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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 7
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Tafel VII
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0128

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219

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

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alterlichen Goldschmiedearbeiten ragten hervor zunächst
die durch wiederholte Ausstellung bekannten Schätze
des Stiftes Aschaffenburg, die Brustbilder des hl. Petrus
und des hl. Alexander mit reichstem Ornament (1473)
nebst der grofsen gothischen Monstranz mit Email-
plättchen und Kristall ausgestattet, ferner eine grofse
gothische Monstranz und ein grofses Kreuz, beide in
Silber aus dem XV. Jahrhundert (Kirche zu Mergent-
heim). Besonderes Interesse bot auch eine Anzahl
von Holzschnitzwerken von T. Riemenschneider von
sehr verschiedenem Kunstwerthe. — Alle Gebiete
der Kunst und des Kunstgewerbes waren, wie schon
bemerkt, reich vertreten: herrliche Schränke, Truhen,
Kasten, Möbel u. dg]., Elfenbeinschnitzwerke, Waffen,
Medaillen und Münzen, Arbeiten aus Bronze und Eisen,
aus Thon, Fayence, Steingut, Glas und Porzellan,
Textilarbeiten, Gobelins und Gewänder u. dg]. Unter
den letzteren verdient neben einigen Mefsgewändern
eine besondere Erwähnung der vom Grafen Schönborn
ausgestellte bischöfliche Ornat, zwar gearbeitet im
Geschmack und Stil des XVIII. Jahrhunderts, aber
hervorragend durch den Reichthum und die Pracht
der Ausstattung. Derselbe besteht aus einem Pluviale,
einer Kasel, zwei Dalmatiken, einem Gremiale, einer
Mitra und einer Kelchdecke, Alles in prachtvollem
Goldbrokat mit farbigem seidenen Ornament in Häkel-
arbeit reich belegt und geziert, Mitra und Agraffe mit
Edelsteinen auf's Reichste ausgestattet.

Dr. Frhr. v. Heere man.

Die „Vereinigung zur Förderung der
Zeitschrift für christliche Kunst"

hat ihre jährliche Generalversammlung der In-
haber von Patronatsscheinen am 12. September
zu Bonn im Borromäushause gehalten. Den Vorsitz
führte Dr. Frhr. von Heereman, der zunächst den
Schatzmeister um den Geschäftsbericht bat. Dieser
schlofs sich demjenigen der letzten Jahre ziemlich enge
an, und da die Bilanz bereits eine Vorprüfung erfahren
hatte, so konnte sofortige Decharge ertheilt werden.
In Bezug auf die von der letzten Generalversamm-
lung angeregte Vorstellung bei sämmtlichen hoch-
würdigsten Bischöfen Preufsens, das Abonnement auf die
Zeitschrift event. der Kirchenkasse entnehmen zu dürfen,
berichtete der Vorsitzende, dafs sie im Ganzen den
gewünschten Erfolg gehabt habe, indem, sei es durch
diese direkte Genehmigung, sei es durch die Gestattung
der Mitwirkung der Dekanatskasse u. s. w., der Zweck
erreicht sei, denjenigen geistlichen Herren, für welche
das eigene Halten der Zeitschrift als ein zu grofses
Opfer erscheine, das Lesen derselben zu ermöglichen,
zugleich in der Pfarrbibliothek das Vorhandensein dieses
für den Bau und die Ausstattung der Kirchen so
wichtigen Hülfsmittels zu bewirken. — Leider hat der
mit dem Hinweis auf diese Genehmigung von dem
Vorstande gemachte Versuch, eine gröfsere Anzahl von
geistlichen Herren zum Abonnement zu bestimmen, in
den beiden Diözesen, in welchen er durch Versendung
eines illustrirten Prospektes angestellt wurde, sich nicht
bewährt, so dafs von seiner weiteren Ausdehnung Ab- I
stand genommen wurde. Sämmtliche Anwesende gaben
ihrem Befremden und Bedauern darüber um so ent- !
schiedeneren Ausdruck, als sie das fortschreitende Be- |

streben der Redaktion, gerade den praktischen Kunst-
bedürfnissen des Klerus entgegenzukommen, auf das
Lebhafteste anerkannten und betonten. Gerade der
letzte (V.), sowie der bereits bis zur Hälfte gediehene
VI. Jahrgang biete in Bezug auf manche brennende
und schwierige kirchliche Kunstfrage so treffende und
gründliche Auskunft, zugleich ein so reiches und vor-
zügliches Illustrationsmaterial, dafs der Jahrespreis als
ein sehr mäfsiger zu bezeichnen sei. Da für die ernste
und ächte kirchliche Kunst gegenüber den mancherlei
Bestrebungen, sie abzuschwächen, die Zeitschrift so
klar und konsequent eintrete, so sei ihre Unterstützung
um so nothwendiger, und die wünschenswerthe Be-
reicherung ihrer in Bezug auf Originalität bis jetzt
schon von keiner anderen Kunstzeitschrift erreichten
Bilderschatzes könne nur durch erheblichen Zuwachs
an Abonnenten ermöglicht werden.

Da die dreijährige Wahlperiode des Vorstandes ab-
gelaufen war, so musste die Neuwahl stattfinden und
zwar zunächst der 20 Mitglieder, welche die General-
versammlung zu berufen hat. Diese erneuerte den
20 ersten Mitgliedern (in der Reihenfolge) das Mandat,
und der nach Schlufs der Generalversammlung zu einer
Sitzung zusammengetretene V orstand nahm die Ko-
optation vor und bestimmte den Vorsitzenden, dessen
Stellvertreter, sowie den Kassen- bezw. Schriftführer.
Aus diesen verschiedenen Wahlen ging der Vorstand in
seiner bisherigen Zusammensetzung in Bezug auf Mit-
glieder und Chargirte unverändert hervor. a.

Karl Müller f. Am 15. August starb zu Neuen-
ahr im Alter von beinahe 75 Jahren Professor Karl
Müller, Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie. Ein
halbes Jahrhundert zählte er zu den Meistern der sogen.
Nazarenerschule, denn schon im Jahre 1844 begann er
mit seinem Bruder Andreas, mit Deger und Ittenbach
die Ausmalung der St. Apollinariskirche. Dafs diese
seine einzige monumentale Arbeit geblieben, ist zu be-
dauern, da für neue, zumal stilistisch weniger aus-
geprägte Kirchen, seine dem Weichen zuneigende
Manier sich wohl geeignet hätte, während sie in unsere
strengen mittelalterlichen Kirchen, wenigstens in Form
von Wandgemälden, ein fremdes, gar widersprechendes
Element hineingetragen haben würde, ungeachtet der
tieffrommen Empfindung, welche alle seine Gestalten
beherrscht und der vortrefflichen Technik, welche sie
auszeichnet. Selbst als Tafelgemälde gliedern sie sich
nicht in so befriedigender Weise ein, wie die mehr
architektonisch gehaltenen Altaraufsätze. Desto gröfser
ist ihre Wirkung, wenn sie als Andachtsbilder die Wände
festlicher Räume oder privater Gemächer schmücken.
Hier bewähren sie sich in ihrer ganzen Lieblichkeit.
Auf Zeichnung und Färbung ist durchweg die gröfste
Sorgfalt verwendet, und beide ergänzen sich bis zu
dem Maafse, dafs das Auge mit Wonne auf diesen
zarten, anmuthigen Gebilden verweilt. Die sinnigen
Themata sind dem Meister besser gelungen, als die grofs-
artigen Vorwürfe und seine zahlreichen Darstellungen

der hl. Familie entfalten einen unwiderstehlichen Reiz.__

Mit ihm ist der letzte Vertreter einer Richtung heim-
gegangen, die als liebliche Episode in der Geschichte
der modernen religiösen Malerei erscheint, schon lange
aber leider nur noch eine kleine Oase bildete. n.
 
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