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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0069

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stört worden; sie war an Häuser- wie an Seelenzahl zusam-
mengeschmolzen, und hatte sich schon um den Fuss der Akro-
polis zusammengedrängt, von deren Zinnen sie jetzt den Schutz
erwartete, welchen ihre verfallene Ringmauer ihr nicht mehr
geben konnte. Unter diesen Umständen war das alte Gesetz,
nicht innerhalb der Stadt zu begraben, ausser Uebung gekom-
men, und die ausgedehnten unbewohnten Strecken, welche die
Ringmauer umschloss, hatten sich in Begräbnissplätze verwandelt.

Sämmtliche in diesem Grabe gefundenen Gegenstände wur-
den von S. M. dem Könige seinem anwesenden Herrn Vater
König Ludwig von Bayern geschenkt, und sind wahrscheinlich
einer Sammlung in München zugewiesen worden.

5. Gräber am Peiräeus*).
In den letzten Wochen ist eine schon vor anderthalb Jah-
ren begonnene , aber durch hinderliche Umstände unterbrochene
Ausgrabung in einem Garten beim Peiräeus wieder fortgesetzt
winden. Es fanden sich mehrere sehr grosse (vier bis fünf
Schuh hohe) Stelen mit Basreliefs, von der besten griechischen
Arbeit und wohl erhalten; namentlich kommen auf einem der-
selben ein paar bärtige Köpfe an Schönheit jenen auf dem zu
letzt aufgefundenen Friesstück des Parthenon nahe. Ausserdem
wurden eine ansehnliche Zahl kleinerer Reliefs und einfacher
Grabsteine (ατήλαι) mit hübschen Akroterien ausgegraben; alle
diese Gegenstände aus reingriechischer Zeit, wie auch die
Form der Buchstaben und die. Orthographie der Inschriften dar-
thut, ζ. Β. ΜΕΛΙΤΗΞΡΟΔΟΚΡΑΤΟΞΦΛΥΕΩϊ:, Μελίτη Σπουδο-
κράτονς Φλυέως. Auffallend war es dabei, dass die Gräber,
meistens aus glattbehauenen viereckigen Steinsärgen (βοροι)
von Porosetein bestehend, alle seit uralter Zeit geöffnet und
ausgeplündert gefunden wurden; daher die Ausbeute an un-
zerbrochenen Vasen sehr gering ist und nur Lekythen und
andere kleinere. Gefässe begreift; Münzen aber oder andere
metallene Gegenstände haben sich, trotz aller angewandten
Sorgfalt, gar nicht gefunden, ausser einigen bronzenen und
eisernen Badestriegeln '). Wenn man mit diesem Umstände

*) [Aus dem Tttb. Kunstbl. f836, n. 76.]

1) [Unter den kleineren lieliefs findet sicli ein Bruchstück, welches
 
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