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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0070

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ΚΙ

den anderen zusammenhält, dass keins der Monumente dieses
Begräbnissplatzes bis in die römische Zeit herabreicht, so er-
scheint die Vermuthung wohl nicht als zu gewagt, dass dieser
Friedhof bereits in vorrömischer Zeit zerstört, ausgeraubt und
verlassen wurde; etwa bei Gelegenheit der wiederholten Ein-
fälle Philipps des Dritten von Macedonien in Attika, im J. 200
v. Chr., der hier auf das Schrecklichste hauste und namentlich
weder Tempel noch Gräber verschonte 2).

[Solche kleinere Ausgrabungen in der Todtenstadt am
Peiräeus haben sich noch öfter wiederholt; aber immer trugen
die gefundenen Gräber, die Steden neben ihnen, und der In-
halt der Gräber dasselbe Gepräge der Jahrhunderte zwischen
dem peloponnesischen Kriege und der römischen Zeit, wo nach
der sullanischen Zerstörung die Hafenstadt grösstenteils ver-
ödete.]

6. Farbige Grabstelen aus dem Peiräeus*).
Die gewöhnlichste Form der Grabsteine ist bekanntlich
eine länglichtc, nach oben sich sanft verjüngende Stele, die
mit einer Art Giebel oder Aetom gekrönt ist. Dieses Aetom
(αέτωμα) ist bald mit einer einfachen Palmette , bald mit sehr
reich und oft in Haut-Relief gearbeitetem Laubwerk verziert;
unter dem schmalen Gesims, welches dasselbe von der untern
Fläche der Stele scheidet, pflegen der oder die Namen der
Gestorbenen zu stehen, mitunter, wenn es mehrere sind, durch
ein paar Rosetten von einander getrennt, und unter den Na-
men folgt sehr häufig ein Relief, die. Verstorbenen in verschie-
denen Handlungen darstellend, gewöhnlich eine Abschiedsscene
von den Nachlebenden '). Von solchen mehr oder weniger ge-
schmückten Grabdenkmälern haben sich unzählige erhalten, weil
selbst in den Zeiten der grössten Nichtachtung der Alterthü-
mer die Priester, Bürger oder Bauern, von der Zierlichkeit der

einen nackten Mann darstellt, der sich mit einem solehen Instrumente

die Haut schabt.]

2) [Livius 31. ->i u. 213; Diod. Sic. fr. p. 575.1

*) [Aus dem Tüb. Kunstbl. 1837, n. 15. u. 1838, n. 50.]

1) [Vgl. über die Darstellungen auf den Stelen die treffliche kleine

Schrift von L. Friedländer, De operibus anaglyphis in monumentis se-

pulcralibue Graecis. Regiomonti 1847. 8].
 
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