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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0122

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S,

(Kunstbl. 1885, Nr. 81. S. 121. 18?.)
J)io in meinem letzten Schreiben erwähnte Nachgrabung
hart am Unterbau des Parthenon, zwischen der ersten und
zweiten Säule [der Südseite, von der S.W.Ecke an], um die
Beschaffenheit und Tiefe der Fundamente kennen zu lernen,
wurde fortgesetzt und das Loch bis auf den natürlichen Fels-
boden der Akropolis hinuntergeführt. Das Ergebniss ist zum
Erstaunen; sei es nun, dass wir zufällig eine der niedrigsten
Stellen des ungleichen Felsrückens getroffen, oder dass die
Fundamente längs der ganzen Südseite eine gleiche Tiefe
haben '): von dein natürlichen Felsen bis an den obersten Rand
des Unterbaues sind nicht weniger als 5,50 Meter [17 F. 6 Z.
Ithein.] In diese Höhe theilen sich zwölf Schichten von Werk-
stücken aus gelblichem Muschelkalkfels2); und zwar sind die
Steine der obersten zwei Schichten sorgfältig behauen und ge-
rändert, und auf das Genaueste zusammengefügt. Nur der
unterste Rand der dritten Schicht (von oben gerechnet) ist hin.
und wieder, namentlich an der Westseite des Baues, rauh ge-
lassen: ein Beweis, dass das den Tempel umgebende Erdreich
[nach vollendetem Bau] so hoch hinaufreichte. Die Steine dieser
obern Schichten haben 0,54 Meter [1 F. 8% Z. Rh.] Höhe. Die
folgenden neun, die also das eigentliche Fundament bilden, sind
von geringerer und [unter sich] nicht ganz gleicher Höhe, und
aussen nur rauh behauen; auch sind sie weder ganz lothrech
auf einander gesetzt, noch schliessen sie fest an einander, son-

1) [Das Letztere hat sieh durch spätere Erfahrungen bestätigt.]

2) Dieses vorzügliche Baumaterial, von den Alten πώρο; oder λί-
9ος πώρινος, von den Neueren πουρί statt πωρί (d. i. πωρίον) genannt,
findet sich fast überall in Griechenland, in verschiedenen Abstufungen
der Farbe, die zwischen Grau und hoch Braungell) wechselt, von un-
gleicher Härte und in verschiedenem Grade mit Muscheln gemengt. Die
weichste, Abart ist diejenige, aus welcher der Tempel des Zeus in Olym-
pia gebaut war; die härteste, von gelbbrauner Farbe und ebenfalls voll
Muscheln, ist bei Megara (der Ιί&ος κογχίτης des Tansanias 1, 44,9.
— [Zu Sculpturen ist dieser Stein in Attika nur äusserst selten ange-
wandt worden; ich kenne kein anderes Beispiel, als den Silen aus Po-
rös, den Pseudoplutarch in der Tripodenstrasse erwähnt (ό πώρινος Σιι-
ληνός, Plut, Χ oratt. in Andoc. 835). Auch von* Inschriften finden sich
nur wenige Bruchstücke, und zwar der älteren Zeit, auf Porosstein.]
 
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