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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 9
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285

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 9.

28(5

kenntlich sind, beigefügt, namentlich einzelne Gruppen
von Künstlern, entsprechend dem Forlschritte der For-
schung resp. den Bedürfnissen der Gegenwart, so
wesentlich erweitert worden, dafs sie wohl als abge-
schlossen bezeichnet werden dürfen. Dies bezieht sich
namentlich auf die Dombaumeister und Kupferstecher.
Man braucht nur die Namen Arnold, Bueren, Franken-
berg, Gerard, Johann, sowie Binck, Braun, Dupuis,
Hogenberg, Hollar, Isselburg aufzuschlagen, um sich
von diesen Erweiterungen zu überzeugen. Dazu kommt,
dafs die Künstlerliste bis auf unsere Tage fortgeführt
wird und zahlreiche vorzügliche Abbildungen, sei es in
Form von Tafeln in Lichtdruck oder in Autotypie, die
auf ca. 50 veranschlagt sind, sei es als Text-Illustra-
tionen, das auch im Uebrigen vornehm ausgestattete
Buch schmücken sollen. Dasselbe ist auf ungefähr
30 Lieferungen ä Mk. 1,50 berechnet und soll vor
Ostern fertig sein. Köln darf sich dann eines seiner
Bedeutung für die Kunstgeschichte durchaus würdigen
Nachschlagewerkes rühmen, welches vor Allem berufen
ist, in den kölnischen Familien heimisch zu werden,
daher^ als Weihnachtsgabe ganz besonders empfohlen
zu werden verdient. R-

Stiifragen. Grundlegungen zu einer Ge-
schichte der Ornamentik. Von Alois Kiegl.
Mit 197 Abbildungen im Text. Berlin 1893. Ver-
lag von Georg Siemens.
Die vielfache Beschäftigung mit den alten Geweben
hat den Verwalter der Textilsammlung in dem k. k.
österreichischen Museum für Kunst und Industrie vor-
nehmlich auf das Studium der Ornamentik, ihres Ur-
sprungs und ihrer Entwicklung hingewiesen, und
schon wiederholt sind wir Früchten desselben begegnet.
Diesmal erscheinen sie zusammengestellt in einem
846 Seiten und viele Illustrationen umfassenden Buche,
welches um so gröfsere Beachtung verdient, als es
eine Fülle neuer Gesichtspunkte bietet, die es allen
Grund hat, als grundlegende zu bezeichnen. Es ist
ein einheitliches System, mit welchem der Verfasser
heraustritt, in einer Zeit, in der die Geschichte des
Ornamentes anfängt, in den Vordergrund der Forschung
zu treten. Auf Angriffe erklärt er sich gefafst, aber,
wenn er auch vielleicht nicht ahe seine Positionen auf
die Dauer wird behaupten können, er hat, mit dem
bezüglichen Material wie Wenige vertraut, sein System
auf so soliden Grundlagen aufgebaut, dafs er seine
Gegner kühn erwarten darf.

An die Spitze seiner Untersuchung stellt er die
Bekämpfung der in den letzten Jahrzehnten das Feld
behauptenden „Kunstmaterialisten", die in ganz ein-
seitiger und willkürlicher Ausdeutung und Ausbeutung
der Semper'schen Prinzipien die Technik als den
einzigen Erklärungsgrund für die Stilformen betrachten,
namentlich aus der Texlilkunst und aus ihr allein die
ältesten Ornamente herleiten. Vondem geometrischen
Stil handelt daher das I. Kapitel, in welchem vor
allem dieTextilverzierung in ihre bescheidenen Schranken
als eine Unterart der Flächenverzierung zurückgewiesen
wird. Dafs sie aber auch den sogen. Wappenstil,
also die uralte Gegenüberstellung von Figuren zu beiden
Seiten eines trennenden Mittels, nicht als ihr Kind zu
reklamiren befugt ist, weist das II. Kapitel nach. Mit

dem Pflanzenornament, seinen Anfängen und seiner
Entwickelung in der Ranke beschäftigt sich das
III. Kapitel, welches, wie dem Umfange so dem In-
halte und den Resultaten nach, bei weitem den Schwer-
punkt des Buches bildet. Als die älteste ornamentale
Pflanzenform erscheint der L o t o s der ägyptischen Kunst.
Aus ihm entwickelte bereits die altorientalische Kunst
die Palmette. Beide aber zur Ranke ausgebildet
zu haben bleibt das Verdienst der griechischen Kunst,
als deren Vorläufer die mykenische zu betrachten ist.
Seitdem beherrscht die Ranke die ornamentalen Künste,
um im Abendlande ihren Weg durch die römische
Kunst in's Mittelalter und in die Renaissance zu nehmen,
im Morgenlande in das sarazenische Kunstschaffen über-
zugehen, fast immer sich behauptend in strenger Stili-
sirung, denn erst der neueren Zeit blieb es vorbehalten,
in übermäfsiger Naturalisirung das Wesen des Orna-
mentes wie der Kunstformen überhaupt abzuschwächen
und zu verleugnen. In welch' geringem Maafse der
Verfasser die antike Kunst vom Naturalisirungslrieb er-
füllt sich denkt, beweist der Umstand, dafs er selbst
das Akanthusblatt, welches vom V. vorchristlichen
Jahrhundert an seine alle anderen Ornamente zurück-
drängende Herrschaft beginnt, durchaus nicht als der
Natur entlehnt gelten lassen will. Wenn er es aus-
schlieflich aus der Palmette herzuleiten sucht als deren
plastische Ausgestaltung, so wird er wohl manchem
Widerspruch begegnen. Der Arabeske ist das IV.
Kapitel gewidmet und in Bezug auf sie der Nachweis
geliefert, dafs nicht nur, insoweit sie in die byzan-
tinische, sondern auch, insofern sie in die sarazenische
Kunst Eingang gefunden hat, die hellenistischen Formen
ihre Quelle gebildet haben. Der Verfasser hat somit
das Verdienst, dem Islam auch in Bezug auf sein
charakteristisches Ornament den geheimnifsvollen
Schleier höchsten Alterthums bezw. eigener Erfindung
zerrissen zu haben. — Welch' reichen Inhalt das vor-
liegende Buch birgt, kann diese kurze Besprechung
nur andeuten. Das Thema aber, welches es von Neuem
in Flufs gebracht hat, wird hoffentlich so bald nicht
von der Tagesordnung verschwinden. S.

Die Schmuckformen der Denkmalsbauten aus
allen Stilepochen seit der griechischen
Antike. Von Gustav Ebe, Architekt, I.u.Il.Thei 1:
Antike und altchristliche Zeit. Mit 33 Abbildungen
im Text, 3 Lichtdruck-und 1 Farbentafel; III.Theil:
Die romanische Epoche. Mit 36 Abbildungen im
Text und 2 Farbentafeln. Berlin 1893, Verlag von
Georg Siemens.
Die Geschichte des Ornaments und der Dekoration
beschäftigt jetzt manche Forscher. Die einen, welche
in der Mehrzahl sind, mehr zu archäologischen, die
anderen mehr zu praktischen Zwecken. Die letzteren
verfolgt vornehmlich der Verfasser des vorliegenden
großangelegten Werkes. Auf alles dasjenige kommt es
ihm an, was zum Schmuck des Monumentalbaues gehört,
mag es in architektonischen Gliederungen, Pflanzen-
motiven oder figürlichen Darstellungen bestehen, im
Innern oder Aeufseren das Denkmal schmücken, seine
Wände oder sein Dach. Und da die Kleinkünste der
monumentalen Dekoration oft genug den Weg gezeigt
haben, s'> darf und will er auch auf deren Besprechung
 
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