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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0158

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120

hunderte nach Christo folgende Inschrift in den Marmor ge-
graben :

Δ € C Π Ο I Ν Α
ΑΡΤ6ΜΙΚΟΛΑΙΝΙ

,,Ο Herrin, Artemis Kolänis!" Eine dritte Zeile, die viel-
leicht den Namen des frommen Beters enthielt, ist nicht mehr
zu lesen. Wie dieser Ausruf hierher kommt, ist niclit klar.
Die kolänische Artemis hatte ein Bild und ein Heiligthum in
dem attischen Demos Myrrhinus, auf der Ostseite des Landes Λ
Wahrscheinlich kam ihr Bild auch in den Wandgemälden dieses
Flügels der Propyläen vor, obgleich Pausanias es nicht er-
wähnt; und irgend ein andächtiger Verehrer der Göttin grub
unter demselben den obigen Ausruf in die Mauer. Der Fuss-
boden im Innern des Zimmers ist nicht mehr vorhanden.

Von Sculpturen und Inschriften sind bei der Ausräumung
der Propyläen nur ganz unbedeutende Bruchstücke gefunden
worden. Hierauf beschränkt sich also die archäologische Aus-
beute dieses Winters; denn auch in der Stadt hat man nichts
Neues gefunden. Zwei bereits im September beim Piräeus aus-
gegrabene zerbrochene Sarkophagdeckel, mit darauf liegenden
Figuren in Hautrelief von mittelmässiger Arbeit, sind kaum der
Erwähnung Werth.

Auf einem Ausfluge in die Provinz hat der Einsender
einige bis jetzt unbekannte Euinen entdeckt. Die bedeutendste
darunter ist ein antiker Grabthurm zwischen Brauron und Pra-
siä, aus grossen Quadern von Kalkstein, zehn bis elf Meter
ins Gevierte und noch drei bis fünf Meter hoch, die Mauern
haben vier Schuh Dicke. In derselben Gegend fand er auch
einen antiken Steinbruch von grauem, röthlich geädertem Kalk-
marmor, in welchem Quadern von ungeheurer Grösse und eine
Säule von sieben Meter Länge, aus einem Stück, noch am
Platze lagen. Vielleicht nahm man aus diesem Steinbruch das
Material zu den benachbarten Heiligthümern der Artemis in
Brauron und der Tauropolos in Halä Araphenides, deren Lage
noch nicht mit Sicherheit, nachgewiesen werden kann. Diese
einst sehr stark bevölkerte Gegend ist voll von alten noch un-
geöffneten Gräbern.

5) Strabon 9, S. 309. — Paus. 1,51,2.— Schol. zu Aristoph.
Vögeln 873. — Corpus Inscr. Gr. I, n. 100.
 
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