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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0066

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Rinnleisten der Tempel angebracht. Die Gesimse Sind ganz
einfach. Die ganze Arbeit ist von geschmackvoller Zeichnung,
gut ausgeführt und vollkommen erhalten; indess ist der Cha-
rakter des Werks durchaus römisch. Der Deckel ist geschuppt,
mit unverziertcn Stirnziegeln an den Ecken. Nachdem alles
Nöthige vorbereitet war, wurde der Deckel am 17. December
1835 in Gegenwart LI. Μ.M. der Könige von Griechenland
und Bayern und einer zahlreichen Versammlung leicht und
schnell abgehoben. Im Innern fand sich der Boden des Sar-
kophags fast einen Zoll hoch mit Moder bedeckt; auf ihm lag
das wohlerhaltene, ungefähr 1,80 Meter lange Gerippe eines
Mannes, der Kopf nach Westen, die Füsse nach Osten ge-
richtet. Aber die Hoffnung auf Vasen oder goldene Kostbar-
keiten fand sich getäuscht. Neben der rechten Hand des Todten
lag ein fast drei Zoll hohes cylinderförmiges Becherchen aus
Kupferblech, und ein abgebrochener Glaskegel oder Knopf von
der Grösse eines halben Taubeneies; zu seinen Füssen ein
eiserner Badestriegel, einige Stückchen Leder und Kohlen, ein
drei Zoll hohes Fläschchen aus gebrannter Erde, und eine
eiserne Flasche (?) in der Gestalt und von der Grösse einer
sehr grossen Birne. — Das Innere des Sarkophags misst 2,OS
Meter in der Länge, und 0,77 Meter in der Höhe und Breite.

Dass der Deckel, obgleich der Grösse nach zu dem Sar-
kophage passend, nicht ursprünglich zu demselben gehörte, er-
giebt sich daraus, dass an dem Rande desselben sich einge-
bohrte Löcher, und in denselben Reste abgebrochener eiserner
Krampen finden, welche mit ähnlichen Löchern und Bruch-
stücken von Krampen an dem obern Gesimse des Sarkophags
weder der Zahl nach übereinstimmen, noch genau über dieselben
treffen. Dieser Umstand, zusammengenommen mit der ganzen
Ausstattung des Grabes und der Richtung der Leiche mit dem
Gesichte gegen Osten macht es wahrscheinlich, dass auch hier
einer der früheren Christen als Eindringling in einem schon
früher gebrauchten römisch-heidnischen Sarkophage bestattet
worden war.

[Ein weiterer Bericht über die Findung zweier anderer
Sarkophage und anderer späterer Gräber in derselben Stadt-
gegend ist im Tüb. Kunstbl. 1836, Nr. 54, gegeben, dessen
neue Mittheilung, da er nur dieselben Erfahrungen bestätigt,
 
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