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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 8
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255

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 8.

256

Man hielt es beispielsweise für einen Fortschritt, wenn
man zu den Wappenthieren, Löwen, Adler u. s. w. seine
Studien in den Menagerien machte, dieselben möglichst
naturgetreu gestaltete. In Anlehnung an die so schöne,
verständnifsvolle Heraldik der spätgothischen Periode
hat Herr Lorenz Meyer mit vollendeter Meisterschaft
der von ihm übernommenen Aufgabe entsprochen,
ein wahres Musterbuch für Wappenzeichner zu Stande
gebracht, welches überdies auch die sonstigen Freunde
der mittelalterlichen Kunst zu interessiren geeignet ist.
Eine von Tesdorpf verfafste Einleitung handelt von
der Bedeutung der Wappen, dem Recht des Bürger-
standes, solche zu führen, der Art ihrer Darstellung, ihrer
Erwerbung und von der Veränderlichkeit ihrer Form.
Den Schlufs beider Theile des Werkes bilden alpha-
betische Namenverzeichnisse. A. Reichensperger.

Kunstbeiträge aus Steiermark. Blätter für
Bau- und Kunstgewerbe. Herausgegeben
von Karl Lacher, k. k. Professor, Direktor des
steiermärkischenCulturhistorischen u. Kunstgewerbe-
Museums »Joanneum« zu Graz. Frankfurt a. M. 1893.
Verlag von Heinrich Keller.
Diese neue, in Quartalheften erscheinende Zeit-
schrift verfolgt vornehmlich praktische Zwecke, in-
sofern sie in guten Abbildungen alte bau- und kunst-
gewerbliche Gegenstände vorführen, aber auch mit
neuen mustergültigen Arbeiten bekannt machen will.
Um Beiträge aus dem Bereiche des steirischen Kunst-
schaffens handelt es sich zunächst, wie auch die Ein-
wirkung auf die heimische Kunstindustrie in erster
Linie erstrebt wird. Aber auch auswärts entstandene
Kunsterzeugnisse sollen nicht ausgeschlossen, auswärtige
Künstler und Kunsthandwerker nicht unbeeinflufst
bleiben. Interessante Gold- und Eisenschmiede-Arbeiten,
Holzschnitzereien tind Stickereien werden vorgeführt;
besondere Beachtung aber verdient die Sgraffitofacade
eines steiermärkischen Hauses aus dem Jahre 1597,
an welche eine Belehrung über »ältere Sgraffito-
malereien in Steiermark« anknüpft. Ein kurzer Be-
richt über »das moderne steirische Kunstgewerbe«
läfst dieses in günstigem Lichte erscheinen. Es ent-
hält mithin das L, 8 Tafeln umfassende Heft des Be-
lehrenden und Anregenden so Vieles, dafs der weitern
Entwickelung des neuen Unternehmens mit Vertrauen
entgegengesehen werden darf. H.

Le Coloriste Enlumineur. Journal d'enseignement
du dessin, de la miniature, des emaux, de l'aquarelle,
de la peinture sur verre, sur soie, etc. ä l'usage des
amateurs et professioneis. Desclee, De Brouwer&Cie.
Editeurs nie St. Sulpice 30 Paris.
Diese im Verlage der Societe St. Augustin zum
Jahrespreise von 15 fcs. monatlich erscheinende Zeit-
schrift ist an die Stelle der leider eingegangenen „La
Broderie" getreten. Sie verfolgt die Aufgabe, den
Künstlern von Profession, aber auch den zahlreichen
Dilettanten mit soliden Rathschlägen und Unterwei-
sungen auf den Gebieten an die Hand zu gehen,
denen die Liebhaberei vornehmlich sich zuwendet.
Gerade im Bereiche der Miniaturmalerei fehlt es
noch sehr an guten und zuverlässigen Vorschlägen
und Vorlagen. Diese will die neue Zeitschrift bieten

durch Darlegung der altbewährten Grundsätze, durch
Mittheilung alter und neuer Muster, durch Angabe
korrekter Verfahren und Techniken. Die alten Vor-
bilder sollen in den Dienst der neuen Bedürfnisse ge-
stellt, die vielen unsicheren und stillosen Versuche
durch Aufstellung fester Regeln auf richtige Wege ge-
leitet werden. Die Werkstatt und das Werkzeug, das
Grundmaterial und die Farben, die Miniatur als Illustra-
tion und als selbstständiger Kunstzweig, das Ornament
und seine Eigenart sollen gründlich behandelt und bis
in ihre Einzelheiten verfolgt werden. — Mit wie viel
Geschick diese nicht gerade leichte Aufgabe gelöst
wird, beweisen die bereits vorliegenden sechs Hefte,
die sich durch sehr vornehme Ausstattung und durch-
aus zuverlässige Belehrung auszeichnen. Figürliche
Darstellungen und Ornamente, Wappen, Initialen, Rand-
verzierungen in romanischer und gothischer Stilisirung,
in Schwarz- und Bunt-, selbst in Gold- und Silber-
druck illustriren die einzelnen Artikel, unter welchen
diejenigen über die kirchlichen Wappen von Barbier
de Montault ganz besondere Beachtung verdienen.
Auch an gut komponirten und durchgeführten Ent-
würfen zu farbigen Gratulations-, Tischkarten u. s. w.
fehlt es nicht. — Die Korrektheit und Mannigfaltig-
keit des bereits Gebotenen sind um so mehr geeignet,
dem neuen Unternehmen auch in Deutschland zahl-
reiche Freunde zu gewinnen, als es hier an solchen
Hülfsmitteln vollständig fehlt. S.

Die Anstalt für kirchliche Kunst, welche
Bildhauer Gustav Kuntzch in Wernigerode schon
eine Reihe von Jahren mit gutem Erfolge betreibt,
bietet in ihren vor Kurzem herausgegebenen Muster-
blättern einen Ueberblick über ihre Leistungen. Auf
'25 Foliotafeln sind circa 300 Gegenstände, welche
für den kirchlichen Gebrauch, speziell für den evan-
gelischen Gottesdienst, bestimmt sind, abgebildet:
Stühle und Bänke, Altäre und Altaraufsätze, Lese- und
Evangelienpulte, Opferstöcke und Taufbrunnen, Kan-
zeln und Orgelgehäuse, Nummertafeln und Epitaphien,
Thüren, Schränke, Tische, sämmtlich aus Holz ge-
bildet und in verschiedenen Stilarten, namentlich in
frühgothischen Motiven ausgeführt. Man sieht es den
meisten Gegenständen an, dafs ihr Urheber das mittel-
alterliche Kirchenmobiliar studirt hat, und gerade die-
jenigen von ihnen, die am meisten solchen Vorbildern
folgen, erscheinen als die besten seiner Sammlung.
Die Kinderbänke und Abschlufswand (7fi) auf Tafel I,
die Evangelienpulte auf Tafel VII, die Orgelkasten
(90, 162,185,180), verschiedene Thüren auf Tafel XXIV,
die Tische und Truhen auf Tafel XXV verdienen be-
sonders hervorgehoben zu werden. Was die meisten
dieser Möbel (für welche, zumal in Bezug auf Bänke,
Kanzeln, Taufbrunnen, ein noch engerer Anschlufs an
die dem Künstler wohlbekannten mittelalterlichen
Muster sich empfehlen würde) auszeichnet, ist die kon-
struktive Behandlung, deren konsequente Durchführung
gerade bei den Holzmöbeln von entscheidender Be-
deutung ist. Auch die Beschränkung seiner Thätigkeit
auf sein unmittelbares Fach gereicht dem Künstler zur
Ehre, im Unterschiede von den zahlreichen Nichtkünst-
lern, die ihren „kirchlichen Fabriken" kaum irgend-
welche Beschränkung auferlegen. Schnütgen.
 
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