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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0103

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anderer Orte von gleichzeitiger Gründung oder Bltithe bekannt
geworden ist. Und doch bezog ζ. B. Alexandrien, die grie-
chische Stadt in Aegypten, unter den ersten Ftolemäern mit
Vorliebe Kunstgegenstände aus Griechenland, eine Menge von
Gemälden aus Sikyon und von der sikyonischen »Schule5fi).
Wäre in Athen noch damals, wie, einige Archäologen anneh-
men, die Fabrication gemalter Gefässe in grossem Massstabe
nicht bloss für das eigene Bedürfhiss, Sendern zur Ausfuhr nach
der gesammten griechischen Welt betrieben worden: wie sollten
sich nicht auch die Alexandriner solchen Schmuck für ihre Grä-
ber geholt haben? und wie sollten nicht diese Gräber, oder
doch Notizen bei den Schriftstellern, Zeugniss davon geben? —
Für noch spätere Zeit, wenigstens für das zweite Jahrb. v.
Chr., haben wir wieder einen Anhalt an den Gräbern von Ana-
phe. Hier sind Grabkammern, geräumig genug, um die an-
sehnlichsten Gefässe zu bergen; aber es ist nicht mehr die
Rede von gemalton Vasen. Die Gräber enthalten Goldschmuck,
kleinere Anticaglien, Alabaster- und Glasfläschchen; aber der
äussere Schmuck an Sculpturen ist die Hauptsache geworden:
die Statuen der Verstorbenen in Lebensgrösse, in ganzer oder
halber Figur, stehen in oder über den Gräbern.

Endlich in den Gräbern der römischen Zeit haben wir als
constante Ausstattung die Grablampe mit Figuren in Relief,
von der sich in den Gräbern aus den Jahrhunderten der blü-
henden Keramographie unter den gemalten Vasen, und selbst
noch später, keine Spur findet, als letzten Rest einer über ein
Jahrtausend alten Tradition. Die unerschöpfliche Mannigfaltig-
keit der Thongefässe ist zu einer armseligen thönernen Lampe
von einigen Zoll Durchmesser zusammengeschrumpft. Diese
Lampe geht, mit dem Zeichen des Kreuzes oder dem Mono-
gramm XP (in nexu) bezeichnet, noch auf die ersten Chri-
sten über.

Von anderer Ausstattung griechischer Gräber mit Arbeiten
aus gebrannter Erde ist zu erwähnen, dass in den Gräbern
von Aegina und Melos häufig kleine, meistens sehr altertüm-
liche Basreliefs aus Thon gefunden worden sind, mit deutlichen
Resten oder doch Spuren polychromischer Bemalung, mit ein-

56) Plut. Arat. 13.
 
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