^VI, Nr. 28 vom 10. Juli 1932
DIE WELTKUNST
3
Jahr
toüi j .
ba ’ aer m Bari den Palast des Proweditorats
t6tl ’ setzt in einen straff horizontal gelager-
als *atten Kasten ein Düsseldorfer Hochhaus
dej, ' Urin ohne rechte Nötigung hinein. Marino,
baut S überzeugende Luftfahrtministerium ge-
zeigt auf der Ausstellung eine im
611 ^.befindliche Kaserne, in der auch Soldaten
hch jn jjjpg Stuben Luft und Licht bekom-
sj ?■ Nicht immer wird die hinreichende Rück-
au^ ^as italienische Klima genommen,
feu ose Häuser in Süditalien bei Riesen-
iw Stern sind ein Unding. Und man wird die
W- Samonäs infolgedessen zwar als sehr
aj °n, aber für Campanien und Apulien kaum
zweckdienlich ansehen können.
d interessant ist die Haltung der Presse für
t|.ätsche Leser: immer wieder stößt man auf
fie glatte Anerkennung des deutschen Ein-
de Sses, aber immer wieder wird auch der
ätsche Stil bekämpft; man will „italienische
chitektur, aber nicht angelesene, mißver-
ki^ene und nicht geeignete deutsche Archi-
Ur in Italien sehen“. „Die deutsche Anre-
ist gUt( aber der italienische Baumeister
sich darauf besinnen, daß er Südländer
s.. bnd daß Italien durch die Jahrtausende eine
(] Ständige Architektur gehabt hat.“ Es ist
<Can zu erinnern, daß hundertmal moderne
U btsche Architektur von den Bauleuten älteren
Va ,s als afrikanische und süditalienische In-
pion bescholten worden ist. Wo ist die Wahr-
st, wenn der Süden das für nordisch hält, was
'b Norden als zu südlich ablehnt!
^erkbund-
'iedlung Wien 1932
Architekt Prof. Dr. Josef Frank
^ßie Werkbundsiedlung ist weder eine Muster-
41 ,l|Ung noen eine Versuchssiedlung. Eine
s ptersiedlungj könnte unmöglicn so viele ver-
jpedenartige Hauscypen zeigen, da es eben in
Wesen liegt, mit möglicnst wenigen aus-
pommen. Eine Versuchssiedlung wieder
t^^bte mit neuen, noch nicht erprobten Bau-
(iaterialien und Konstruktionen operieren,
Brauchbarkeit in der Regel durch die bei
Stellungen notwendigerweise schnellere
^bstellungszeit nicht erwiesen werden kann.
V lst auch nicht gut möglich, Haustypen als
^bsuchsobjekte zu betrachten, denn es hängt
n viel von der Art der Bewohner ab, ob sie
u Haus brauchbar finden oder nicht.
u t>ie Werkbundsiedlung ist eine Sammlung
!ip siebzig Beispielen von Typenhäusern und
V etwa fünfzig verschiedene Objekte. Die
Kastelle ist sehr unregelmäßig geformt und
hi berdem derart beschaffen, daß sie etwa zwei
v drei Meter aufgeschüttet werden mußte,
den Charakter der Häuser natürlich beein-
aßte. Die Häuser sind nicht für den Platz,
dem sie stehen, entworfen, vielmehr
Lotete sich der Verbauungsplan nach den vor-
ijjbdenen Typen. Die Siedlung hat deshalb
Lat den Charakter einer einheitlich geplanten
K a8e, sondern ähnelt viel mehr einer ge-
(upsenen Stadt, da ein jedes Haus indivi-
ijjpe Rücksichtnahme verlangte. Die Straßen-
hp ng richtet sich also nach den Häusern, so
L3 ein jedes seine geeigneteste Lage erhielt.
i..j Anlage ist dadurch sehr abwechslungs-
%li ’ W3e dies auch im Charakter einer aus-
•i(, Utlgsmäßigen Anlage gilt. Trotzdem macht
V einen durchaus einheitlichen Eindruck,
auch 31 Architekten fast unabhängig von-
%bder gearbeitet haben. Dies wurde da-
erreicht, daß für das Äußere der Häuser
V*.Wenige einheitliche Richtlinien festgelegt
l^ben: Einheitlichkeit der Fassadenbehand-
tjJ»' Einheitlichkeit der Dächer und der Ein-
’tphngen. Diese wenigen Elemente genügten
um den üblichen Greuel ähnlicher
Städte zu verhüten. Die Siedlung ist ein
wShis dafür, daß wir endlich einen neuen ein-
khen Stil haben, der, ähnlich wie irgend
jblter, die Harmonie einer Anlage verbürgt.
W;aS Einfamilienhaus hat sein Programm in
fetzten Jahrzehnten kaum verändert. Neue
kbleme oder neue Aufgaben sind nicht hinzu-
%Otilmen. Alles, was unser modernes Haus
Von ^em engbschen aus der Zeit der Be-
k; düng der Gartenstädte unterscheidet, sind
ich gewisse geringfügige technische
6rUngen, die aber für die Gesamtanlage
k? Wesentliche Bedeutung sind. Auch mo-
■'pe Bauweisen und Konstruktionen haben die
^sform nicht verändert. Es bleiben 'im
die beiden alten Typen: das Haus, das
%16?. Wohnraum samt Küche im Erdgeschoß
bie Schlafräume im Obergeschoß hat, und
ebenerdige Haus, das in der letzten Zeit
kj.bbtlich unter dem Einfluß Kaliforniens im-
biehr an Verbreitung zunimmt. Innerhalb
Wr Begrenzungen des Programms sind aber
1 Varianten möglich, von denen hier eine
Stj hl gezeigt wird. Eine Festlegung eines
Pj>|. fiten Typs ist selbstverständlich nicht
>'eh lj. Und nicht einmal wünschenswert, da
Nhi 6ser se^r nach der Lebensart der Be-
er Und den örtlichen Verhältnissen richten
p '. Es ist aber auch selbstverständlich, daß
ps^'ber einheitlich gebauten Siedlung diese
% bhl auf sehr wenig Typen beschränkt wer-
Ja sonst die durch Typisierung
Vorteile nicht ausgenützt werden
*b lifc' Jedes Haus der Siedlung ist aber
,, I); lsPiel für derartige Typisierung.
Auswahl der Architekten wurde derart
A. yen> daß jede moderne Richtung vertreten
jikj) Jen Wienern heben wir hervor: Hoff-
q.bßij’, Boos, Strnad. Es befinden sich unter
jl hie r auch eine Menge junger Architekten,
zum erstenmal bauen. Von anderen
bÄris?1 finden wir Häring (Berlin), Lurcat
ItietveJd (Utrecht), Gewrekian (Tehe-
Neutra (Los Angeles), Grunberger
Das Ehrenmal von Käthe Kollwitz
Von Dr. Alfred Kuhn
Am 8. Juli ist Käthe Kollwitz 65 Jahre alt
geworden. Es dürfte kaum nötig sein, für die
Leser dieses Blattes heute noch ihren Ruhm
zu verkünden oder ihr Lebenswerk zu analysie-
ren, das nicht nur der Besitz Deutschlands,
sondern im wahrsten Sinne der einer Welt ge-
worden, nachdem Ausstellungen von Buenos
schaffen (siehe Abbildung). Es gibt die
Gestalt einer Frau und eines Mannes zu den
Seiten eines Grabes kniend. Die Gesichtszüge
tragen in leisen Andeutungen die der Künst-
lerin und ihres Gatten, die sie beide einen
Sohn auf dem Friedhof liegen haben. Die Frau
beugt sich tief nach vorn in Schmerz und
In diesem Werk, das sicherlich mit zum
Größten gehört, was die deutsche Kunst seit
langem hervorgebracht, ist die Künstlerin zur
wahren Sprecherin der Volksgemeinschaft ge-
worden. Hatte man früher gesagt, daß nur
das Leben der Getretenen und Enterbten sie
interessiere, daß ihr Augenmerk nur auf eine
einzige Schicht gerichtet sei, so hat sie in
diesem Grabmal über die Grenzen jeder Indi-
vidualität und jeder Klasse hinausgehend das
Wort gesprochen, das auf den Lippen aller
Deutschen liegt, die in unseren Tagen ein
schweres Schicksal verbindet.
Käthe Kollwitz,
Aires bis Moskau ihr die höchste Anerkennung
gebracht haben.
Vielleicht aber darf trotzdem ein Wort hier
gesagt werden mit Hinblick auf ein jüngstes
Werk, das vor wenigen Wochen dem Berliner
Publikum gezeigt worden und das zum Unter-
schied von allem Bisherigen, was aus ihrer
Hand hervorgegangen, ein plastisches ist. Für
den Soldatenfriedhof in Eessen bei Dix-
muiden hat die Künstlerin ein Denkmal ge-
Denkmal für den Soldatenfriedhof in Eessen
stummer Gläubigkeit. Es ist, als hätte sie das
Los sämtlicher Mütter auf ihre Schultern ge-
nommen. Straff aufgerichtet und entschlossen
kniet der Mann. Seine Arme sind vor die
Brust geschlagen, gleichsam als ein Panzer.
Er weiß um die Bestimmung der Männer, zu
kämpfen und sich an etwas hinzugeben, was
größer ist als sie selber. Er jammert nicht,
er barmt nicht. Es ist das Schicksal eines
Volkes, das er trägt, mit dem er eins sich fühlt.
bei Dixmuiden
In diesem letzten Werk vollendet sich das
Schaffen von Käthe Kollwitz, indem das per-
sönliche Erlebnis zum allgemeinen, schlechthin
verbindlichen gesteigert wird. Darin, in dem
seelischen Ausgleich und in der formalen Be-
wältigung ist es goethisch. Und es ist kein
Zufall, daß die Künstlerin, einmal nach ihrer
Lektüre gefragt, viele Namen auf zählte und
am Ende sagte: „Und dann Goethe und immer
wieder Goethe, Goethe!“
(Hollywood), Lihotzky (Moskau), die letzteren
Wiener, die im Ausland arbeiten.
Die Häuser sind im Rahmen der Heimbau-
hilfeaktion der Gemeinde Wien errichtet. Der
Grund wird im „Baurecht“ von der Gemeinde
bis zum Jahre 2000 vergeben, die Häuser wer-
den durch monatliche Teilzahlungen durch
15 Jahre abgezahlt und bleiben dann bis 2000
Eigentum des Käufers.
Diese Häuser sind durchwegs Kleinhäuser
im Ausmaß bis zu 80 m2 Wohnfläche, also fast
durchwegs Minima. Sie sind vollständig unter-
kellert, was eine Folge des aufgeschütteten
Baugrundes war. Da es sich um verkäufliche
Häuser handelt, so konnten eine Anzahl Typen,
die bei den lokalen Verhältnissen zu teuer ge-
gültig, ob diese Möbel alt oder neu sind, ebenso
ihr Material. Wir müssen endgültig mit dem
Bestreben brechen, das Wohnhaus und seine
Einrichtung zum Rang eines Kunstwerkes zu
„erheben“, denn bei keiner anderen Bauaufgabe
ist es in gleichem Maße notwendig, mit glei-
cher Vorurteilslosigkeit an sie heranzutreten.
Staatliche Graphische
Sammlung in München
Es ist eine dankenswerte Gepflogenheit des
Leiters der Staatlichenn Graphischen Samm-
lung in München, die Bestände seiner Samm-
Werkbundsiedlung: Internationale Ausstellung Wien 1932
wesen wären, also das nicht unterkellerte Haus,
nicht gezeigt werden.
Was die Einrichtung solcher Häuser betrifft,
so ist sie heute kein Problem. Es ist selbst-
verständlich, daß Kastenmöbel in größtem
Ausmaß eingebaut werden. Was die freistehen-
den betrifft, so gibt es für sie nur eine Vor-
schrift: sie sollen nicht mehr Platz einnehmen,
als ihrem Gebrauchswert zukommt. Sonst ist
jedes Prinzip nur schädlich. Es ist dann gleich-
lung gruppenweise und stets unter neuen, an-
regenden Gesichtspunkten der Allgemeinheit
zugänglich zu machen. Eine besondere
Freude ist es, über die diesjährige Sommeraus-
stellung zu berichten, weil mit Rücksicht auf
den erhofften Fremdenverkehr in zwei Ab-
teilungen das Köstlichste zur Schau gestellt
wurde, was die Sammlung birgt. — Im ersten
Saale sind deutsche Meisterzeichnungen des
16. Jahrhunderts zu sehen: Altdorfer, Amann,
Amberger, Hans Baldung Grien, N. M. Deutsch,
Dürer, Fraisinger, Urs Graf, Holbein d. J.,
Wolf Huber, Lor. Strauch u. a. Besonderes
Interesse erweckt eine Federzeichnung von
Wolf Huber „Schlacht bei Pavia“, weil sie
vielleicht eine Studie ist zu einem Bilde der
von Herzog Wilhelm IV. bei verschiedenen
Künstlern bestellten Schachtenserie. Erhalten
sind davon Gemälde von B. Beham, Breu d. Ä.
u. J., Burgkmair, Feselein, Refinger und
Schöpfer. Vier befinden sich in der Alten
Pinakothek, sieben in Schleißheim und drei in
Stockholm. — Im zweiten Saale sind die größ-
ten Kostbarkeiten der Sammlung ausgestellt:
die Holzschnittfrühdrucke aus dem 15. Jahr-
hundert, meist Unica. Von den Hunderten von
Blättern seien nur einige namhaft gemacht:
der große Christus am Kreuz mit dem Tegern-
seer Wappen (um 1430), die wundervolle Hl.
Dorothea (um 1410), ein Hl. Sebastian, der die
Innenseite der Einbanddecke eines 1410 ge-
schriebenen Codex aus St. Zeno in Reichen-
hall schmückte, die herrlichen, teilweise
signierten Schrotblätter, die Farbendrucke
(bis zu 4 Farben), die Blätter aus dem Schatz-
behälter von Wolgemut, die Blockbücher „Apo-
calypse“ (1460—70), „Cantium Canticorum“
(1465), „ An ti Christus et quindecim signa“
(1490) u. v. a. L. F. F.
berichte,
Gemälde, Antiquitäten
Aachen, Vorb. 14./15. Juli
Am 14./15. Juli gelangt in Aachen bei
Creutzer eine Sammlung aus Aachener
Adels- und Privatbesitz unter den Hammer.
An Gemälden neuer Meister seien hervor-
gehoben eine flämische Landschaft von E.
Kampf, Küstenlandschaft von J. H. Koekkoek,
Schiffbruch von H. Vernet, von Werken alter
Meister Dreifaltigkeit von Counet, diverse
Porträts deutscher Meister des 17. Jahrhun-
derts, Knabe mit Schweinsblase von A. de
Gelder, Madonna mit Kind eines Nachfolgers
des Jean Gossaert, Beweinung aus der Werk-
statt des Massys, Anbetung der Könige von
Seghers und van Baien. Außer Porzellanen und
Fayencen gelangen u. a. frühe Stücke in Eisen,
Zinn, Bronze und Messing, ein Limoges-
Reliquienkästchen, frühe Skulpturen, Teppiche,
Gobelins, Möbel der verschiedensten Stile zum
Angebot.
DIE WELTKUNST
3
Jahr
toüi j .
ba ’ aer m Bari den Palast des Proweditorats
t6tl ’ setzt in einen straff horizontal gelager-
als *atten Kasten ein Düsseldorfer Hochhaus
dej, ' Urin ohne rechte Nötigung hinein. Marino,
baut S überzeugende Luftfahrtministerium ge-
zeigt auf der Ausstellung eine im
611 ^.befindliche Kaserne, in der auch Soldaten
hch jn jjjpg Stuben Luft und Licht bekom-
sj ?■ Nicht immer wird die hinreichende Rück-
au^ ^as italienische Klima genommen,
feu ose Häuser in Süditalien bei Riesen-
iw Stern sind ein Unding. Und man wird die
W- Samonäs infolgedessen zwar als sehr
aj °n, aber für Campanien und Apulien kaum
zweckdienlich ansehen können.
d interessant ist die Haltung der Presse für
t|.ätsche Leser: immer wieder stößt man auf
fie glatte Anerkennung des deutschen Ein-
de Sses, aber immer wieder wird auch der
ätsche Stil bekämpft; man will „italienische
chitektur, aber nicht angelesene, mißver-
ki^ene und nicht geeignete deutsche Archi-
Ur in Italien sehen“. „Die deutsche Anre-
ist gUt( aber der italienische Baumeister
sich darauf besinnen, daß er Südländer
s.. bnd daß Italien durch die Jahrtausende eine
(] Ständige Architektur gehabt hat.“ Es ist
<Can zu erinnern, daß hundertmal moderne
U btsche Architektur von den Bauleuten älteren
Va ,s als afrikanische und süditalienische In-
pion bescholten worden ist. Wo ist die Wahr-
st, wenn der Süden das für nordisch hält, was
'b Norden als zu südlich ablehnt!
^erkbund-
'iedlung Wien 1932
Architekt Prof. Dr. Josef Frank
^ßie Werkbundsiedlung ist weder eine Muster-
41 ,l|Ung noen eine Versuchssiedlung. Eine
s ptersiedlungj könnte unmöglicn so viele ver-
jpedenartige Hauscypen zeigen, da es eben in
Wesen liegt, mit möglicnst wenigen aus-
pommen. Eine Versuchssiedlung wieder
t^^bte mit neuen, noch nicht erprobten Bau-
(iaterialien und Konstruktionen operieren,
Brauchbarkeit in der Regel durch die bei
Stellungen notwendigerweise schnellere
^bstellungszeit nicht erwiesen werden kann.
V lst auch nicht gut möglich, Haustypen als
^bsuchsobjekte zu betrachten, denn es hängt
n viel von der Art der Bewohner ab, ob sie
u Haus brauchbar finden oder nicht.
u t>ie Werkbundsiedlung ist eine Sammlung
!ip siebzig Beispielen von Typenhäusern und
V etwa fünfzig verschiedene Objekte. Die
Kastelle ist sehr unregelmäßig geformt und
hi berdem derart beschaffen, daß sie etwa zwei
v drei Meter aufgeschüttet werden mußte,
den Charakter der Häuser natürlich beein-
aßte. Die Häuser sind nicht für den Platz,
dem sie stehen, entworfen, vielmehr
Lotete sich der Verbauungsplan nach den vor-
ijjbdenen Typen. Die Siedlung hat deshalb
Lat den Charakter einer einheitlich geplanten
K a8e, sondern ähnelt viel mehr einer ge-
(upsenen Stadt, da ein jedes Haus indivi-
ijjpe Rücksichtnahme verlangte. Die Straßen-
hp ng richtet sich also nach den Häusern, so
L3 ein jedes seine geeigneteste Lage erhielt.
i..j Anlage ist dadurch sehr abwechslungs-
%li ’ W3e dies auch im Charakter einer aus-
•i(, Utlgsmäßigen Anlage gilt. Trotzdem macht
V einen durchaus einheitlichen Eindruck,
auch 31 Architekten fast unabhängig von-
%bder gearbeitet haben. Dies wurde da-
erreicht, daß für das Äußere der Häuser
V*.Wenige einheitliche Richtlinien festgelegt
l^ben: Einheitlichkeit der Fassadenbehand-
tjJ»' Einheitlichkeit der Dächer und der Ein-
’tphngen. Diese wenigen Elemente genügten
um den üblichen Greuel ähnlicher
Städte zu verhüten. Die Siedlung ist ein
wShis dafür, daß wir endlich einen neuen ein-
khen Stil haben, der, ähnlich wie irgend
jblter, die Harmonie einer Anlage verbürgt.
W;aS Einfamilienhaus hat sein Programm in
fetzten Jahrzehnten kaum verändert. Neue
kbleme oder neue Aufgaben sind nicht hinzu-
%Otilmen. Alles, was unser modernes Haus
Von ^em engbschen aus der Zeit der Be-
k; düng der Gartenstädte unterscheidet, sind
ich gewisse geringfügige technische
6rUngen, die aber für die Gesamtanlage
k? Wesentliche Bedeutung sind. Auch mo-
■'pe Bauweisen und Konstruktionen haben die
^sform nicht verändert. Es bleiben 'im
die beiden alten Typen: das Haus, das
%16?. Wohnraum samt Küche im Erdgeschoß
bie Schlafräume im Obergeschoß hat, und
ebenerdige Haus, das in der letzten Zeit
kj.bbtlich unter dem Einfluß Kaliforniens im-
biehr an Verbreitung zunimmt. Innerhalb
Wr Begrenzungen des Programms sind aber
1 Varianten möglich, von denen hier eine
Stj hl gezeigt wird. Eine Festlegung eines
Pj>|. fiten Typs ist selbstverständlich nicht
>'eh lj. Und nicht einmal wünschenswert, da
Nhi 6ser se^r nach der Lebensart der Be-
er Und den örtlichen Verhältnissen richten
p '. Es ist aber auch selbstverständlich, daß
ps^'ber einheitlich gebauten Siedlung diese
% bhl auf sehr wenig Typen beschränkt wer-
Ja sonst die durch Typisierung
Vorteile nicht ausgenützt werden
*b lifc' Jedes Haus der Siedlung ist aber
,, I); lsPiel für derartige Typisierung.
Auswahl der Architekten wurde derart
A. yen> daß jede moderne Richtung vertreten
jikj) Jen Wienern heben wir hervor: Hoff-
q.bßij’, Boos, Strnad. Es befinden sich unter
jl hie r auch eine Menge junger Architekten,
zum erstenmal bauen. Von anderen
bÄris?1 finden wir Häring (Berlin), Lurcat
ItietveJd (Utrecht), Gewrekian (Tehe-
Neutra (Los Angeles), Grunberger
Das Ehrenmal von Käthe Kollwitz
Von Dr. Alfred Kuhn
Am 8. Juli ist Käthe Kollwitz 65 Jahre alt
geworden. Es dürfte kaum nötig sein, für die
Leser dieses Blattes heute noch ihren Ruhm
zu verkünden oder ihr Lebenswerk zu analysie-
ren, das nicht nur der Besitz Deutschlands,
sondern im wahrsten Sinne der einer Welt ge-
worden, nachdem Ausstellungen von Buenos
schaffen (siehe Abbildung). Es gibt die
Gestalt einer Frau und eines Mannes zu den
Seiten eines Grabes kniend. Die Gesichtszüge
tragen in leisen Andeutungen die der Künst-
lerin und ihres Gatten, die sie beide einen
Sohn auf dem Friedhof liegen haben. Die Frau
beugt sich tief nach vorn in Schmerz und
In diesem Werk, das sicherlich mit zum
Größten gehört, was die deutsche Kunst seit
langem hervorgebracht, ist die Künstlerin zur
wahren Sprecherin der Volksgemeinschaft ge-
worden. Hatte man früher gesagt, daß nur
das Leben der Getretenen und Enterbten sie
interessiere, daß ihr Augenmerk nur auf eine
einzige Schicht gerichtet sei, so hat sie in
diesem Grabmal über die Grenzen jeder Indi-
vidualität und jeder Klasse hinausgehend das
Wort gesprochen, das auf den Lippen aller
Deutschen liegt, die in unseren Tagen ein
schweres Schicksal verbindet.
Käthe Kollwitz,
Aires bis Moskau ihr die höchste Anerkennung
gebracht haben.
Vielleicht aber darf trotzdem ein Wort hier
gesagt werden mit Hinblick auf ein jüngstes
Werk, das vor wenigen Wochen dem Berliner
Publikum gezeigt worden und das zum Unter-
schied von allem Bisherigen, was aus ihrer
Hand hervorgegangen, ein plastisches ist. Für
den Soldatenfriedhof in Eessen bei Dix-
muiden hat die Künstlerin ein Denkmal ge-
Denkmal für den Soldatenfriedhof in Eessen
stummer Gläubigkeit. Es ist, als hätte sie das
Los sämtlicher Mütter auf ihre Schultern ge-
nommen. Straff aufgerichtet und entschlossen
kniet der Mann. Seine Arme sind vor die
Brust geschlagen, gleichsam als ein Panzer.
Er weiß um die Bestimmung der Männer, zu
kämpfen und sich an etwas hinzugeben, was
größer ist als sie selber. Er jammert nicht,
er barmt nicht. Es ist das Schicksal eines
Volkes, das er trägt, mit dem er eins sich fühlt.
bei Dixmuiden
In diesem letzten Werk vollendet sich das
Schaffen von Käthe Kollwitz, indem das per-
sönliche Erlebnis zum allgemeinen, schlechthin
verbindlichen gesteigert wird. Darin, in dem
seelischen Ausgleich und in der formalen Be-
wältigung ist es goethisch. Und es ist kein
Zufall, daß die Künstlerin, einmal nach ihrer
Lektüre gefragt, viele Namen auf zählte und
am Ende sagte: „Und dann Goethe und immer
wieder Goethe, Goethe!“
(Hollywood), Lihotzky (Moskau), die letzteren
Wiener, die im Ausland arbeiten.
Die Häuser sind im Rahmen der Heimbau-
hilfeaktion der Gemeinde Wien errichtet. Der
Grund wird im „Baurecht“ von der Gemeinde
bis zum Jahre 2000 vergeben, die Häuser wer-
den durch monatliche Teilzahlungen durch
15 Jahre abgezahlt und bleiben dann bis 2000
Eigentum des Käufers.
Diese Häuser sind durchwegs Kleinhäuser
im Ausmaß bis zu 80 m2 Wohnfläche, also fast
durchwegs Minima. Sie sind vollständig unter-
kellert, was eine Folge des aufgeschütteten
Baugrundes war. Da es sich um verkäufliche
Häuser handelt, so konnten eine Anzahl Typen,
die bei den lokalen Verhältnissen zu teuer ge-
gültig, ob diese Möbel alt oder neu sind, ebenso
ihr Material. Wir müssen endgültig mit dem
Bestreben brechen, das Wohnhaus und seine
Einrichtung zum Rang eines Kunstwerkes zu
„erheben“, denn bei keiner anderen Bauaufgabe
ist es in gleichem Maße notwendig, mit glei-
cher Vorurteilslosigkeit an sie heranzutreten.
Staatliche Graphische
Sammlung in München
Es ist eine dankenswerte Gepflogenheit des
Leiters der Staatlichenn Graphischen Samm-
lung in München, die Bestände seiner Samm-
Werkbundsiedlung: Internationale Ausstellung Wien 1932
wesen wären, also das nicht unterkellerte Haus,
nicht gezeigt werden.
Was die Einrichtung solcher Häuser betrifft,
so ist sie heute kein Problem. Es ist selbst-
verständlich, daß Kastenmöbel in größtem
Ausmaß eingebaut werden. Was die freistehen-
den betrifft, so gibt es für sie nur eine Vor-
schrift: sie sollen nicht mehr Platz einnehmen,
als ihrem Gebrauchswert zukommt. Sonst ist
jedes Prinzip nur schädlich. Es ist dann gleich-
lung gruppenweise und stets unter neuen, an-
regenden Gesichtspunkten der Allgemeinheit
zugänglich zu machen. Eine besondere
Freude ist es, über die diesjährige Sommeraus-
stellung zu berichten, weil mit Rücksicht auf
den erhofften Fremdenverkehr in zwei Ab-
teilungen das Köstlichste zur Schau gestellt
wurde, was die Sammlung birgt. — Im ersten
Saale sind deutsche Meisterzeichnungen des
16. Jahrhunderts zu sehen: Altdorfer, Amann,
Amberger, Hans Baldung Grien, N. M. Deutsch,
Dürer, Fraisinger, Urs Graf, Holbein d. J.,
Wolf Huber, Lor. Strauch u. a. Besonderes
Interesse erweckt eine Federzeichnung von
Wolf Huber „Schlacht bei Pavia“, weil sie
vielleicht eine Studie ist zu einem Bilde der
von Herzog Wilhelm IV. bei verschiedenen
Künstlern bestellten Schachtenserie. Erhalten
sind davon Gemälde von B. Beham, Breu d. Ä.
u. J., Burgkmair, Feselein, Refinger und
Schöpfer. Vier befinden sich in der Alten
Pinakothek, sieben in Schleißheim und drei in
Stockholm. — Im zweiten Saale sind die größ-
ten Kostbarkeiten der Sammlung ausgestellt:
die Holzschnittfrühdrucke aus dem 15. Jahr-
hundert, meist Unica. Von den Hunderten von
Blättern seien nur einige namhaft gemacht:
der große Christus am Kreuz mit dem Tegern-
seer Wappen (um 1430), die wundervolle Hl.
Dorothea (um 1410), ein Hl. Sebastian, der die
Innenseite der Einbanddecke eines 1410 ge-
schriebenen Codex aus St. Zeno in Reichen-
hall schmückte, die herrlichen, teilweise
signierten Schrotblätter, die Farbendrucke
(bis zu 4 Farben), die Blätter aus dem Schatz-
behälter von Wolgemut, die Blockbücher „Apo-
calypse“ (1460—70), „Cantium Canticorum“
(1465), „ An ti Christus et quindecim signa“
(1490) u. v. a. L. F. F.
berichte,
Gemälde, Antiquitäten
Aachen, Vorb. 14./15. Juli
Am 14./15. Juli gelangt in Aachen bei
Creutzer eine Sammlung aus Aachener
Adels- und Privatbesitz unter den Hammer.
An Gemälden neuer Meister seien hervor-
gehoben eine flämische Landschaft von E.
Kampf, Küstenlandschaft von J. H. Koekkoek,
Schiffbruch von H. Vernet, von Werken alter
Meister Dreifaltigkeit von Counet, diverse
Porträts deutscher Meister des 17. Jahrhun-
derts, Knabe mit Schweinsblase von A. de
Gelder, Madonna mit Kind eines Nachfolgers
des Jean Gossaert, Beweinung aus der Werk-
statt des Massys, Anbetung der Könige von
Seghers und van Baien. Außer Porzellanen und
Fayencen gelangen u. a. frühe Stücke in Eisen,
Zinn, Bronze und Messing, ein Limoges-
Reliquienkästchen, frühe Skulpturen, Teppiche,
Gobelins, Möbel der verschiedensten Stile zum
Angebot.