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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0144

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107

Rucken bedeckt; sie schreitet mit dem linken Fasse vor, der
rechte, gehobene Ann hat den geschwungenen Speer gehalten,
an dem vorgeworfenen linken Arme haftet noch die Handhabe
des abgebrochenen Schildes. Auf dem Haupt trägt sie statt
eines Helmes eine Art von hohem Diadem, von welchem eine
Art Kopfbedeckung bis in den Nacken hinunterhängt. (Das-
selbe Diadem und eine ähnliche Kopfbedeckung finden sich an
zwanzig bis dreissig kleinen, sitzenden weiblichen Thonfiguren,
von archaischer Bildung, welche ebendaselbst zwischen und
unter den vorpartlienonischen Trümmerschichten gefunden wor-
den sind1); die vorherrschende Farbe der Bekleidung scheint
an diesen Figuren roth gewesen zu sein, die vordere Seite des
Diadems ist tief blau, seltener grün, und auf diesem Grunde
sind zierliche Palmettchen in weissen Umrissen gezeichnet.
Vermuthlich lauter Votivbildchen der Aermern.) Die Gesichts-
bildung der Athene ist die ältere, ägyptisirende. — Von den
übrigen Bronzen erwähne ich nur ein kleines, etwa anderthalb
Zoll hohes Käuzchen (γλαϋξ) in sitzender Stellung, den Kopf
auf die Seite gewendet, wie es auf den Münzen zu erscheinen
pflegt. Endlich sind noch zwei, dem früher [S. 105] beschriebenen
gleiche bronzene Helme ausgegraben worden, aber leider eben-
falls in viele Stücke zerbrochen. Neben diesen Gegenstände]]
haben sich in den Stcintrümmerschichtcn eiserne Werkzeuge
der Steinmetzen gefunden, die sie vermuthlich bei der Arbeit
verloren, die aber ganz von- Rost zerfressen sind; auch ein
bleierner Farbentopf, noch zu einem Drittel mit Mennig gefüllt.
Hiebei erinnere ich daran, dass auf der Innern Fläche der Säu-
lentrommeln der Propyläen noch heute die mit Mennig ge-
schriebenen Zeichen der Steinhauer und Bauleute zu sehen
sind. Ich vermuthe aber, dass man sich des Mennigs auch
bediente, um den Marmor während der Bearbeitung mit einem
leichten röthlichen Tone zu überziehen, wozu die heutigen Stein-
metzen in Griechenland grüne Pflanzensäfte verwenden, damit
seine blendende Weisse, zumal bei starkem Sonnenschein, den
Augen nicht schade. Daraus würde es sich denn erklären,
warum viele der in diesen Schichten gefundenen Marmorsplitter
einen leichten röthlichen Anflug haben. — Die Ausbeute an

1) [S. den vorstehenden Bericht, S. 106. — Gerhard, Sur les mon.
fig. de la Grece (in den Ann. IX. p. 133) nennt sie Gäa Olympia.]
 
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