Kunstwissrnschastliche Betrachtungen über bLuerliche Bauformen.
Abb. 10.
auch solche Hufeisengehöfte mit Bäumen gerade so zu
vollendeten Gruppen vereinigt sind, wie im Nieder-
deutschen die mächtigen Einhäuser. JmMitteldeutschen ist
nur alles munterer, belebter, die tieffarbene Landschaft
wird frischgrün und
dazu gehören dann
flotte Fachwerk-
gestelle, die durch
ihren Reichtum an
Linien und Kreu-
zungen auffallen.
Von solchen Fach-
werkhäusern bildet
auch das kleine Haus
in Frankenheim an
der Rhön in Abb. 17
einen primitiven
Vorgeschmack.
Schmucklos ist die
Rhönlandschaft, aber
doch hat sie eine
Seele, die sich uns
auftut, und es ist je-
denfalls sehr hübsch,
wie hier eine kleine
Erhebung mit dem
Häuschen bekrönt ist, das an sich sicher ebenso schmucklos
ist, aber doch einen warmen StimmungSwert ausstrahlt.
Eine Tanne hinter dem Hause zeigt an, wie fein so
etwas noch gesteigert werden kann. Ein Straßenbild-
chen zeigt dann wieder das Rathaus in Seckbach. So
karg wie die Landschaft, so trocken ist hier auch der
Iusammenbau der
einzelnen Häuser zur
Straße und doch er-
gibt sich gerade dar-
ausdasschlichtMale-
rische des Bildes.
Jst solchermaßen
in Mitteldeutschland
das Landschaftliche
wesentlich einheit-
licher, so wird es in
Süddeutschland, im
Hügellande und im
GebirgSlande bis ins
Riesengebirge hinein
immer reicher und
mannigfaltiger. Die-
ser Reichtum ent-
spricht voll dem der
niederdcutschen
Landschaft; ist es
aber dort eine mit
buntgewürfelten
Farben erzielte teppichähnliche Reichhaltigkett, die in
den einzelnen Gegenden nur unwesentlich wechselt, so
teilen sich im Süden die Hügelgelände und Gebirge
männigfach ab und wir haben eine sehr reiche Aus-
wahl von hochstufigen Landschaftsbildern. Denn dieses
ist dann gleich der weitere Unterschied zwischen Nieder-
Haus in den Vogesen.
Mb. II.
und Oberdeutsch, daß die Landschaft hier ins Hoch-
dimensionale geht und daß dementsprechend auch die
Bauernhäuser höher werden. Jn den Gesamtformen
aber schmiegen sie sich ebenso innig dem Naturbau an
wie im Mittel- und
Niederdeutschen. Da
ist der tiefgrüne,
schattige Schwarz-
wald mit den mäch-
tigen Einhäusern,die
in sich, namentlich
an der Vorderseite,
so wunderbar geglie-
dert sind, im ganzen
aber doch von dem
Riesendach übertönt
werden. Das HauS
in Abb. 3 ist ein
schönes Beispiel ei-
nes solchen Schwarz-
waldhauses. Es steht
nicht unmittelbar am
Waldrand, denn das
ist selten der Fall,
sondern ein sastgrü-
nes Wiesental ist sein
Grundboden, so daß es einen Abstand zwischen seinen
Ausmessungen und den weit größeren des Waldes
bilden kann. Das Jdyll eines Wiesentals gibt dann so
einem Schwarzwaldhaus jenes Leichtlösende, das sich
auch hier, trotz aller Massigkeit der'Formen, geltend macht.
Daß es selbst im Schwarzwald große Unterschiede in
der landschaftlichen
Stimmung gibt, da-
für bietet das Haus
im Renchtal in
Abb.6einenBeweis.
Fast hochgebirgsähn-
lich tritt uns hier ein
Straßenausschnitt
entgegen. Baumlos
ist die Straße und
nur im Hintergrund
steigt die Waldwand
empor. Au solch kah-
ler, satter Landschaft
gehört eine so ener-
gische Ausstrahlung,
wie sie hier in dem
machtvollen Giebel
zweifellos gegeben
ist. Ganz ähnlich ist
die Landschaft bei
der Holzbrücke in
Abb. 20. Hier ist das
Breitgelagerte sehr fein durch die Brückenform unter-
strichen; diese gedrückte Tallandschaft vermöchte in der
Tat nichts Hochragendes, Ausstrahlendes zu ertragen,
denn das bilden dann die Talwände, die in ihrem
samtenen Grün solche Bilder in weiten und engen Ab-
ständen einfassen. Auch die Kirche mit Friedhof gehört
Bauerngehöft m Kleefeldt in Ermland.
Abb. 10.
auch solche Hufeisengehöfte mit Bäumen gerade so zu
vollendeten Gruppen vereinigt sind, wie im Nieder-
deutschen die mächtigen Einhäuser. JmMitteldeutschen ist
nur alles munterer, belebter, die tieffarbene Landschaft
wird frischgrün und
dazu gehören dann
flotte Fachwerk-
gestelle, die durch
ihren Reichtum an
Linien und Kreu-
zungen auffallen.
Von solchen Fach-
werkhäusern bildet
auch das kleine Haus
in Frankenheim an
der Rhön in Abb. 17
einen primitiven
Vorgeschmack.
Schmucklos ist die
Rhönlandschaft, aber
doch hat sie eine
Seele, die sich uns
auftut, und es ist je-
denfalls sehr hübsch,
wie hier eine kleine
Erhebung mit dem
Häuschen bekrönt ist, das an sich sicher ebenso schmucklos
ist, aber doch einen warmen StimmungSwert ausstrahlt.
Eine Tanne hinter dem Hause zeigt an, wie fein so
etwas noch gesteigert werden kann. Ein Straßenbild-
chen zeigt dann wieder das Rathaus in Seckbach. So
karg wie die Landschaft, so trocken ist hier auch der
Iusammenbau der
einzelnen Häuser zur
Straße und doch er-
gibt sich gerade dar-
ausdasschlichtMale-
rische des Bildes.
Jst solchermaßen
in Mitteldeutschland
das Landschaftliche
wesentlich einheit-
licher, so wird es in
Süddeutschland, im
Hügellande und im
GebirgSlande bis ins
Riesengebirge hinein
immer reicher und
mannigfaltiger. Die-
ser Reichtum ent-
spricht voll dem der
niederdcutschen
Landschaft; ist es
aber dort eine mit
buntgewürfelten
Farben erzielte teppichähnliche Reichhaltigkett, die in
den einzelnen Gegenden nur unwesentlich wechselt, so
teilen sich im Süden die Hügelgelände und Gebirge
männigfach ab und wir haben eine sehr reiche Aus-
wahl von hochstufigen Landschaftsbildern. Denn dieses
ist dann gleich der weitere Unterschied zwischen Nieder-
Haus in den Vogesen.
Mb. II.
und Oberdeutsch, daß die Landschaft hier ins Hoch-
dimensionale geht und daß dementsprechend auch die
Bauernhäuser höher werden. Jn den Gesamtformen
aber schmiegen sie sich ebenso innig dem Naturbau an
wie im Mittel- und
Niederdeutschen. Da
ist der tiefgrüne,
schattige Schwarz-
wald mit den mäch-
tigen Einhäusern,die
in sich, namentlich
an der Vorderseite,
so wunderbar geglie-
dert sind, im ganzen
aber doch von dem
Riesendach übertönt
werden. Das HauS
in Abb. 3 ist ein
schönes Beispiel ei-
nes solchen Schwarz-
waldhauses. Es steht
nicht unmittelbar am
Waldrand, denn das
ist selten der Fall,
sondern ein sastgrü-
nes Wiesental ist sein
Grundboden, so daß es einen Abstand zwischen seinen
Ausmessungen und den weit größeren des Waldes
bilden kann. Das Jdyll eines Wiesentals gibt dann so
einem Schwarzwaldhaus jenes Leichtlösende, das sich
auch hier, trotz aller Massigkeit der'Formen, geltend macht.
Daß es selbst im Schwarzwald große Unterschiede in
der landschaftlichen
Stimmung gibt, da-
für bietet das Haus
im Renchtal in
Abb.6einenBeweis.
Fast hochgebirgsähn-
lich tritt uns hier ein
Straßenausschnitt
entgegen. Baumlos
ist die Straße und
nur im Hintergrund
steigt die Waldwand
empor. Au solch kah-
ler, satter Landschaft
gehört eine so ener-
gische Ausstrahlung,
wie sie hier in dem
machtvollen Giebel
zweifellos gegeben
ist. Ganz ähnlich ist
die Landschaft bei
der Holzbrücke in
Abb. 20. Hier ist das
Breitgelagerte sehr fein durch die Brückenform unter-
strichen; diese gedrückte Tallandschaft vermöchte in der
Tat nichts Hochragendes, Ausstrahlendes zu ertragen,
denn das bilden dann die Talwände, die in ihrem
samtenen Grün solche Bilder in weiten und engen Ab-
ständen einfassen. Auch die Kirche mit Friedhof gehört
Bauerngehöft m Kleefeldt in Ermland.