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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 6.1932

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Nr. 23 (5. Juni)
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DIE WELTKUNST

5

Nr. 23 vom 5. Juni 1932
Setzung von Seite 3)
Wandteppiche
Paris, Vorb. 8.19. Juni
<]0~*e Sammlung M. L. D ..., die Me H. Bau-
!), und MM. Mannheim am 8. und
™ Hotel Drouot versteigern,
jjj als Glanzpunkte neben Möbeln des
Me p hrhunderts, kunstgewerblichen Arbeiten
^ .. Porzellanen, Miniaturen und Bronzen eine
herrlicher Beauvais-Tapisserien aus der
Ludwigs XIV. von Philippe Behagle, da-
etl flandrische Wandteppiche des 16. und
aii Jahrhunderts und schöne Sitzmöbel mit
t!1 Bezügen.

Zwei Bibliotheken

Paris, Vorb. 13.—15.

Juni
Ler erste Teil der wundervollen Biblio-
6 k L. - A. B a r b e t t, die am 13. und
Jj' Juni durch Mes H. Baudoin und
Ader sowie den Experten L. Giraud-
I;?.din im Hotel Drouot versteigert wird,
iipaßt illuminierte Pergament-Handschriften,
girierte Bücher des 15. bis 18. Jahrhunderts
y seltene Ausgaben, die sich vor allem durch
kostbaren alten Originaleinbände aus-
ijhnen. Im ganzen ein Material von er-
nster Schönheit und Rarität.
kBleichzeitig, vom 13.—15. Juni, bringen
j A. Desvouges und MM. Ch. Bosse
y H. Picard & Fils an derselben Stelle
111 zweiten Teil der Bibliothek Henri
vbl a n c zum Ausgebot, der sich aus
k?Jernen Erstausgaben und Luxusdrucken
^biographischen und bibliophilen Werken,
y lchnungen, Radierungs- und Lithographien-
s6’ ?en zeitgenössischer Künstler zusammen-

Alte Graphik
London, Vorb. 15./16. Juni
ig^otheby & Co. versteigern am 15. und
Juni zwei Sammlungen alter Graphik, unter
y Vor allem ein besonders schönes Dürer-
hervorragt. Daneben sind besonders gut
■:as van Leyden und Rembrandt vertreten.

Gemälde
Berlin, Nachb. 24./25. Mai
(Vorb. in Nr. 21, S. 2)
kPus Auktionshaus Dr. Walther Achenbach
7j],lfclte bei der Versteigerung der Luxus-
y!in-Einrichtung und Gemäldesammlung,
yyklerstr. 2, Grünewald, ansehnliche Preise,
den modernen Meistern erreichten Zügels
,badende Kühe“ (1896) 2400 M., Liebermanns
,’yiter am Meer“ (1900) 1540 M., desselben
7,1-rgartenpartie“ 880 M„ Trübners „Ama-
(1886) 890 M., Leistikows „Wannsee“
K M„ Hans Herrmanns „Blumenmarkt“
C M., Pechsteins „Waldpartie“ und „Unter-
y tUng“ 300 bzw. 200 M. Von den alten Mei-
wurden für ein Porträt des Tintoretto
M., für Jan Steens „Knabe im Stall“
V> M. erzielt. Kleine Bronzen von Sintenis
^en mit 150 M. bezahlt.

Autographen
Leipzig, Nachb. 14.—16. April
(Vorb. in Nr. 15, S. 5)
■Lie Versteigerung der Sammlung Planer
die Firmen Meyer & Ernst, Berlin,
hy Adolf Weigel, Leipzig, die vom 14.
y "'•Um 16. April in Leipzig stattgefunden hat,
einige für die heutige Zeit doch recht
y.cUt liehe Ergebnisse. Von den schönen
iug-Silhouetten kaufte die Firma Boerner
die Hälfte zu Preisen, die etwas unter der
i\y lagen. Der schöne Brief von Beireis
V' 57) brachte den sehr hohen Preis von
Für ein Manuskript von Jeremias Gott-
w (Nr. 77) wurden 175 M. angelegt. Ein
W6her englischer Faust-Druck von 1620 (Nr.
y ’ der mit 15 M. ausgerufen wurde, stieg
V Jß5 M. Der Brief mit der Unterschrift
L Karl V. (Nr. 401) brachte 235 M. Bemer-
"’ert sind noch folgende Preise: Gottfried
Iß» (Nr. 432) 145 M.; Maria Stuart (Nr. 510)
yyL; Napoleon I. (Nr. 573) 140 M.; Nietz-
S r- 584 a) 100 M.; der eigenhändige Brief
HjyChütz (Nr. 736 ) 800 M.; das Brustbild
von Kügelgen (Nr. 460) erzielte
die Porträtzeichnung von Ludwig XVI.
W 4) 260 M.; das schöne Brustbild Seumes
Aj. ys Brustbild seiner Mutter von Schnorr
' konnten zusammen für 315 M. fort-
Dagegen war für die gerade in
?y, Sammlung so reich vertretenen Seume-
%J?raPhen, wie man nicht anders erwarten
d’lllap’ ',ven*g Interesse vorhanden. Die schönen
\ .ytablätter mit den Ansichten von Schwe-
'Nr. 1443) wurden mit 500 M. gekauft.

^oll. Marq uess Curzon
of Kedleston

New York, Nachb. 22. April
] (Vorb. in Nr. 16, S. 5.)
Yersteigerung der Sammlung des Nach-
I *■ t .K°rd Curzon durch die American
J* H a s o c i a t i o n — Anderson G a 1 -
krachte bei einem Gesamtumsatz von
yieiijy 3se^ Zeit wieder zum
beachtenswerte Auktionspreise für
*7 Von den ehemals in der Sammlung
W£1'ed de -Rothschild in Paris befind-
v*erken erwarben Chester Dale den

signierten und datierten Boucher, „Venus
consolant l’Amour“ (Nr. 80) für $ 31000, der
Agent Rudert die beiden Kinderköpfe von
Greuze (Nr. 78/79) für $9800, T. V. Kroll ein
Damenbildnis Reynolds’ aus dem Jahre 1786
für $12 000. Das Porträt der Herzogin von
Polignac von Vigee-Lebrun erzielte $ 16 500
(Nr. 81, Russell), ein Hoppner-Bildnis $3000
(Nr. 83, W. W. Seaman).
Sammlung Benguiat,
New York
New York, Nachb. 23. April
(Vorb. in Nr. 16, S. 5)
Die Kollektion umfaßte 44 Teppiche der
verschiedensten Gattungen vom 16.—18. Jahr-
hundert. In der Hauptsache waren es wirklich
hochwertige persische Teppiche, in ihren
Unterkategorien Tierteppiche, Polenteppiche,
und sogenannte Isphahans, frühe indische und
spanische Teppiche. Von kleinasiatischen Tep-
pichen zeigte die Kollektion einige sehr gute
Uschaks, und auch die ägyptischen Teppiche
des 16. Jahrhunderts (früher Damaskus-

Teppiche genannt) waren vertreten. Wohl
selten ist eine so hochwertige Sammlung von
Teppichen zusammengetragen worden.
Soweit sich nach den Abbildungen fest-
stellen läßt, handelt es sich bei vielen um be-
sonders gut erhaltene Teppiche. Die Samm-
lung ist im Laufe einiger Jahrzehnte zu-
sammengetragen worden und ihre Besitzer
haben vor nicht sehr langer Zeit auf die be-
merkenswertesten Stücke sehr hohe Offerten
ausgeschlagen. Wenn sie für diese jetzt nur
ein Drittel des damaligen Gebotes erhielten, so
drückt sich hierin die Weltwirtschaftskrise
aus. Aber andernteils sieht man auch daraus
wieder, wie wenig im Vergleich zu den meisten
anderen Kunstgegenständen wirklich hoch-
wertige antike Teppiche von einer Entwertung,
im Vergleich gegen die Hochkonjunktur, er-
griffen wurden. Es ist dies nicht zu sehr ver-
wunderlich, weil in der Hochkonjunktur hoch-
wertige antike Teppiche nicht die gleiche
Wertsteigerung mitgemacht haben. Zudem
ist das Material so selten und so wenige Stücke
gut erhalten, daß der erzielte Gesamtpreis von
$ 245 775 für diese Kollektion nicht verblüffen
kann.
Unter der Sammlung befanden sich natür-
lich auch einige schwächere Stücke, über deren
Datierung im Vergleich mit dem Katalog man
streiten kann. Um ein Beispiel anzuführen,
kann man über das Alter von Nr. 11, Indo-
persian milles fleures Carpet anderer Meinung
sein, er dürfte eher dem 18. wie dem frühen
17. Jahrhundert angehören. Der Preis von
$ 8000 für dieses Stück in der Größe 3 : 2% m
ist daher wohl als der Rekordpreis der Auk-
tion zu bezeichnen.
Den höchsten Preis überhaupt, $ 62 000, er-
zielte ein großer persischer Teppich,
7.30 : 3.13 m, aus der Zeit Schah Abbas d. Gr.,
im Blumenstil der ostpersischen Herat-Tep-
piche, mit Tieren in den Kartuschenfüllungen
der Borte. $ 35 000 brachte ein sehr hoch-
wertiger, wundervoll erhaltener persischer
Tierteppich, der noch dem 16. Jahrhundert an-
gehört. Nur 3.71 :1.88 m groß, kann man
seinen Preis, gemessen an den Preisen der
Figdor-Auktion, als sehr niedrig bezeichnen.
Auch der große, gut erhaltene Polenteppich
4.31 :1.85 m brachte mit $ 13 000 ein wirk-
lich niedriges Ergebnis. Andere Stücke
wieder sind voll bezahlt. Bei der augenblick-
lichen Beliebtheit der spanischen Teppiche in
Amerika nimmt es nicht Wunder, daß diese
Stücke verhältnismäßig hoch bezahlt wurden,
trotzdem sie keine außergewöhnliche Klasse
darstellten. Der teuerste von ihnen erzielte

Die Sammlung
Benda
Bei dem Übergang der nunmehr zur Auf-
stellung gelangten Sammlung des Fabrikanten
Gustav Benda an das Wiener Kunsthistorische
Museum wurde das in Österreich sehr seltene
Ereignis der Testierung einer Privatsammlung
zugunsten eines Museums von der Presse mit
den überschwänglichsten Worten gefeiert. In
Wirklichkeit handelt es sich um eine kleine
Sammlung, die zwar manches ausnehmend
gute Stück enthält, die aber keineswegs an
die vor Jahresfrist verkaufte Sammlung
Auspitz (über die damals in der „Weltkunst“,
Jahrg. V, Heft 35, ausführlich berichtet wurde)
heranreicht und ebensowenig mit anderen be-
deutenderen Wiener Sammlungen, wie denen
der Lanckoronsky, Wilczek und Rothschild in
einem Atem genannt werden kann.
Doch muß gleichwohl zugegeben werden,
daß Benda über einen erstaunlich sicheren
Blick und einen kultivierten Geschmack ver-
fügte, was sich in der Auswahl der Plastik
und des Kunstgewerbes äußert. Von Ge-
mälden verstand Benda freilich
nicht viel und legte in richtiger Er-
kenntnis dessen in seiner Samm-
lung auf die Malerei kein sonder-
liches Gewicht. Trotzdem finden
sich unter seinen Kunstwerken
auch einige gute und interessante
Bilder; so das noch quattrocentesk
anmutende Predellenbild des Lo-
renzo Lotto von dem Altar in Reca-
nati (1508), das die Predigt des hl.
Dominikus darstellt. Von Nieder-
ländern gibt es einen „Täufer“ von
Aelbert Bouts, flotte Tierskizzen
von Jan Bruegel und ein fesselndes
Straßenbild aus dem Haag von
Joris van der Hagen und Ludolf
de Jongh. Auch enthält die Samm-
lung einige Werke von Alt-Wiener
Meistern, wie Füger (Königin
Caroline von Neapel), Daffinger,
Peter, Waldmüller, Fendi und R.
v. Alt.
Größeres Interesse gebührt der
mit charakteristischen Arbeiten
vertretenen Plastik des florentini-
schen Quattrocento. Und da ist es
der ausdrucksvolle Kopf des lachen-
den Knaben von Desiderio da Set-
tignano (den Benda von Miller v.
Aichholz erwarb), der den Glanz-
punkt der Sammlung bildet, und der
erst ihren Ruf begründet hat (Ab-
bildung nebenst.). Denn wenn
auch alle Stücke, die wir anführen,
von beachtenswerter Qualität sind,
so ragen doch die wenigsten über
das Durchschnittsniveau der Künst-
ler hinaus, denen sie zugewiesen
werden. Von Desiderio besitzt die
Sammlung noch ein Madonnenrelief
in Terracotta (dessen Fassung be-
sonders schön erhalten ist). Wei-
ter birgt sie ein Madonnenrelief
von Donatello und ein dem Verroc-
chio zugeschriebenes Knäblein mit
Trauben. Auch von Luca della
Robbia sind zwei Madonnenreliefs vorhanden.
Von hohem Reiz ist das noch ganz unter
dem Einfluß seines Lehrers Donatello stehende
Bronzerelief der Madonna mit Kind von Ber-
toldo di Giovanni. Von Tullio Lombardi rührt
ein schöner Mädchenkopf in Bronze her. Eine
Reiterstatue gibt uns das Bild des Condottiere
Gian Giacomo Trivulzio wieder. Außerdem
besitzt die Sammlung noch eine stattliche
Reihe anonymer Bronzen, die überwiegend
dem Oberitalien des 16. Jahrhunderts an-
gehören.
Die besondere Liebe Bendas galt neben der
Plastik der florentinischen Frührenaissance
und den Kleinbronzen Italiens dem Kunst-
gewerbe, das in großer Mannigfaltigkeit,
hauptsächlich durch erlesene Einzelstücke, ver-
treten ist. Eine der wertvollsten Arbeiten ist
eine bemalte Muraneser Schale mit Bildnis
und französischer und italienischer Umschrift.
Ein seltenes Stück ist auch ein nielliertes
silbernes Kußtäfelchen von Francesco Francia.
Hervorragend schön sind einige Schmuckstücke
der Spätgotik und Renaissance.

Moskauer Chronik
In der Künstlerkooperative „Wsekochu-
doshnik“ ist eine große Käthe Kollwitz-
Schau eröffnet worden. Es ist nicht zum
erstenmal, daß die hervorragende deutsche
Künstlerin vor dem Moskauer Publikum er-
scheint, das ihr stets großes Interesse ent-
gegenbringt; während aber früher nur ge-
wisse Gruppen ihres graphischen Oeuvres aus-
gestellt waren, ist diesmal eine möglichst er-

$ 3700. Einige gut erhaltene große frühe
Herat-Teppiche, bei uns leider immer noch
fälschlich Isphahans genannt, brachten $ 5400
bis $ 12 500, je nach Erhaltung und Stil.
In der Sammlung befand sich auch ein
Savonnerie-Teppich aus der Zeit Louis XIV,
der trotz seines wenig günstigen Maßes von
3.76 :1.96 m immerhin $ 8900 erzielte. Ein
großer Medaillon-Uschak des 17. Jahrhunderts,
8 :4.15 m, nach der Beschreibung keinesfalls
aus der besten Zeit, brachte es wohl wegen
seiner Größe auf $ 3100. Wenn ein besonders
schöner, sehr gut erhaltener und für die Art
verhältnismäßig großer ägyptischer Teppich,
2.82 :2.66 m, des 16. Jahrhunderts nur $2500
erzielte, so zeigt das, wie Amerika nur auf ge-
wisse Kategorien von Kunstgegenständen ein-

Desiderio da Settignano, Knaben-Büste
Coll. Gustav Benda
Wien, Kunsthistorisches Museum


schöpfende Übersicht desselben von etwa
150 Nummern, z. T. in Reproduktionen, ge-
geben, beginnend mit den frühen Radierungen
■ aus den neunziger Jahren des vorigen Jahr-
hunderts und über die zahlreichen Zeichnungen
und Lithos zu den schon ganz monumental ge-
haltenen Linoleumschnitten sowie Arbeiten
aus neuester Zeit führend. Gerade hier, wo
die proletarisch-revolutionäre Thematik im
Kunstschaffen, das tiefe Eindringen in die-
selbe oft als Axiom gestellt wird, wirkt Frau
Kollwitz besonders stark, und das nie ent-
gleisende hohe Ethos ihres ganzen Werkes, der
unentwegte Ernst und die expressive Wucht
ihrer meisten Motive verfehlen nie ihren Ein-
druck.
Gleichzeitig mit der Eröffnung der Koll-
witz-Schau fand in der „Ges. für kulturelle
Verbindung der Sowjetunion mit dem Aus-
lande“ (Woks) ein Vortrag Otto Nagels
über die neuesten Strömungen in der deut-
schen Kunst statt. Der Vortragende in-
formierte über die einzelnen Künstlerverbände
des großen Ausstellungskartells, gab der Reihe
nach eine Charakteristik der einzelnen Ver-
■ bände und schilderte die Art der Organisation
der „Großen Berliner Kunstausstellung“, sowie
der „Juryfreien“. Diese Informationen wurden
noch durch eine kurze Darstellung der momen-
tanen materiellen Lage der deutschen Künstler-
schaft, sowie der deutschen Kunstkritik er-
gänzt. P. E 11.

Kunst der Gegenwart
aus Düsseldorfer
Privatbesitz
Im Kunstverein für die Rhein-
lande und Westfalen zeigt die Düssel-
dorfer Vereinigung für Junge Kunst eine von
Kustos Dr. Walter Cohen sorgfältig vor-
bereitete Ausstellung moderner Malerei und
Plastik aus Düsseldorfer Privatbesitz. Ohne
auf Vollständigkeit oder allzu strenge syste-
matische Anordnung Wert zu legen, wurde
eine Auswahl der bekanntesten Namen der
modernen Kunst getroffen, beginnend mit
Renoir, Ensor und Hodler. Sehr harmonisch
wirken die zu einer Wand vereinigten Aqua-
relle von Marc und Macke, während die Maler
der „Brücke“ besonders mit Heckel und Kirch-
ner stärker herausgestellt wurden. Man sieht
ausgezeichnete Bilder, die keinen Zusammen-

O. Kokoschka, Portrait Dr. Bauer. 1910
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
Düsseldorf, Kunstverein


hang dulden: Edvard Munchs großzügige
Winterlandschaft aus Kragerö, das wenig be-
kannte, 1910 entstandene Bildnis des Dr.
Bauer von Kokoschka (Abbildung obenst.),
schöne Aquarelle von Rohlfs, Otto Muellers
„Badende Frauen“, eine sehr geschlossene
Fassung dieses häufig gemalten Motivs, ein
Selbstbildnis der Modersohn und Hofers Tes-
siner Landschaft. Bedeutenden Anteil am
Gesamteindruck haben auch die Maler der ab-
strakten Komposition: die Deutschen Willi
Baumeister, Max Ernst, Feininger und Klee,
und in interessanter Gegenüberstellung der
französische Kubismus, vertreten in Bildern
von Picasso, Gris, Leger, Gleizes, die aller-
dings in der Mehrzahl etwas trocken und
nüchtern aussehen. Die französische Land-
schaft kommt in Werken von Braque, Derain,
Vlaminck sehr gut zum Ausdruck. Schließ-
lich sind noch beachtenswerte Leistungen der
Düsseldorfer Ophey, Campendonk und Nauen,
Adler und Champion und des mit Klee neu
neu hinzugekommenen Oskar Moll zu nennen.
Zahlreiche Bildhauerarbeiten von Breker, de
Fiori, Gottschalk, Karsch, Lehmbruck und der
Sintenis ergänzen sehr glücklich diesen leben-
digen Überblick über die einheimische Sam-
meltätigkeit. Lasch

gestellt ist und wirklich seltene, künstlerisch
hochstehende Objekte, weil sie ungenormt
und wenig bekannt sind, sozusagen ganz außer
Acht läßt. In Anbetracht der Seltenheit, guten
Erhaltung und der Reinheit seines Stils hätte
dieser Teppich einen ganz anderen Preis ge-
rechtfertigt.
Wie sich der Kunstmarkt antiker Teppiche
weiter entwickeln wird, kann man nicht mit
Bestimmtheit sagen. Wenn aber in dieser
Wirtschaftskrise ein Land für eine so große
Anzahl hochwertiger Objekte zu hohen
Preisen, verglichen mit denen für Bilder, auf-
nahmefähig ist, zeigt das doch, daß man den
Wert dieser Kunstgattung mehr und mehr
verstehen und schätzen lernt.
W. Grote-Hasenbalg
 
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