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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0242

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199

umhin, an jene Ueberlieferung bei Plinius von einem Wett-
streitc des Pheidias und anderer namhafter Künstler seines Zeit-
alters in der schönsten Amazonenbildung zu erinnern:14) eine
Ueberlieferung, die man vielleicht zu schnell in das Reich der
sogenannten ,,Kiinstleranekdoten" hat verweisen wollen. Chro-
nologische Gründe stehen, so weit ich sehe, der Sache nicht
entgegen; folglich kann auch Plinius durch den Beisatz: quam-
quam diversis aetatibus geniti nicht selbst seine Erzählung als
ungereimt und undenkbar haben bezeichnen wollen, sondern
diese Worte dürften nur so zu verstehen sein, dass die wett-
eifernden Künstler unter sich von sehr ungleichem Alter ge-
wesen. Nun ist es aber auffallend, dass unter den fünf dort
genannten Bildgiessern der Kydon, dem der vierte Preis zuer-
kannt wurde {quaria Cydonis), ein sonst ganz unbekannter Name
ist. Sollte vielleicht Strongylion, den wir namentlich wegen
seines Bildes der Artemis Soteira zu Megara mit Wahrschein-
lichkeit bis in die letzten Lebensjahre des Phidias haben hinauf-
rücken müssen, jener vierte Mitbewerber (quarla Slrongylionis)
gewesen sein? Der Zustand des Plinianischen Textes ist be-
kanntlich von der Art, dass eine solche Vermuthung wenigstens
in diplomatischer Hinsicht nicht den Vorwurf einer zu grossen
Kühnheit zu fürchten hat,5).
Athen, im Juli 1840.

8.

Polymnestos und Kenchramis *).

Unter den verschiedenartigen Bruchstücken, welche in der
grossen Halle der Propyläen aufgestellt sind, ist auch ein im
•--·-

14) Plin. 34, 19 init. Vrgl. Tbiersch, Epochen S. 211, Anm. 138.
[Oben S. 167 f.]

15) [Jalm a. a. O. S. 37 nimmt an dass der Cydon bei Plinius aus
•lern Demoticum eines kydoniatischen Künstlers, eines Κνδων (wie in
Weiner rhodischen Inschrift, im N. Rh. Mus. IV. 174: Πρώτος Κνδων
έποίηβή entstanden sei. So steht eine Vermuthung neben der andern;
aber weder die eine noch die andere giebt Gewissheit und Klarheit über
den angoblichen ephesischen Wettstreit.]

*) Zuerst mitgetheilt in einem Schreiben an Raoul-Kochette, in
den Annali dell' Inst. Arch. vol. XII, p. 83 sqq. — [Vrgl. Brunn a.
a- Ο. I. 400.]
 
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