war es, der die Ungunst der gegebenen Fläche so ge-
schickt zu nutzen verstand. Trotz all seiner Sicherheit in
der Wiedergabe des Räumlichen und seiner perspekti-
vischen Kenntnisse bewahren die Figurcn auch bei ihm
noch den etwas flachenhasten und dadurch feierlichen
Charakter, als wage die neue realistische Aeit sich noch
nicht recht an sie heran.
Ganz den Geist der Renais-
sance atmen die durch ihren
Stil und ihre Qualität merkwür-
digen Fresken im ehemaligen
Refektorium des Karmeliter-
klosters zu Hirschhorn. Jhre
Entstehungszeit liegt zwischen
deni Bau des Hauses 1509 und
der Einführung der Reforma-
tion in Hirschhorn 1521. Sechs
Szenen aus der Eliasgeschichte
befinden sich an einer Längs-
wand des Raumes, in den
Fensterleibungen der gegenüber-
liegenden Wand elf stehende
Heilige aus dem Kreis der
Karmeliter, unter ihnen auch
Simon Stock, dem die Madonna
das Skapulier verleiht. Die Er-
zählung der Eliasbilder fließt in
epischer Ruhe dahin, begleitet
von großen Landschastsmotiven
(Abb. 15). Das Verhältnis von
Figur und Raum ist hier nicht
niehr Problem, und das voll-
kommene Gleichgewicht, in dem
sich die kompositionellen wie
auch die farbigen Faktoren be-
finden, gibt dem Fresko wieder
eine teppichartige Wirkung,
wenn auch nicht im Sinne des Mittelalters, wo die
Gebundenheit an die Fläche herrschte. — Erstaunlich
großartig sind auch die Heiligengestalten aufgefaßt
(Abb. 16 u. 17). Wie fest ihr Stehen, wie einfach die
Gewandung, wie seltsam ausdrucksvoll die alten Charakter-
köpfe! Analogien nur ganz bedeutender Art (Dürers
Apostel!) kommen einem hier in den Sinn. Und es ist
noch ein Rätsel: woher stammt
der starke Renaissance-Einschlag
in dieser Aeit am Mittelrhein?
Aus Jtalien? Oder ist Fr. Rief-
fel auf der rechten Spur, wenn
er an Nordostfrankreich oder
Südflandern denkt und Aus-
schlüsse von der Geschichte des
Karmeliterordens und seiner ört-
lichen Verzweigungen erhofft?
Jedenfalls wird durch die
Hirschhorner Renaissancefresken
bestätigt, was schon von der
Malerei des 14. und der erften
Hälfte des 15.Jahrhunderts galt:
Die mittelrheinischen Klöster
waren eine wichtige Pflegstätte
der Kunst. Die Fäden, welche
Tafelmalerei und Wandmalerei
der Gegend verbinden, liegen
um 1500 nicht mehr so zutage
wie in früherer Aeit. Jn glei-
chem Rhythmus erscheinen aber
auch die Äußerungen auf beiden
Gebieten. Jst es doch die
Aeit des Hausbuchmeisters und
Grünewalds, in der die Wand-
malerei ihren letzten großen Auf-
schwung nimmt.
!?52j Dorothea Stern.
Abb. 15.
Hirschhorn.
schickt zu nutzen verstand. Trotz all seiner Sicherheit in
der Wiedergabe des Räumlichen und seiner perspekti-
vischen Kenntnisse bewahren die Figurcn auch bei ihm
noch den etwas flachenhasten und dadurch feierlichen
Charakter, als wage die neue realistische Aeit sich noch
nicht recht an sie heran.
Ganz den Geist der Renais-
sance atmen die durch ihren
Stil und ihre Qualität merkwür-
digen Fresken im ehemaligen
Refektorium des Karmeliter-
klosters zu Hirschhorn. Jhre
Entstehungszeit liegt zwischen
deni Bau des Hauses 1509 und
der Einführung der Reforma-
tion in Hirschhorn 1521. Sechs
Szenen aus der Eliasgeschichte
befinden sich an einer Längs-
wand des Raumes, in den
Fensterleibungen der gegenüber-
liegenden Wand elf stehende
Heilige aus dem Kreis der
Karmeliter, unter ihnen auch
Simon Stock, dem die Madonna
das Skapulier verleiht. Die Er-
zählung der Eliasbilder fließt in
epischer Ruhe dahin, begleitet
von großen Landschastsmotiven
(Abb. 15). Das Verhältnis von
Figur und Raum ist hier nicht
niehr Problem, und das voll-
kommene Gleichgewicht, in dem
sich die kompositionellen wie
auch die farbigen Faktoren be-
finden, gibt dem Fresko wieder
eine teppichartige Wirkung,
wenn auch nicht im Sinne des Mittelalters, wo die
Gebundenheit an die Fläche herrschte. — Erstaunlich
großartig sind auch die Heiligengestalten aufgefaßt
(Abb. 16 u. 17). Wie fest ihr Stehen, wie einfach die
Gewandung, wie seltsam ausdrucksvoll die alten Charakter-
köpfe! Analogien nur ganz bedeutender Art (Dürers
Apostel!) kommen einem hier in den Sinn. Und es ist
noch ein Rätsel: woher stammt
der starke Renaissance-Einschlag
in dieser Aeit am Mittelrhein?
Aus Jtalien? Oder ist Fr. Rief-
fel auf der rechten Spur, wenn
er an Nordostfrankreich oder
Südflandern denkt und Aus-
schlüsse von der Geschichte des
Karmeliterordens und seiner ört-
lichen Verzweigungen erhofft?
Jedenfalls wird durch die
Hirschhorner Renaissancefresken
bestätigt, was schon von der
Malerei des 14. und der erften
Hälfte des 15.Jahrhunderts galt:
Die mittelrheinischen Klöster
waren eine wichtige Pflegstätte
der Kunst. Die Fäden, welche
Tafelmalerei und Wandmalerei
der Gegend verbinden, liegen
um 1500 nicht mehr so zutage
wie in früherer Aeit. Jn glei-
chem Rhythmus erscheinen aber
auch die Äußerungen auf beiden
Gebieten. Jst es doch die
Aeit des Hausbuchmeisters und
Grünewalds, in der die Wand-
malerei ihren letzten großen Auf-
schwung nimmt.
!?52j Dorothea Stern.
Abb. 15.
Hirschhorn.