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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 12
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Beissel, Stephan: Die mittelalterlichen Mosaiken von S. Marco zu Venedig, [3]
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0211

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379

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

380

beim Vergleich der alten Szenen aus dem
Cyklus der Wunder und des Lebens der Apostel,
die natürlich naturalistischer und freier behan-
delt sind, als fast gleichzeitige Mosaiken aus
dem Leben Christi.

Der Schmuck der Marcuskirche ist grofs
und erhaben. Nur Palermo bietet eine Parallele.
St. Vitale in Ravenna bewahrt leider nur im
Chor die volle Ausstattung in Mosaik. Für uns
ist Venedig praktisch auch deshalb wichtig,
weil man dort sieht, wie das karolingische
Münster zu Aachen auszuzieren, und was aus
ihm zu machen wäre, wenn die Geldmittel dazu
ausreichten. Indessen ist auch in dieser^Hinsicht
St. Marco lehrreich. Wohl war es die bevor-

zugte Kapelle des Dogen, wohl war es die allen
Venezianern theure Grabkirche des Evangelisten,
dessen Löwe die Republik als Wappen annahm.
Und doch hat man dort, wie immer und überall
im Mittelalter, grofse Pläne mit langsamer, schritt-
weiser Ausführung, Eile mit Weile verbunden.
Man begann im Anfange des XII. Jahrh. und
arbeitete Jahrhunderte, bevor man fertig wurde.
Als die neue Zeit eine Restauration für nöthig
und gut hielt, hat man sich wiederum nicht be-
eilt. Das ist die Methode, welche allezeit Grofses
und Tüchtiges hervorbringt, das eine Methode,
welche es ermöglicht, auch bei geringen Mitteln
auf die Dauer das Gröfste zu vollenden.

Exaeten. Steph. Beissel S. J.

Buch er schau.

Das monumentale Trier. Von der Römerzeit bis
auf unsere Tage in Wort und Bild vorgeführt von
K. Arendt, Staalsarchilekt in Luxemburg, 1892.
Der um das Studium, die Erhaltung und Herstellung
der luxemburgischen Kunstdenkmäler hochverdiente
greise Baumeister bietet hier in einem glänzend aus-
gestatteten Foliobande ein Cesammtbild der Denk-
mäler Triers von der römischen Zeit durch das ganze
Mittelalter bis in die Gegenwart. Auf 13 Tafeln sind
die wichtigsten derselben in Abbildungen zusammen-
gestellt, denen theils Zeichnungen des Verfassers, theils
photographische Aufnahmen zu Grunde liegen. Die
Bauwerke stehen im Vordergrunde und bilden eine eben
so glänzende als vollständige Entwickelungsreihe. Aber
auch die Plastik feiert hier mannigfaltige und grofs-
artige Triumphe, nicht minder die Goldschmiedekunst,
wenigstens in der romanischen Periode. Den von lang-
jährigen Studien und vielfacher Beobachtung zeugenden
Kommentar liefert der 43 Seiten zählende Text, der sehr
geeignet ist, in die Kunstgeschichte der altehrwürdigen
Stadt einzuführen, die für den Kunstforscher an monu-
mentaler Bedeutung hinter keiner Stadt Deutschlands
zurücksteht. S.

Adam und Eva in derKunst des christlichen
Alterthums. Von Dr. Arnold Breymann. Wolfen-
büllel 1893. Verlag von Julius Zwissler.
Von den vielen Fragen im Bereiche des christlichen
Bilderkreises, welche noch einer monographischen
Lösung harren, hat der Verfasser eine der schwierigsten
ausgewählt und in einer umfangreichen Dissertation
recht gründlich und klar behandelt unter Beschränkung
auf die allchristliche Zeit. Es ist sehr unwahrscheinlich,
dafs die heidnische Kunst die Stammeltern zur Dar-
stellung gebracht hat. Desto mehr hat die christliche
Kunst derselben sich bemächtigt in den Malereien der
Coemeterien, den Sarkophagreliefs, den gleichzeitigen
Produkten der Kleinkunst, etwas später in den Buch-
illustrationen. Jene fallen unter den Begriff der Monu-
mente, und der Verfasser trägt mit Bienentleifs das

umfassende Material zusammen, insoweit es ihm in
den Katakomben, auf Goldgläsern, Grabplatten, Sarko-
phagen, Kleinkunstgegenständen begegnet ist. Hier-
bei stellt er namentlich die allmähliche Erweiterung des
Vorwurfes fest, in welcher die „Zuweisung" von Garbe
und Lamm, der Symbole der Arbeit, um so wichtiger
ist, als er gerade hierauf seine Ansicht über die Be-
deutung der Protoplasten-Darstellung gründet. Im
II. Kapitel des I. Theiles werden nämlich „Ursprung,
Zweck und Bedeutung" der Adam- und Evadarstellung
eingehend geprüft. Hier betritt der Verfasser ein recht
dunkles, unsicheres Gebiet. In ruhiger, mafsvoller
Untersuchung, die der Klippe des Rationalismus, wie
des Mysticismus gleich fern bleibt, gelingt es ihm
aber, eine Anzahl von Deutungen auszuschliefsen und
für diejenige eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu be-
gründen, welche in dem Hinweis auf die Arbeit als
den Fluch der Sünde gipfelt. — Der II. Theil über
„die Wiener Genesis" und die „Cottonbibel" bietet
mehrere neue dankenswerthe Gesichtspunkte, und wenn
der Verfasser am Schlüsse von der „lohnenden Auf-
gabe" spricht, welche die Fortsetzung der Untersuchung
darstelle, so darf hoffentlich angenommen werden, dafs
er sie als ihm selber gestellt betrachtet. D.

Ulrich von Ensingen. Ein Beitrag zur Geschichte
der Gothik in Deutschland von Friedr. Carstanjen.
Mit 17 Figuren im Text und 13 Tafeln. München
1893. Verlag von Theodor Ackermann.
Eine tüchtige Arbeit, die nicht nur auf umsichtiger
Ausbeutung des urkundlichen Materials basirt, sondern
noch mehr auf dem sorgfältigsten Studium der bezüg-
lichen Bauwerke. Diese aber sind sehr hervorragender
Art, denn der wohl um 1359 geborene Ulrich von En-
singen (bei Ulm) wurde 1392 als Meister an das Ulmer
Münster, 1399 gleichzeitig als Werkmeister an das
Münster von Strafsburg berufen, wo er 1419 starb.
Schon 139-1 begegnen wir ihm, aber nur für kurze
Zeit, am Mailänder Dom und später an der Liebfrauen
kirche in Efslingen, in Pforzheim und anderswo.
 
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