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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 10
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Stummel, Friedrich: Teppichartige Wirkung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0169

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301

1893.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 10.

302

Erstens in den Alles zusammenhaltenden, um-
schliefsenden, äufseren Saum; zweitens in die
zwei schmaleren Streifen, welche das Haupt-
motiv der Bordüre umgeben; —■ sie haben ein
in die Breite wirkendes Muster — drittens in das
breite Hauptmotiv, welches sich in der Längs-
richtung entwickelt. Bei der Abbildung Fig. 1
sehen wir das Hauptmotiv m der Mitte der
umrahmenden Streifen die breitere Fläche ein-
nehmen; auf weifsem Grunde läuft in auf- und
abgehendem Zickzack ein in kräftigen Ecken
stilisirtes Blatt mit dazwischen gelegter Längs-
linie, aus deren Mitte auf dünnem Stil eine Blüthe
aus ebensolch eckiger Form aufstrebt. Die Blätter
wechseln in Rothblau, Rothgrün, Rothgelb, Roth-
blau u. s. w., ebenso die Blüthen und sind mit
schwarzen Konturen scharf umrändert, so dafs
die Fülle aller farbigen Gegensätze, welche der
Teppich enthält, hier vom weifsen Grunde auf
das Wirksamste sich abhebt und die scharfen
Formen mit ihrem regelmäfsigen Wechsel in
markigem Zickzack in der Längsrichtung fort-
laufend, den ganzen Teppich umschliefsen.

Dieses Hauptmotiv der Umrahmung ist nach
Aufsen und Innen gleichförmig von einem unter-
geordneten, schmalen Motive begleitet, wovon
ein jedes dreitheilig ist. Ein schmaler Streifen,
aus gelben und rothen Quadraten gebildet und
jederseits von einer schwarzen Linie eingefafst,
begleitet innen und. aufsen einen Rand, der aus
ineinandergreifenden Zacken gebildet ist, deren
äufsere Reihe in Roth und Blau, deren innere
in Roth und Grün wechselt. Dieses Muster ver-
tritt den Ausdruck des von Innen nach Aufsen
und von Aufsen nach Innen sich Durchdringenden.
Das innere Zackenmotiv verknüpft durch seine
Wirkung der Breite nach mit der inneren Füllung
die Hauptbordüre, welch letztere mit den eckigen
Blättern die alleinige Tendenz des in der Längen-
richtung wirkenden Umschliefsens ausdrückt.
Das äufsere gleichartige Zackenmotiv thut ein
Gleiches gegenüber dem Alles umschliefsenden
Saum, der als einfacher roth und schwarzer
Farbenstreifen in der nöthigen Breite als feste
Kante sämmtliche Glieder des vielgestalteten
Rahmens zusammenhält.

Die Füllung auf rothem Grunde ist nicht
durch Wiederholung eines und desselben Musters
gebildet, sondern durch einen schmalen, weifsen
Streifen, mit schwarzer Linie inmitten, ist eine
winkelige Form hineingewebt, welche ein Oben,
Mitten und Unten der Füllung klar charakterisirt.

Einzelne geometrische Formen und stilisirte
Blüthen füllen den so eingeschlossenen inneren
Raum und vermitteln ein Ausklingen des an-
geschlagenen Motives in den übrigen Flächen.
Diese Formengebung ist unterstützt durch eine
sehr verständige, der Tendenz der Form durch-
aus folgende Farbengebung, welche die Füllung
als aus dunkeln und weichen Tönen bestehend,
belebt durch einzelne Leitmotive mit wenig Weifs,
den Rahmen aber als das durch kräftige Form
und energische Gegensätze Zusammenhaltende
kennzeichnet.

Wie der Architekt seinen einrahmenden
Gliederungen durch scharfe Profile wirksame
Licht- und Schattenwirkung verleiht, durch die
Art des Ornaments den Charakter ihrer Thätig-
keit ausdrückt und die ruhigere Fläche zurück-
treten läfst, so sind hier mit den scharfen Formen
des Rahmens auch die stärksten Farbengegen-
sätze herangezogen, um das lebendige Funk-
tioniren der zusammenhaltenden Gliederungen
in das hellste Licht zu setzen und die Fläche
als das Umschlossene, wenn auch belebt, doch
in ruhiger Wirkung angenehm gegen den Rahmen
kontrastiren zu lassen.

Der zweite Teppich mit ähnlicher Bordüre
zeigt ein Muster in der Füllung, welches in
Rautenform mit 4 eingelegten Dreiecken den
schwarzen Grund derart bedeckt, dafs nur eine
fingerbreite schwarze Trennung zwischen jeder
Raute sich geltend macht. Diese an sich so
einfache Form wird aber durch den wieder-
holenden Farbenwechsel von Weifs, Schwarz,
Roth, Gelb, Dunkelblau, Hellgraublau zu einer
so mannigfaltigen Erscheinung gebracht, dafs
trotz aller Einfachheit der Zeichnung der köst-
lichste Farbenreiz entsteht. Wie dies geschieht,
zeige folgende Angabe der Farbe in den ein-
zelnen Theilen:

Farbe
der Raute:

Eingelegte
Dreiecke:

ummssenae

Verbind ungsl

der Dreiecke

weifs.

dunkelblau,

roth,

gelb,

dunkelblau,

roth,

roth,

gelb,

graublau,

roth,

graublau,

schwarz,

roth,

dunkelblau,

weifs,

granblau,

dunkelblau,

roth,

graublau,

weifs,

roth,

graublau,

schwarz,

roth,

dunkelblau.

gelb,

roth,

Die Farbenzusammenstellungen geben einen
pikanten Wechsel, schliefsen sich durch die
Wiederholung derselben Farbentöne in dicht
zusammenstehenden Mustern sehr harmonisch
 
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