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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0218

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175

Hexameter und der Schlussvers, der ein Pentameter ist, sind
l'asi vollständig erhalten:

— - - ιίς ναον πιριχαλλή Παλλάδος αγνής,
Kai] ηόνον ουκ άχλεά τόνό' ελάτρευβα &εα.

Dann folgt der Name des Künstlers: Νικόμαχος ετίό>}ΰεν. Wer
ist nun dieser Nikomachos? Nach Form und Charakter der
Schriftzüge ist es nicht durchaus unstatthaft, an den Maler
Nikomachos zu denken, dessen Lehenszeit bis auf die 105te
Olympiade herabgeht 38); aber von diesem ist es wenigstens
bisher nicht nachgewiesen, dass er auch plastische Werke ver-
fertigt, und die marmorne Basis, auf welcher die Inschrift
steht, hat doch ohne Zweifel ein solches, und nicht ein .Ge-
mälde getragen. Auch herrscht in den Schriftzügen und in der
Art ihrer Eingrabung in den Stein eine gewisse Nachlässigkeit,
ein gewisser Mangel an Zierlichkeit und Eleganz, der mich
vielmehr geneigt macht, die Inschrift unter die vorhergehende
herabzurücken, und erst in die Zeit der ersten Nachfolger
Alexanders zu setzen. Darnach hätten wir denn an Nikoma-
chos einen bisher unbekannten plastischen Künstler aus dem
Ende des vierten oder dem Anfang des dritten Jahrhunderts
vor unserer Zeitrechnung. Diese Art geschichtlicher Bestim-
mungen ist freilich ihrer Natur nach immer sehr gewagt und
schwankend, und darum bitte ich Sie, wenn ich mich geirrt
haben sollte, im Voraus um Ihre gütige Nachsicht, die ich
nicht minder auch für die übrigen Theile dieses Briefes in An-
spruch nehme.

Von dem Fortschritte der Ausgrabungen auf der Akropolis
habe ich nur noch hinzuzufügen, dass sie sich einem Punkte
Vor der Westfronte des Parthenon nähern, wo, wie ich ver
"nithe, das Heiiiglhum der Brauronischen Artemis stand, aus des
sen Quadern und übrigen Baustücken mir das Troppenhaus der
^Vlndeltreppe des ehemaligen türkischen Minarets am Parthe-
non aufgeführt zu sein scheint.

Genehmigen Sie u. s. w.

Athen, im Mai 1839.

38) Sillig, Catal. Artif. v. Nicomaclms, ]j. .s00. [Vgl. Brnmi a. a.
°· I. 401.1
 
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