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Südwestdeutsche Rundschau: Halbmonatsschrift für deutsche Art und Kunst — 2.1902

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Schickele, René: Neujahrsbrief eines Elsässers
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https://doi.org/10.11588/diglit.12736#0019

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madjen, roenn fie, auf iljrem Kunftbummel begriffen, ben (Salon
ber ölauroolfengaffe betreten. Genüge werben läctjelnb eintreten,
im ©ange mad)t einer nod) einen fd)led)ten SBitj über etfäffifdje
„Kuuft" — bann roirb mit einem „311)!" ber £?rrtum eutbecft unb
f'opffci)üttetnb weitergegangen. SBas ber §err eigeutlid) oom
©trafiburger „^ublifum" glaubt! 30 ir gefjen in ba§ „©Ifaffifdje
Sweater", rein um un§ p amüfteren, bito gu 23aber=9cottin. @ie
get)en roirflid) nur um ju ladjen in ba§ „@lf. Sweater". 3)a3
fann man ifmen nidjt übelnehmen, ben guten Seutdjen, bie ftc£) bie
ganje SBodje I)inburd) in irgenb einer 33ube abracfern — man
barf e§ fogar biefem 5ßublifttm ntctjt Übelnehmen. 2(ber bie
S)ialef'tbid)ter bürfen fid) ebenforoenig auf biefe ©orte Kunft-
oerftänbige al§ auf ba§ einzige Kriterium berufen. ©3 ift eben
traurig, bafs fie e§ nid)t fertig brad)ten, ein gebübetere§ 5ßublifum
p intereffieren. Scatürlid) f)at ba§ „@lf. Sweater" in feiner fjeu-
tigen ©eftalt feine „23ered)tigung", wie ba§ Kölner §änne§d)en-
ttjeater aud): si parva licet componere magnis. SDa§ „magnis"
nimmt ba§ Kölner §änne§djentt)eater in Slnfprud). ®enn t|m
reid)t ba§ „©lf. Sweater" in feinem ©eure, roie e§ niete aufjufaffen
belieben, — unb ba§ ift ja fd)liefjlid) baSfetbe roie ba§ Kölner
§änne§d)entl)eater — nidjt an ben Slbfa^. Stber man tjat aud) nie
gehört, bajs ba§ Kölner §ännesd)entt)eater Slnfprud) auf fünft
Ierifd)en 3Sert unb ©ruft erboben fjätte — fallt ü)m gar nid)t
ein, obrootjt e§ lot'alfulturell nie! bebeuten mag. Slnberen at§
lotatf'uttur eilen 3Sert befitjt ba§ „@lf. Sweater" oon bleute nid)t.

S)a§ ift e§, um roas e§ fid) non Slnfang an geljanbett l)at.
3JM)r I)aben mir oom „Qüngften ©Ifaf?" nie behauptet. SBir
fjaben nur ben 91amen „Qüngfte§ ©Ifafj" geprägt, roeil roir eine
ernfte unb roirt'lid) fünftlerifdje Kultur anftre6teu, unb au§ bem
©umpf, ber fid) roieber ju bilben brot)te, ba alle 3ßaffer ftaguierten,
um jeben 5ßrei§ l)erau§fül)ren roollten, unb roeil man un§ fdjliefslid)
in eine Stellung abfeits brängte, bie a(lerbing§ fo etroa§ roie
„feinblid)" roar.

©ie roiffen felber, roie e§ nod) oor einigen SRonaten ausfat).
@ie roaren bamats» unter un§, bie roir nod) nid)t „roir" roaren,
id) fprad) $l)nen oft oon unferem y-riibtiugsoogel, bem „Stürmer",
ben roir nun feierlid) begraben baben, unb roir gingen au§eiuanber,
oljne ba§ erlöfenbe 38ort gefunben p fjaben. feilte ftebt e3
anber§: Stile jungen (Slbel, ^ßreoöt, 9)cattt)ij> . . ber ©alou
©rombacl): ©d)neiber, 931umer, SSaftian, ^vittroeg, 3(d)mer ..) fteljen
juf anraten, unb roir bürfen t) offen, bie Kluft anzufüllen, bie ein
oielleid)t j.ät)e§, aber nur atlp roal)re§ Sßort geriffen £>at. ©3
roäre Uufinu, jroei „Parteien" ju unterfdjeiben. ©3 lag aud) gar
nid)t in unferem ©inne, im „^üngften ©tfafs" einen ©egenfat;
pm „jungen ©Ifafj" p fd)affen. ®iefe§ ift non geftern, roir
oon tjeute. ®a§ ift unfere ganje 9xed)tfertigung unb bebeutet p-
gleid) unfer 9ied)t.
 
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