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Zeitschrift für christliche Kunst — 6.1893

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Heft 11
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Tafel IX
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Lehrs, Max: Ein kölnisches Gebetbuch mit Stichen des Meisters P W
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https://doi.org/10.11588/diglit.4305#0191

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341

1893. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

312

publizirte (1890), erwarb das British Museum
von Quaritsch um den geringen Preis von
20 Pfd. Sterl. ein kölnisches Gebetbuch: „Rosen-
krantz Marien der wyrdiger moder Goitz"
(Printroom-Mus. 119)7), welches gegen Ende des
XV. Jahrh. geschrieben wurde und drei Stiche
des Meisters P W enthält, darunter auch die
vorerwähnte S. Anna selbdritt. Es verdient, her-
vorgehoben zu werden, dass diese drei Stiche
nicht etwa eingeklebt, sondern auf die
Pergamentblätter des Manuskriptes selbst ge-
druckt sind, was na- ____________________

türlich dafür spricht,
dafs sich die Platten
zur Zeit der Entste-
hung des Breviers in
Köln befanden. Die
drei gleich grofsen
Stiche sind nach Art
von Miniaturen, die
sie offenbar ersetzen
sollen, sehr sorgfältig
mit Blau, Violett,
Gelb,Zinnober,B raun,
Fleischfarbe undGold
illuminirt. Keines von
ihnen ist bezeichnet,
doch erkannte der
Direktor des Print-
room, Sidney Colvin
mit kundigem Blick
sofort, dafs es sich um
Arbeiten des Meisters
P VV oder doch sei-
ner Schule handeln
müsse. Dafs ich von
der hl. Anna selbdritt
ein zweites Exemplar
gefunden und dem



Die Madonna auf der Mondsichel von zwei Engeln gekrönt.
Kupferstich des Meisters P. W.

einer Flammenglorie auf der Mondsichel, über
die ihr Kleid und der lange Mantel herabfällt.
Sie hält mit beiden Händen das nackte Jesus-
kind und neigt das Haupt ein wenig gegen die
linke Schulter. Ueber ihr halten zwei schwe-
bende Engel in langen Gewändern eine Krone.
Unter der Mondsichel Wolken.

Die Darstellung umgibt ein Rahmen, der,
unten und auf der linken Seite breiter, in
achtzehn ungleiche, bald drei-, bald viereckige
Felder getheilt ist, deren jedes Rosen, Nelken,

Erdbeeren und acht
verschiedene Vögel
füllen. Die oberen
Ecken der inneren
Einfassungslinie sind
gerundet. 65 : 40 mm
Einf. ohne den Rah-
men, 101 : 68 mm
Einf. mit demselben,
116:74 mm Platte.
Unbeschrieben.

Von diesem Stich
besafs das British
Museum bereits ein
unkolorirtes Exem-
plar ohnePlattenrand.
Dasselbe stammt aus
der Sammlung Del-
becq8)und befand sich
bisher unter den ein-
zuordnenden, minder-
werthigen Blättern,
weshalb es Willshire
nicht in seinen Kata-
logaufgenommen hat.
Eine Hochätzung ist
diesem Aufsatz bei-
gegeben.nj



Meister P W zugeschrieben hatte, war ihm nicht
bekannt, was ich zum Beweise der Unabhängig-
keit seiner mit der meinigen übereinstimmenden
Ansicht ausdrücklich betonen möchte.

Eine Beschreibung der drei Blättchen mit
Ausnahme der schon im III. Bd. beschriebenen
St. Anna selbdritt möge hier folgen:

1. Die Madonna auf der Mondsichel
von zwei Engeln gekrönt. Die hl. Jung-
frau sitzt mit offen herabwallendem Haar in

7) Ich verdanke die Kenntnifs dieses interessanten
Buches dem freundlichen Hinweis meines Kollegen
am British Museum, Mr. Lionel Cust.

2. S. Anna selbdritt. »Naumann's Archiv«
III, 29. 9. (Sotzmann.) P. 111. 66.185. »Zeitschr.
f. christl. Kunst« III, Sp. 388. Die Platten-
gröfse ist ungefähr die gleiche wie bei Nr. 1.

Die Verbreitung und Beliebtheit dieses rei-
zenden Stiches bezeugen drei verschiedene
Kopien, nämlich:

2a. Kopie vom Meister S. »Zeitschr.f.ehr.
Kunst«III,Sp.389. Dresden:Kgl.Bibliothek.

8) Es trug bei der Auktion (Paris 1845) 25 Frcs.

9) Die drei in dem Kölner Brevier befindlichen
Stiche sind wegen des störenden Kolorits leider nicht
zur Reproduktion geeignet.
 
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