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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 2
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Firmenich-Richartz, Eduard: Der Pallant'sche Altar
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Tafel III
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0035

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41

1893. — ZEITSCHRIFT FÜk CHRISTLICHE KUNST

Nr.

42

Zeiten „Meister Wilhelms" (fca.1378) scheint also
jener Stil noch durchaus unbekannt gewesen zu
sein, den man heute auf seinen Namen taufte.
Vielleicht will man nun aber in dilettan-
tischem Uebereifer einem keineswegs unbedingt
zuverlässigen Gewährsmann durchaus auf's Wort
glauben und konstruirt dem Limburger Chro-
nisten zuliebe noch einen zweiten Kölner Maler
Wilhelm um 1380, für dessen spätere Meister-
jahre man dann den Ciarenaltar und Verwandtes
beansprucht. In diesem Falle dürfte es jedoch
Bedenken erregen, dafs der imaginäre „Meister
Wilhelm" IL, trotz der genannten und andern
bedeutenden Arbeiten für vornehme Gönner,
es zwar schon in sehr frühen Jahren zum be-
rühmtesten Maler in allen deutschen Landen,
aber zu keinem Besitz brachte, dafs er ferner
bei seinen Zunftgenossen allerdings allgemeine
Bewunderung und Nachahmung fand, dieselben
aber nicht dazu bestimmen konnte, ihn als ihren

Sept. 15 Urne. 1366 Dez. 23 macht Engelbert von
Lüttich, Erzbischof von Köln, ihn zu seinem Coadjutor.
13G8 Aug. 28 erwählte das Domkapitel nach dem
Tode Engelbert's Kuno zum „momper." (procurator.).
Von Urban V. erhielt er die Verwaltung der Erzdiöcese
zunächst in commendam, wurde dann aber 1369 Juli 30
zum Generalvikar des apostolischen Stuhles ernannt;
1370 (nach der Limburger Chronik 1374) wurde der
Neffe Kuno's, Friedrich von Saarwerden, Erzbischof
von Köln. Kuno legte seine Würde aber erst 1371
Juli 2 endgültig nieder. (Der Limburger Chronist nennt
ihn noch 1374 „ein vormunder des Stiftes zu Menze
unde zu Colne", p. 65). Er starb 1388 (nach der Lim-
burger Chronik 1389). Die köstliche Personalbeschrei-
bung des Prälaten in der Limburger Chronik mag hier
eine Stelle finden: „Item nu saltu wiszen phyzonomien
unde gestalt hern Conen vorgenant, wallt ich ihn dicke
gesehen unde geprufet hau in sime wesen unde in
mancher siner manirunge. Ile was ein herlich stark
man von übe unde wol gepersoniret unde grosz von
allem gelune unde hatte ein grosz heubt mit eime
struben widern brunen kralle, ein breit antlitze mit
puszenden backen, ein scharp menlich gesiebte, einen
bescheiden mont mit glefsen etzlicher masze dicke;
die nase was breit, mit gerumeden naselochern, die
nase was ime mitten nider gedruckel; mit eime groszen
kinne unde mit einer hohen stirne, unde hatte auch
ein grosz brost unde rodelfare under sinen äugen, unde
stont uf sinen beinen als ein lewe, unde hatte gütliche
geberde gen sinen frunden unde wanne daz he zornig
was, so puszeden unde floderten ime sine backen unde
stonden im herlichen unde wislichen unde nit obel.
Want der meister Aristoteles sprichet in dem virden
buche Elhicorum: Aron irasci, in quibus oportet, in-
sipientis esse. Daz heiszet also: Wer nit umb not
zorn enhait, Daz enist nit eins wisen rait." (Vergl.
a. a. O. p. 51.) Das Gebetbuch Kunos mit einem Porträt
besitzt die Gymnasialbibliothek zu Coblenz.

Vertreter in den Rath der Stadt zu wählen, was
seit 1396 möglich gewesen wäre und seiner Be-
deutung entsprochen hätte. Der erste Maler
„Wilhelm", der aber im Rathe sitzt, ist Meister
Wilhelm von Bergerhausen (f 1446), mit dem
wir den Maler des Clarenaltares nicht zu iden-
tifiziren gedenken.

Zum Schlufs sei es gestattet, auch auf das
Verhältnifs der kölnischen Maler zur Mystik
nochmals zurückzukommen.

Selbst diejenigen Historiker, welche die Kunst-
weise der altkölnischen Schule mit dieser reli-
giösen Richtung in Verbindung setzen, werden
mir zugeben, dafs ein solcher Einflufs sich in
gleicher Weise in der Wahl des Gegenstandes,
wie der religiösen Auffassung dokumentiren
müsse. Gelingt es, Darstellungen jener Stilrich-
tung nachzuweisen, die nicht mit den Lehren
der Mystiker übereinstimmen, mit dem Inhalt
einiger Predigten der „Gottesfreunde" sogar in
Widerspruch stehen, dagegen vollständig in den
Anschauungen der Kirche wurzeln, so bleibt die
Deutung altkölnischer Gemälde als künstlerischer
Niederschlag mystischerldeen und Empfindungen
eine moderne Utopie.

Eine solche Darstellung fand sich nun aber
in dem Bilde des Pallant'schen Altares, welches
die Errettung der armen Seelen aus dem Feg-
feuer durch die guten Werke der Hinterbliebenen
schildert. Nach der Ueberzeugung der „Gottes-
freunde" haben die guten Werke durchaus kei-
nen absoluten, sondern nur bedingten, erzieh-
lichen Werth. Nachahmung des göttlichen Bei-
spiels ist der einzige Weg zur „Vergottung".
Das Fleisch, welches doch faulen wird, mufs
für die Seele leiden, die ewig leben soll! Der
Sinne Untergang ist der Wahrheit Aufgang! So
lautet die immer wiederkehrende Moral in Suso's
Munde. Was er im Besondern vom Fegfeuer
dachte, wird aus einer Stelle im »Buch der Weis-
heit« ersichtlich, welche von der Gnade und
Genugthuung handelt, dieselbe lautet: „Wie
sollte nun ein grofser Sünder, der vielleicht
mehr denn hundert Todsünden gethan hat, und
um eine jegliche Todsünde nach dem Gesetz
sieben Jahre lang büfsen oder die ungeleistete
Bufse in dem heifsen Gluthofen des grimmen
Fegfeuers leisten müfste — eia! Wie sollte die
elende Seele ihre Bufse vollaus leisten! Wann
sollte ihr langes Ach und Weh ein Ende nehmen?
Wie würde es ihr so gar zu lang! — Siehe, das
hat sie gar behändiglich gebessert mit Meinem
 
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