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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0139

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tung des Tempels der Nike Apteros arbeitet, von welchem jetzt
bereits eine Säule der Hinterfront, der untere Theil der Cella-
mauei, und zwei Säulen der Ostfront mit ihrem Architrav auf-
gestellt sind. Die Ausgrabung an der Südseite des Parthenon
konnte inzwischen nur langsamer betrieben werden, ist aber
dennoch nicht ohne sehr interessante Resultate geblieben.

Durch einige Entdeckungen schon während der frühern
Periode dieser Arbeiten haben meine Mitarbeiter und ich uns
überzeugen müssen, dass es keineswegs geniige, wie wir an-
fangs annahmen, nur bis auf die [bereits oben S. S!) erwähnte]
sehr deutlich bezeichnete Schicht der beim Bearbeiten der Werk-
stücke des Parthenon abgefallenen Stein- und Marmorsplitter
zu graben, sondern dass noch unter dieser Schicht sich ältere
Reste finden, und dass mithin auf allen Punkten der Akropolis
der Hoden bis auf den nackten Felsen durchwühlt werden muss.
Ich habe daher einen ziemlich grossen Kaum zwischen der Süd-
ostecke des Parthenon und der Mauer erst bis auf jene Schicht
abräumen lassen, dann aber, seit etwa drei Wochen, diese
Schicht selbst zu durchgraben angefangen, und finde diese an-
fangs gänzlich undankbare Arbeit jetzt durch mehrere hübsche
und lehrreiche Funde belohnt. Die erwähnte Schicht besteht,
in mehr als Mannshöhe, lediglich aus den beim Zurichten der
Poros-Quadern des Unterbaues und der Marmore des Parthenon
selbst abgefallenen Splittern [JUiTtWMj], untermengt mit kopf-
grossen, von dem lebenden Felsen der Akropolis, bei Legung
der Fundamente des Tempels, abgesprengten Steinen. Diese
Splitter und Felstrümmer sind auf dem Bruche so frisch und
glänzend, als ob sie gestern erst gebrochen wären. Unter
dieser Decke nun, die, mit Ausnahme solcher Stellon, wo man
später Cisternen angelegt hat, seit länger als zweiundzwanzig
Jahrhunderten unverrückt am Platze liegt, haben sich ver-
schiedene Gegenstände gefunden, die dadurch nicht wenig an
Interesse gewinnen, dass man sie mit unumstösslicher Gewiss-
heit für älter als selbst den Parthenon erkennen muss. Ich
zeichne darunter folgende aus:

Ein bronzener Kentaur (Taf. VI) eine halbe Spanne gross.
Die Gestalt ist die, welche die ältere Kunst diesen Thier-
menschen gab. Der Vordertheil ist ein vollkommen nack-
ter Mann, mit gedrungenem muskulösem Körper, dichtem, im
Nacken herabfallendem Haupthaar, spitzigem Barte und jener
 
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