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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 27.1917

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Heft 12
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Stern, Dorothea: Mittelalterliche Wandgemälde aus dem Großherzogtum Hessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26489#0304

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dient sich der Maler einer eigentümlichen Ösenform*),
die genau so bei den Ostheimer Wandgemalden wieder-
kehrt. War diese Form vielleicht auch ein mittelrheinischer
Werkstattsbrauch? Sie findet sich auch bei den aus
St. Johann (Kr. Bingen) stammenden umfangreichen
Wandmalereien, die nach Tracht und Wappen der dar-
gestellten Stifter bald nach 1400 entstanden sind.

*) Bei seinen „Gruppierungsversuchen im Bereiche des
ältesten Holzschnittes" (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 139,
1911) fand Wilh. Molsdorf, daß die Falten der Lltesten Gruppe
Anfang des 15. Jahrhunderts, lang, sich weit rundend, am Ende
Ösen und Schleifen bilden. Der Vergleich (a. a. O., Taf. I—IV)
mit den Falten unserer Wandgemälde zeigt eine auffallende
Übereinstimmung.

Das Hauptbild in St. Johann (32 c^m groß, durch
Abbildung leider schlecht wiederzugeben) gehört über-
haupt zu den interessantesten Wandgemälden. Ein
mehrstöckiger phantastischer Architekturaufbau, in seiner
Einfachheit an Kartenhäuser (oder an kubistische Male-
reien?) erinnernd, beherbergt im Erdgeschoß die thronende
Madonna mit vier knienden Stiftern, im oberen Stock-
werk den Patron der Kirche, den hl. Johannes d. Täufer,
mit drei Stiftern „in kluger Lösung der offensichtlichen
Schwierigkeit der geistlichen Rangordnung"**). Die
Architektur ist aber für den Künstler auch das Mittel,

**) F. R. in einer Besprechung der Ausstellung (Frankfurter
Zeitung Nr.,173, 25. Juni 1917).

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