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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0151

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baues des Siegestempels, aufgedeckt worden, wo noch vier bis
fünf derselben am Platze sind. Eine beträchtliche Anzahl die-
ser Stufen findet sich in der Batterie vermauert.

Am Parthenon schreitet die Ausgrabung längs der östlichen
Facade des Tempels vor. Hier hat man in der verflossenen
Woche ein grosses und sehr wohl erhaltenes Friesstück gefun-
den [das man bis dahin nur aus Carrey's Zeichnungen kannte].
Es enthält drei der zwölf sitzenden Gottheiten [die früher so-
genannten Poseidon, Theseus und Agraulos')] u. s. w.

Ganz nahe bei diesem Basrelief lag ein herrlicher Thron-
sessel aus weissem Marmor, auf der Rückseite mit einer ge-
flügelten Figur in ganz flachem Relief geziert, deren langes
zierlich gefaltetes Gewand nach unten, statt der Füsse, in Ara-
besken ausgeht, die sich in gefälligen Windungen um beide
Seiten des Sessels schlingen; vielleicht einer der Throne, auf
welchen die Priestcrin zu sitzen pflegte: Herod. 5, 72. Von
dem obern Rande, an welchem eine Inschrift hinlief, sind noch
nicht alle Fragmente entdeckt2).

Diese beiden Prachtstücke wurden zwischen den Säulen des
Peristyls und denen des Pronaos gefunden, wo sie unter dem
Schutt der Cella und der christlichen Altarnische lagen. Da-
gegen hat sich längs der Stufen der Ostfa<jade, obgleich zwei
Dritttheile ihrer Länge schon ausgegraben sind, auch nicht das
geringste Fragment weder von den Figuren des Giebelfeldes,
noch von dem Fries der Cella gefunden; so gut haben Lord
Elgins Commissäre hier das Terrain durchsucht.

Von dem runden Tempel der Göttin Roma und des Au-
gustus hat sich, ausser dem bekannten Architravstücke 3), des-
sen Inschrift uns über die Existenz dieses Tempels belehrt,

1) [Abgebildet Mon. Ined. d. Inst. V Tav. 20.]

2) [Beschrieben bei Scliüll a. a. O. S. 119, N. 164. Abgebildet bei
poppe a. a. O. Bl. VIII. Fig. 3 a und b.]

3) [C. I. n. 478.] Leake (Topogr. lste Ausg. S. 312) will hierin
nur ein Piedestal erkennen; allein es ist ein bogenförmiger Architrav.
s- Bl. f. litter. Unterh. 1833, S. 760, wo ich bei der Wiederauffindung
lro J. 1833 gesagt habe: ,,Nach der Gestalt des Architravs war es ein
runder Tempel, dessen innerer Durchmesser über den Capitellen der
Säulen gegen 20 Fuss betrug, und dessen Höhe vom Fusse der Säulen
Μβ an die Spitze des gewölbten Daches (wenn anders die gewöhnlichen Ver-
hältnisse beobachtet worden waren) gegen 40 Fuss betragen haben muss."]

Ros5, Archäol. Aufs. 8
 
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