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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 9
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0160

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283

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

284

Bücherschau.

Vatikanische Miniaturen. Herausgegeben und er-
läutert von Stephan Beisse] S. J. Quellen zur
Geschichte der Miniaturmalerei. Mit 30 Tafeln in
Lichtdruck. Freiburg 1S93. Herder's Verlag.
Der rastlose Verfasser, der seine unerschöpfliche
Arbeitskraft und seine ausgedehnten Reisen mit seltener
Hingebung der ernstesten Kunstforschung dienstbar
macht, beschäftigt sich schon manches Jahr mit den
alten und ältesten illuminirten Kodizes, und von dem
Umfange seiner bezüglichen Kenntnisse und der Reife
seines Unheils legen zahlreiche Publikationen rühm-
liches Zeugnifs ab. Vorbereitet durch das Studium der
meisten deutschen, holländischen, belgischen Miniaturen,
ging er im vorigen Jahre nach Italien, wo ihm die
vatikanische Bibliothek zu eingehenden Untersuchungen
sich öffnete. Als die erste Frucht derselben erscheint
das vorliegende Werk, welches von den früheren Ver-
öffentlichungen nicht blofs durch die Bedeutung der
Gegenstände, sondern namentlich auch dadurch sich
unterscheidet, dafs es nicht einzelne Kodizes vorführt,
sondern eine lange Reihe derselben in chronologischer
Folge aus der altklassischen Zeit bis in die Früh-
renaissance. Nicht um den geschichtlichen oder didak-
tischen Inhalt der Kodizes handelt es sich, sondern
um die Bedeutung der in ihnen befindlichen Minia-
turen, vornehmlich der in Abbildungen angefühlten,
für die Geschichte der Malerei. Denn gerade hierfür
sind sie die wichtigsten Zeugen nicht nur, weil sie alle
anderen an Aller, sondern besonders auch an Ursprüng-
lichkeit weit übertreffen. Die Entwicklung der früh-
mittelalterlichen Malerei ist nur aus den Miniaturen
nachzuweisen, und der Verfasser hat das unverkenn-
bare Verdienst, aus der wichtigsten Quelle dazu das
beste Material zusammengestellt und durch ebenso gute
Lichtdrucke, als instruktive Erklärimg zum Gemeingut
gemacht zu haben. Das Werk verdient daher die be-
reitwilligste und dankbarste Aufnahme, und die Fort-
setzung dieser Veröffentlichung, also deren Ausdehnung
auf andere grofse Bibliotheken würde bald das Dunkel
lichten, welches die Geschichte der frühmittelalterlichen
Malerei immer noch umgibt.

Auf 30 Foliotafeln werden 43 Bilder aus 38 Kodizes
vorgeführt und zwar 6 Miniaturen altklassischen Stils,
5 abendländische vom VII. bis zum XI. Jahrh., 10 grie-
chische des Mittelalters, 12 abendländische des XI. bis
XIV. Jahrh., 10 abendländische des XV. und XVI.Jahrh.
Der 59 Seiten umfassende, in deutscher und fran-
zösischer Sprache gebotene Text gibt in den 5 Ab-
theilungen, in welche er den vorstehenden Stilperioden
gemäfs zerfällt, zunächst einen kurzen Ueberblick über
das in der Vaticana den einzelnen Gruppen angehörige
Material, sodann eine genaue Beschreibung des betr.
Kodex und namentlich des ihm entnommenen Bildes
unter sorgfältigster Angabe der bei ihm verwendeten
Farben. Auch an Hinweisungen auf ähnliche Arbeiten
und auf bezügliche Zwischenglieder fehlt es nicht. Sehr
genaue Inhaltsverzeichnisse erhöhen die Brauchbarkeit
des vortrefflichen Werkes, dem zugleich die Wohlfeil-
heit des Preises (20 Mark) hoffentlich bald den hin-
reichenden Absatz sichert, um die schnelle Fortführung
des Unternehmens zu ermöglichen. Schnütgen.

Die Architektur des klassischen AI terthums
und der Renaissance von J. Buhlmann, deren
II. Auflage im laufenden Jahrgange Sp. <j2 angekün-
digt wurde, geht bereits ihrem Abschlüsse entgegen.
Die I. Abtheilung behandelt unter dem Titel „Säulen-
ordnungen" den ganzen Architravbau und illustrirt ihn
durch 27 Tafeln mit zahlreichen Gesammtdarstelinngen
und Details. Nach einer längeren recht instruktiven
Einleitung wird die dorische, jonische, korinthische
Ordnung auf 20 Grofsfolioseiten so anschaulich wie
gründlich vorgeführt. -— Die II. Abtheilung bietet nach
kurzen Einleitungen eine gute Belehrung über die
Bogenstellungen, Thüren und Fenster, jFassadenbil-
dungen und belegt sie durch eine grofse Zahl auf
25 Tafeln vertheilter Abbildungen. — Von der III. Ab-
theilung, welche der architektonischen Entwickelung
und Dekoration der Räume gewidmet ist, liegen be-
reits 6 Hefte vor, welche die verschiedenen Formen
der Wandbekleidung (Marmor-Inkrustation und Holz-
täfelung) und die Wandmalerei, also zwei heutzutage
besonders wichtige Kunstzweige, illustriren; der bezüg-
liche Text soll der letzten, in Bälde erscheinenden
Lieferung beigegeben werden. — Da die Abbildungen
geschickt ausgesucht und zusammengestellt, korrekt
und zuverlässig, klar und gefällig wiedergegeben sind,
die Erklärungen den Anschauungen und Grundsätzen
der bewährtesten Autoren, namentlich Semper's und
Bötticher's, folgen, so darf das hübsch ausgestattete
Werk Allen, deren Studien den Denkmälern der Antike
und der Renaissance gewidmet sind, den ausübenden
Künstlern wie den Kunstfreunden, insbesondere auch
allen Besuchern Italiens bestens empfohlen werden. D.

Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit.
Johann Jakob Merlo's neu bearbeitete und er-
weiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken
kölnischer Künstler. Herausgegeben von Eduard
Firmenich-Richartz unter Mitwirkung von Her-
mann Keussen. Mit zahlreichen bildlichen Bei-
lagen. Düsseldorf 1893, Verlag von L. Schwann.
Zu seinem schon 1852 abgeschlossenen, längst ver-
griffenen Werke hatte Merlo so zahlreiche und bedeu-
tende Nachträge zurückgelassen, dafs die „Gesellschaft
für rheinische Geschichtskunde" deren Veröffentlichung
als eine dringliche Aufgabe betrachtete. Da aber diese
Nachträge als eingehender Revision und vielfacher
Ergänzung bedürftig sich herausstellten, so wurde die
wichtige Aufgabe dem jungen Kunsthistoriker Dr. Fir-
menich-Richartz übertragen, der seine Befähigung durch
die vortreffliche Arbeit über Bartholomäus Bruyn (vgl.
diese Zeitschr. Bd. IV, Sp. 1G7/1Ü8), sowie durch ver-
schiedene Studien über die kölnische Kunstgeschichte
in dieser Zeitschrift nachgewiesen hatte. Insoweit er in
Bezug auf die archivalische Forschung der Beihülfe be-
durfte, leistete sie ihm der mit der kölnischen Geschichte
vorzüglich vertrauteArchivassistenl Dr.Hermann Keussen.
Durch das Zusammenwirken Beider erscheint das alte
verdienstvolle Werk in neuer, allen Ansprüchen in Bezug
auf Vollständigkeit und Zuverlässigkeit durchaus ge-
nügender Gestalt. Alle Angaben sind sorgfältigst geprüft,
zahllose Berichtigungen und Zusätze, die als solche
 
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