliche Bauern-
haus ist das große
Einhaus oder das
Gruppenhaus, und
Kleinbauten finden
sich naturgemäß we-
niger erhalten. Was
aber bis jetzt von
Neuem entstanden
ist, bedeutet nicht so
viel, daß es hier ver-
gleichend mit dem
Alten herangezogen
werden könnte. Ein-
zig bei den Sonder-
dauten, bei den
Kirchen, Rathäusern,
Schulhäusern usw.
finden sich Ansätze
zu neuem Beleben,
sie weisen aber alle
im Sinne einer ge-
treuen Heimatkunst
so sehr nach dem
Alleinalten, daß sie
für kunstwissenschaft-
liche Betrachtungen
ruhig ausgeschieden werden dürfen. Es gibt keine neue
Bauernkunst, es braucht keine neue zu geben, denn seit
dem Bestehen der alten Kunst hat es kein Völkerwandern
mehr in der Art gegeben, daß ganze Volksstämme ihren
Boden gewechselt hätten. Das Volksstammliche ist aber
heute noch gerade so lebendig, es war von einer gleich-
machenden Ubernationalisierung wohl sehr übertüncht,
doch der Krieg hat eS sehr rein wieder zutage gefördert.
Das nationale Eini-
gen in Deutschland
heißt ja nicht Auf-
geben der völkischen
Eigenarten, sondern
Pflegen derselben
und Ausammenhal-
teninnertderReichs-
grenzen. Und wenn
nun für das Neube-
siedeln auch eine ein-
heitliche wirtschaft-
liche Form gebraucht
wird, so wird es
sich beimBauformen
nicht darum han-
deln,ein einheitliches
Deutsches zu finden,
sondern im bäuer-
lichenHaus wird stets
dasVölkische unddas
Baugeschichtliche geltend sein. Es ist also ein Wieder-
anknüpfen an gute Bauernkunst, das dem Wiederbesinnen
auf das Völkische und der neu erweckten Heimatliebe
entsprechen wird. So besehen könnte sicherlich eine
Wende zum Guten, Schönen in unserer Bauernkunst
eintreten und es
soll nunmehr ver-
sucht werden, aus al-
ter Bauernkunst das
Wesentliche heraus-
zuschälen.
Das deutscheBau-
ernhaus, wie wir es
heute überliefert be-
sitzen und wie eS sich
auch in den beifol-
genden Bildern gibt,
ist nicht sehr alt.
Es reicht in dieser
Form höchstens ins
15. Jahrhundert zu-
rück und ist dann
aber ein unvergleich-
licher Beweis des
Hochstandes bärier-
licher Kultur in
Deutschland. Als äl-
teste bäuerliche Be-
hausung dienten die
Erdwohnungen, so-
genannte Urnen, die
sichimmer mehr über
den Erdboden erhoben, bis sich daraus das primitivste
Einraumhaus mit geraden Wänden und demgemäß auch
selbständigem Dach entwickelt hatte. Als Baustoffe dien-
ten natürlich Holz, Stroh, Lehm; die massive Bauart,
dann die kunstvoll gezimmerte Holzbauweise, Block-,
Abb. 2. Haus in Kurslak in den Vierlanden.
Abb. 3. Hauö im Schwarzwald.