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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0071

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Arbeit angezogen, sie gern in die Mauern ihrer Kirclicn und
Häuser einfügten.

Bei einem längeren Aufenthalte in Attika musste es aber
meinen Freunden und mir auffallen, nicht selten auch Stelen,
vorzüglich in kleineren Dimensionen, zu sehen, hei denen so-
wohl das Aetom wie auch die Längenfläche his auf die In-
schrift völlig glatt war, mitunter sogar auch die Inschrift fehlte.
Je mehr unsere Aufmerksamkeit auf die Anwendung von Far-
ben in der griechischen Architektur hingelenkt wurde, desto
eifriger zogen wir auch diese Stelen in Untersuchung. Spuren
polychromatischer Verzierungen auf dem Aetom (Palmetten und
Blumen) und auf der Wulst unter demselben (Eier nnd Blätter)
fanden wir bald; eben so an denjenigen Stelen, deren Giebel'
stück einen wirklichen Fronton mit seinem Kranzgesimse und
mit Akroterien (Antefixen) auf den Ecken und über der Spitze
nachbildet; aber die leere untere Fläche, wenn sie auch eine
Inschrift hatte, blieb noch räthselhaft. Endlich entdeckten wir
(schon 1833) im Peiräeus einen solchen Grabstein, auf dessen
Fläche sich deutlich die Umrisse und Reste der farbigen Aus-
führung dreier in eine Gruppe vereinigter, auf den glatt polir-
ten Marmor gemalter Figuren zeigen, und der gegenwärtig im
Tempel des Ares aufbewahrt wird. Später sahen wir auf Sy-
ros zwei ähnliche, von Rhenäa gekommene Stelen, deren Fi-
guren aber weniger deutlich zu erkennen waren. Ich deutete
damals im Kunstblatt auf diese neu entdeckte Classe von Mo-
numenten hin2); aber unsere Aufmerksamkeit wurde bald wie-
der von Verfolgung dieses Gegenstandes abgelenkt.

Bei einer im verflossenen Frühling [1836] in den Gräbern
des Peiräeus veranstalteten Nachgrabung fanden sich neuerdings
mehrere Grabsteine mit gemalten architektonischen Ornamenten,
zu weiterer Bestätigung der früher gemachten Wahrnehmungen;
aber sie erschienen uns immer noch als Ausnahmen. Erst die
neuliche Entdeckung, bei Gelegenheit der gegenwärtigen Ar-
beiten zur Ausfüllung des Sumpfes am Peiräeus, von neun oder
zehn solcher Stelen mit theils mehr, theils weniger deutlich
erhaltenen Spuren der Bemalung, läset die ganze Wichtigkeit
dieser Sache für die richtige Erkonntniss des Systems der alten

2) Kunstblatt 1863, Nr. 12. [Fauvels Berichte, oben S. 31, zeigen
dass auch er schon solche Stelen gefunden hat.]
 
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