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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0115

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81

Ich glaube dalier in diesen merkwürdigen Ueberbleibseln,
nacb ihrer Oertlichkeit und nach ihrem unmittelbaren Anscbluss
an die polygonische Mauer AA, das alle Propylon der Akropolis
vor den Perserkriegen und vor der Zeit des Themistokles und
Kimon zu erkennen; also das Hintergebäude und den Abschluss
jener alten pelasgischen Feste (το Πελαβγικον τείχος), die den Zu-
gang zur Akropolis vor den Perserkriegen zur Zeit der Kylo-
nischen Händel, der Peisistratiden und des Kleomenes verthei-
digte. In diesem waren dann die nvkcti, deren Herodot ge-
denkt , und welche die am Aglaureion hinaufgestiegenen Perser
von der Innen- oder Hinterseite öffneten 2).

Nach dem Vorhergehenden liegt nun die Vermuthung nahe,
dass die in der Bastion vor den Propyläen gefundenen dori-
schen Gebälkstücke zu dem Hintergebäude des Enneapylon
oder zu den vorpersischen Propyläen gehören, und als unbrauch-
bare Eeste irgendwo in der Nähe (vielleicht, wie die Säulen-
trommeln des früheren Parthenon, unter der Erde vergraben,
oder, wie das Gebälk jenes Tempels, in eine spätere Mauer
eingefügt) aufbewahrt worden waren, bis sie in einem der ersten
Jahrhunderte nach Errichtung des morgenländischen Reiches
wieder hervorgezogen und zu dem Bau jenes Schutzwerkes vor
den Propyläen verwendet wurden. Die Gesammthöhe dieses
Gebälkes (Arcliitrav, Pries und Hängeplatte) beträgt zwischen

des Periklcs geschrieben; dann hätten wir hier die einzige bestimmte
Erwähnung der Ueberreste der alten Propyläen. Dass ein Bau dieser
Art aber schon vor den Perserkriogen da war, den Perikles nur ver-
schönerte und eigenthiimlich wiederherstellte, ist auch sonst schon ver-
muthet worden (Leake, Topogr., lste Ausg. Ö. 244). Es war Braach
der hellenischen heiligen Baukunst, den Eingang zu geweihten Tempel-
höi'en, wie die ganze Akropolis ein solches Temenos der Athene war,
mit einer prächtigen Thoranlage, einem Propylon zu schmücken; und
wenn das pelasgische Enneapylon (s. die folg. Anm.) auch im AVesent-
lichen ein Festungswerk an dem westlichen Abhänge der Burg war, so
schloss es ohne Zweifel hinterwärts mit einem solchen geschmückten
Eingange zu der heiligen Fläche der Akropolis und ihren Tempeln ab.

3) lieber das Pelasgikon vgl. m. Schrift: „Die Pnyx und das Pe-
lasgikon," 8* IN ff., besonders S. 24, wo schon angenommen ist, dass
einige der neun Thore des Enneapylon neben einander auf die Fläche
der Burg führten, und S. 25, wo auch der Mauerrest bei AA unseres
Grundrisses erwähnt wird.

Boss, Aichäol. Aufs. 6
 
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