Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
34

mauer des Themistokles, kein Fund von Interesse zu erwarten,
weil kein namhaftes altes Gebäude in diese Gegend fiel.] Kaum
war indess mit Ausgrabung des Kellers der Anfang gemacht
worden, als man bereits in einer Tiefe von l—2 Fuss auf eine
Menge von Gräbern stiess. Sie waren aus grossen alten Dach-
ziegeln gebaut, die 2 F. 8 Z. bis 3 F. engl, in der Länge, oben
1 F. 6 Z., unten 1 F. 3 Z. in der Breite halten und einen Zoll
dick sind. Die Ziegel sind ein wenig concav; ihre Wölbung
bildet ein Kreissegment von 1% Z. Tiefe. Je zwei und zwei
derselben bildeten, der Länge nach, zwei Fuss Kaum zwischen
sich lassend, auf die Erde gestellt und mit den obern Rändern
an einander gelehnt, ein Grab, dessen offene Enden durch zwei
davor gestellte kleinere Ziegel verschlossen wurden. Die mei-
sten Gräber hatten die Kichtung von West nach Ost. Auf dem
Boden dieser engen Räume fand sich etwas lockere, in Kügel-
chen zusammengerollte. Erde, von dem verwesten Körper her-
rührend, einige Arm- und Beinknochen, und gewöhnlich am
westlichen Ende der ziemlich wohlerhaltene Schädel; nur in
wenigen eine Grablampe von schlechter Arbeit, die meisten
derselben mit einem Kreuze bezeichnet. [Es waren, nach der
Richtung des Todten mit dem Gesichte gegen Osten, und nach
dem Kreuze auf den Lampen, also schon christliche Gräber].
An mehreren Orten waren zwei und selbst drei solcher Ziegel-
särge über einander. Hin und wieder stiess man zwischen den
Gräbern auf schlecht geformte Gefässe [Amphoren, Henkel-
krüge] aus grobem Thon, mit Erde gefüllt, in welchen sich
Kindergebeine fanden. Alle hatten aber, obgleich sie in der
Erde liegend unversehrt zu sein schienen, Risse und Spalten,
so dass sie beim Herausnehmen immer in Stücke zerfielen. Ihr
kurzer Hals war so eng, dass man selbst ein neugebornes Kind
nicht durch die Oeffnung hätte bringen können. Sind demnach
die Gebeine, welche sich darin fanden, aus andern Gräbern
aufgelesen und in diesen Gelassen nur zum zweiten Male be-
stattet worden? [Im Ganzen zeigt dieser Fund nur, dass die
griechischen Christen der ersten Jahrhunderte, denen dieser
Begräbnissplatz angehört haben muss, noch an der alten Be-
stattungsweise festhielten. — In dieser nämlichen Ausgrabung
wurden auch unter der türkischen Mauer alte Fundamente auf
gedeckt, die unzweifelhaft von der themistokleischen Ring-
 
Annotationen