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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0156

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gel von den in ihnen angebrachton modernen Gewölben, so
wie der letztere auch von den auf seinen Mauern ruhenden
mittelalterlichen Zinnen befreit worden sind. In dem Mittel-
gebäude stehen die sechs ionischen Säulen der Vorhalle noch
so hoch wie das Gewölbe reichte, d. h. zu ungefähr zwei Dritt-
theilcn ihrer Höhe am Platze, mit Ausnahme einer einzigen,
die in geringerer Höhe erhalten ist; da aber fast alle herab-
gestürzten Säulentrommeln sich in dem Gemäuer wiedergefun-
den haben, so dürften sie grösstentheils wieder aufgerichtet
werden können. Von den ausgezeichnet schönen Säulencapi-
tellen aber hat man leider kein einziges unbeschädigt, sondern
nur einige grosse Bruchstücke gefunden. Die grossen Deck-
balken liegen ziemlich wohlerhalten am Boden der Halle.

Durch diese mächtige Säulenstellung gelangt man an die
Querwand des Mittelgebäudes mit den bekannten fünf Thüren.
Hier ist die Ausräumung noch nicht ganz bis auf den Boden
gedrungen. Doch erkennt man bereits, dass die Thüreinfas-
sungen (chambranles) aus Marmor, und nicht, wie einige ge-
wähnt haben, aus Bronze waren; denn am Fusse des grossen
Mittelfhors hat sich zu beiden Seiten ein Theil der Einfassungen
erhalten '). Die Thore und Thüren selbst waren ohne Zweifel
nur aus Holz, wie sich aus Aristophanes ergiebt, bei welchem
Dichter, in der Lysistrate 2), der Chor der Greise dieselben zu
verbrennen, oder mit Hebeln aus den Angeln zu werfen beab-
sichtigt. Vielleicht waren diese hölzernen Thüren vergoldet,
wie bei denen des Erechtheion der Fall gewesen zu sein
scheint3).

Hinterwärts der Querwand mit den Thüren, in der öst-
lichen Halle der Propyläen, ist die Ausgrabung ebenfalls noch
nicht bis auf den Boden vorgedrungen.

1) [Beule, l'Acrop. I. 174 hält diese Reste marmorner Thüreinfas-
sungen nicht für die ursprünglichen, sondern für ein späteres Werk.]

2) Arist. Lysistr. 310. 428.

3) Auf das Erechtheion glaube ich, weil es damals eben im Bau
begriffen war, die Stelle in Aristophanes Vögeln V. 012 beziehen zu
müssen:

πρώτον μέν γ ονχΐ ν ε tag ημάς
οιΉοδομειν ösl λι&ίνονς αντοίς,
ονδε &νοΰΐΰαι χρν βαιβι &νραις.
 
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