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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 6
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191

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. G.

192

Bücher schau.

Der Meister der Liebesgärten. Ein Beitrag zur
Geschichte des ältesten Kupferstichs in den Nieder-
landen von Max Lehrs. Mit 10 Tafeln in Licht-
druck. Dresden 189;?, Druck und Verlag von Bruno
Schulze.
Durch diese in jeder Hinsicht abgerundete Studie hat
der auf dem Gebiete der Geschichte des Kupferstichs
so erfolgreich thätige Verfasser ein neues Verdienst sich
erworben, indem er sämmtliche Blätter eines der frü-
hesten Meister unter Beifügung der Abbildungen zu-
sammengestellt und beschrieben, sowie neue Lichtblicke
eröffnet hat auf den niederländischen Ursprung des
Kupferstichs. Zu den durch Alter und Eigenart hervor-
ragendsten Vertretern desselben zählt der von Passa-
vant zuerst sogen. „Meister der Liebesgärten" (d. h.
von 2 Darstellungen jugendlicher, in einem Minne-
garten harmlosem Spiel sich überlassender Liebespaare).
Von den 4 Stichen, die Passavant aufserdem noch für
ihn reklamirt, erachtet Lehrs nur einen als probehaltig,
glaubt aber noch 5 weitere, von Passavant als anonym
behandelte Stiche auf ihn zurückführen zu dürfen,
sowie noch fernere 9 Exemplare, die sich, wie jene als
Unika in den verschiedensten Sammlungen befinden,
so dafs sich eine Gesammtzahl von IT ergibt. An
eine genaue Analyse der Eigenart des noch etwas
primitiven und harten Stechers knüpft der Verfasser
eine gründliche Untersuchung über dessen Heimath
und Schaffenszeit und kommt zu dem Resultat, dafs
er in den Niederlanden unmittelbar vor der Mitte des
XV. Jahrh. gearbeitet hat, denn in einer niederländischen
Handschrift mit dem Datum 1448 befinden sich Miniatur-
malereien, welche seinen Stichen nachgebildet sind.
Die 3 niederländischen Handschriften, welche hier in
Fraee kommen, vergleicht der Verfasser eingehend mit
8 Kupferstichen des Meisters und dieser Vergleich fällt
in alleweg zu Gunsten seines höheren Alters aus. Mit
grofsem Interesse folgt man dem Verfasser auf den
verschlungenen, aber klaren und zuverlässigen Wegen
seiner Beweisführung und knüpft an dieselbe den
Wunsch, es möchte ihm gefallen, auch noch andere
Meister aus der Wiegenzeit des Kupferstichs so mono-
graphisch zu erläutern unter abbildlicher Beifügung
ihres gesammten Nachlasses. S.

Vorträge über Orgelbau von L. A. Zellner.
A. Hartleben's Verlag in Wien
Diese am Konservatorium der Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien gehaltenen zehn Vorträge ver-
folgen den Zweck, zunächst den Organisten über den
Bau und die Einrichtung seines Instrumentes zu unter-
richten, damit er im Stande sei, bei vorkommenden
Schäden der Orgel selbst Abhülfe zu treffen. Um
diesen Zweck zu erreichen, hat der Verfasser die ver-
schiedenen Konstruktions-Systeme in klarer und ver-
ständlicher Sprache erklärt und durch zahlreiche, dem
Text beigegebene Zeichnungen die Einrichtungen mög-
lichst anschaulich gemacht. Hierbei hat er die alte
Schleifenlade" am ausführlichsten behandelt, wohl
aus dem Grunde, weil die meisten vorhandenen Orgeln

nach diesem System gebaut sind und derzeit am
häufigsten kleinere Reparaturen benöthigen. Das Kegel-
ladensystem, welches in neuerer Zeit von den hervor-
ragendsten Orgelbauern angewendet wird, und auch
die vielfach ausgeführte Hängeventillade sind etwas
kurz und knapp beschrieben. Dafür sind der Pneumatik,
deren sich viele Orgelbauer in neuester Zeit theilweise
mit grofsem Erfolg bemächtigt haben, zwei vollständige
Vorträge gewidmet. Daneben werden ausführliche Auf-
schlüsse gegeben über die mechanischen Trakturen und
die damit zusammenhängenden Theile, ferner über die
pneumatischen Röhrentrakturen, über Koppeln, Kol-
lektivzüge, Kombinationen, Schweller, Echowerk u. s.w.
Auch die Beschreibung des Pfeifenwerkes bietet uns,
trotz der gedrängten Kürze einen Einblick in das
reiche und wechselvolle Gebiet der Klangfarben und
Ton-Nuancen. Ferner sind die den Wind sammelnden
und fortleitenden Theile: die verschiedenen Arten der
Gebläse, die Regulatoren, Stofsfänger und Kanäle hin-
reichend erklärt. Von grofsem Nutzen sind die im
Vortrage über „Erhaltung der Orgel" gegebenen Finger-
zeige, die den Organisten hinweisen, wo plötzlich auf-
getretene Störungen und allmählich eingeschlichene
Fehler zu suchen sind und wie solche am einfachsten
beseitigt werden können — vorausgesetzt, dafs die-
selben nicht von der Art sind, dafs ein Eingreifen des
Orgelbauers nölhig ist. Da zudem über Plan und An-
lage der Orgel, über Gröfse, Gehäuse, Prospekt und
Disposition einige praktische und zu beachtende Winke
ertheilt werden, so verdient dieses Werk auch Beach-
tung von Seiten der Pfarrer und Kirchenvorsiände.
Köln. Carl Cohen.

Les vitraux de la Cathedrale de Bourges
posterieurs au XIII. siecle. Von diesem grofsen und
glänzenden, im Verlag der Soci£te St. Augustin er-
scheinenden Werke, auf dessen drei erste Hefte in dieser
Zeitschrift bereits hingewiesen wurde, liegt nunmehr
die IV. Lieferung vor. Sie enthält die farbigen Ab-
bildungen von der Bekrönung eines aus dem Jahre
1409 oder 1410 stammenden, in seinem unteren Theil
leider nicht erhaltenen Fensters, sowie von einem ganzen
Fenster aus der Mitte des XV. Jahrh. und von zwei
damascirlen Teppichmustern aus dem Anfang des XV.
Jahrh. Die erste zeigt herrlich gezeichnete Engelfiguren,
die Wappen bezw. Musikinstrumente halten, ein sehr
dankbares Motiv. — Die zweite stellt die Verkiindigungs-
gruppe dar von St. Jakob dem Aelteren und St. Katha-
rina fiankirt, unter reicher Architektur und von Wappen-
schildchen bekrönt. Zwischen den ein komplizirtes
Lilienmuster bildenden oberen Maafswerksträugen
fliegen zahlreiche kleine den Oeffnungen sehr geschickt
eingegliederte Engelfiguren in allerlei phantastischen
Gestaltungen. — Die dritte bietet sehr' brauchbare
Ornamentmuster. Die Farbentafeln lassen in Bezug auf
Zeichnung und Farbe nichts zu wünschen Übrig
Text bringt sehr eingehende und interessante Beleh-
rungen geschichtlicher, archäologischer, ikonographi-
scher und technischer Art.
 
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