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Ross, Ludwig; Ross, Ludwig [Hrsg.]
Archäologische Aufsätze (Band 1): Griechische Gräber. Ausgrabungsberichte aus Athen. Zur Kunstgeschichte und Topographie von Athen und Attika — Leipzig, 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.9053#0273

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wahrscheinlich, wie früher (Dem. v. Att. S. 8), und was der
Vf. zu Gunsten der entgegenstehenden Meinung vorbringt, ist
und bleibt ohne Beweiskraft, so lange nicht ein urkundliches
Zeugniss in einer Inschrift aufgefunden wird. Denn auch die
weiter unten (S. 17) von dem Vf. hervorgehobene Stelle bei
Demostli. in Con. 1264: τον γοΰν της Βρανρωνό&εν ιέρειας πά-
τερα u. s. w. entscheidet nichts; das Adverb Βρανρωνό&εν würde
nur dann die Geltung eines δημοτικον haben können, wenn es
in der solennen Weise einem Patronymicum beigegeben wäre:
η δείνα τον δεινός Βραυρωνο&ιν. Es läuft vielmehr Alles darauf
hinaas, dass die Φιλαΐδαι in Brauron wohnten (vgl. oben S. 210).

In einem andern Abschnitte (S. 18 ff.) bespricht der Verf.
die Geschichte und die Schicksale des alten taurischen Schnitz-
bildcs, nach den zum Theil sich widersprechenden Angaben
der Alten: indem bekanntlich Athen und Sparta über den ur-
sprünglichen Besitz des ächten Bildes stritten (Paus. 1, 33, 1 u.
3, 16, 7). Auffallend ist, dass Eurip. Iphig. Taur. 1415 Agg.
und mit ihm Callim. II. in Dian. 173 den Sitz des taurischen
Heiligthumes geradezu nach Halä Araphenidos zu verlegen
scheinen, indess angesichts des bestimmten Zeugnisses bei Strabon
9, 257 (Βρκνρων οπου rö της Βρανρωνίας Αρτέμιδος ιερόν είτα
'Α1α\ αϊ Άραφηνίδες, οπον το της Τανροηόλου) muss man doch
an der Vorstellung festhalten, dass jeder dieser Orte seinen
besondern Tempel hatte, wenn gleich die Gottheit beider we-
sentlich dieselbe war. Die taurische Artemis aber war keine
andere, als die vergötterte,.mit der Artemis identificirte Iphi-
geneia (Ilerodot. 4, 103. Eurip. 1. 1.; vgl. Scidler ad Eur. Iph.
Taur. 1432); deren wirkliches oder vermeintliches Grab (κενψ
ριον, Euphorio) auch hier gezeigt wurde: nach der aus Aegyp-
ten herübergenommenen Lehre von der Menschwerdung der
Gottheiten, durch die der vielgliedrige alte Polytheismus mit
immer neuen Personificationen derselben Gottheit bereichert
wurde (vgl. m. Hellenika L 1. S. 41. 53 Agg.).

Halle, Octob. 1847.
 
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