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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0165

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fahren wir nicht; wahrscheinlich wurde sie gleich nach dem
Abzüge des Mardonios (Hrdt. 9, 13) und der Schlacht bei Pla-
täa von Themistokles erbaut, um diese, wie man durch eine
schmerzliche Erfahrung belehrt worden war, verwundbarste
Seite der Akropolis so schnell wie möglich vor einem Ueber-
fall zu schützen.

In der Aussenseite dieser nördlichen Mauer nun ist sowohl
östlich wie westlich vom Agraulion auf eine lange Strecke ein
alterthtimliches dorisches Gebälk eingefügt, bestehend aus Ar-
chitraven, Triglyphen und Hängeplatten von Porös, mit Mo-
topen aus weissem Marmor; unterhalb des Erechtheion aber
sind in Einer Reihe vierundzwanzig grosse dorische Säulen-
trommeln aus pentelischem Marmor eingemauert 2): sechszebn
derselben je paarweise auf einander gestellt, und acht einzeln
neben einander; endlich stehen noch in einer vorspringenden
Ecke der Mauer zwei solche Trommeln auf einander. Fast
die Hälfte dieser Säulentrommeln hat an dem obern oder un-
tern Rande eine angefangene dorische Cannelirung; der Canne-
luren sind zwanzig, ihre Weite ist 11 % Zoll engl. Folglich
hatten die Säulen bis auf ein Geringes an ihrer Basis denselben
Umfang, wie die des perikleischen Parthenon. Der nicht can-
nelirte Theil des Schaftes ist nur rund zugehauen, nicht ge-
glättet, und hat noch an den Seiten die viereckigen Vorsprünge
oder Knoten, welche die alten Architekten an den Werkstücken
stehen zu lassen pflegten, um sie bei der Versetzung bequemer
bandhaben zu können, und die erst nach vollendetem Bau ab-
geschnitten wurden 3). An sämmtlichen Säulentrommeln nimmt

2) Leake, Topogr. 2te Ausg. S. 225; 411. — Beule, L'Acrop. I.
95; II, 6.

3) Vgl. oben S. 110. — An den Hinterwänden der Propyläen, wie
Hm Gebälk des Tetrakionion der Athene (dem früher sogen. Thor der
Agora, s. mein Theseion S. 41), sind diese Knoten meistens noch stehen
geblieben; ebenso in Sicilien an dem grossen Tempel von Segeste (Ser-
1-adifalco, Antich. vol. I.) und anderer Orten. Solche Gebäude waren
also nicht ganz fertig, wenigstens nicht völlig abgeputzt worden. Dass
an den alten Säulen vor ihrer Aufrichtung die Cannelirung (ράβδωβις)
nur an dem obersten und untersten Tambour angefangen und erst, nach
'hrer Aufrichtung durchgeführt wurde, ist bekannt; so war auch am
Auaktoron in Eleusis, am Tempel der Nemesis in Rhamnus, an dem
des Apollon in JJelos u. s. w. die Cannelirung nicht vollendet, und die
 
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