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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0068

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mit den Spitzen gegen einander geneigte Dreiecke gebildet, die
gleichfalls durch erhöhte Leisten von einander geschieden sind,
welche oben in einen Knopf zusammenlaufen. Die ganze Höhe
desselben, den Knopf eingeschlossen, beträgt drei Centimeter.
Durch die Zersetzung des Silbers war aber der Deckel so fest
mit der Büchse zusammengeleimt, dass es unmöglich war, ihn
abzuheben, so dass man sich genöthigt sah, ihn behutsam ab-
zusägen. In dieser Capsel fanden sich mehrere kleine Klümp-
chen einer schwarzen, bröckeligen Masse, welclic Hr. Prof.
Landerer durch Auflösung in Weingeist, so wie durch chemische
Untersuchung auf trockenem Wege als Weihrauch (Olibanum,
Mastix, Myrrhe) erkannte.

2) Ein silbernes Gefäss, achtzehn Centimeter hoch, von
sehr eleganter Form, mit einem nach unten stark ausgeschweif-
ten Bauche, dessen grösster Durchmesser acht Centimeter ist.
Ein dazugehöriger, angelöthet gewesener Henkel wurde durch
die Zersetzung des Silbers abgelöst gefunden.

3) Ein Sistrum aus demselben Metall, mit vier Stäben,
vierzehn Centimeter lang und fünf breit. Der hohle Stiel oder
Handgriff desselben, aus sehr dünnem Silber und nur einige
Centimeter lang, war gleichfalls abgelöst. Von dem vernmth-
lich hölzernen Stiele, der zur bequemeren Handhabung des
Instruments ohne Zweifel in diese silberne Mutter eingelassen
war, hat sich nichts mehr gefunden.

Das Sistrum scheint auf einen Isisdiener') hinzudeuten. I »as
Alter dieser Gegenstände wird durch eine in demselben Grabe
gefundene kleine Kupfermünze Constantins II., des Sohnes des
grossen Constantins, welcher 340 bei Aquileja fiel, ziemlich
genau bestimmt; d. h. sie gehören jedenfalls der ersten Hälfte
oder der Mitte des vierten Jahrhunderts nach Christo an. Hie-
durch wird auch die Lage des Grabes und der daneben ge-
fundenen ähnlichen, innerhalb des Umfangs der alten Stadt-
mauer, genügend erklärt. Athens Verfall hatte schon begon-
nen; bereits ein paar Menschenalter früher war die Stadt von
den Gothen eingenommen und zum Theil verwüstet und zer-

1) [Die Ίαιαν,οί wurden mit einer auf ihren Cult bezüglichen Aus-
stattung beerdigt: Plut. de lsid. et Osir. Ueber das Sistrum (βίϊβτρον)
ebendas, 03. Vgl. Parthey's Anmerkungen S. 157. 250 seiner Ausg.]
 
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