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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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29

1908. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

30

obachtungen und der Vielgestaltigkeit seiner Aufgaben.
■— Gegen 1425 aus Dalmatien hervorgegangen, mit
den Eindrücken seines wunderbaren Kaiserpalastes, (auf
den der Verfasser die romanischen Bauformen vornehm-
lich zurückführt), kam er als Schüler zu Brunellesko,
unter dessen romanisierendem Einfluß er bald in Genua
sich betätigte. Von hier suchte er als Hofkünstler
auch Neapel auf, dann Marseille und den Hof des
Königs Renat. Von dort führte Taten- und Er-
werbsdrang ihn nach Sizilien in den Kreis seines
früheren Mitschülers Gajini, wo er zahllose Madonnen
schuf und in ihnen den Typus für Jahrhunderte. Nach
Neapel zurückgekehrt, gelangte er durch die zahlreich
geschaffenen glänzenden Beatrix-Büsten zu Ruhm und
Vermögen, um, vielleicht über Ungarn, wieder Marseille
aufzusuchen, zuletzt Avignon, wo er wahrscheinlich um
1501 starb. — An allen diesen Stätten nach seinen "Werken,
für die er viele Mitarbeiter verwendete, zu forschen,
den weiteren, vielfach verstreuten nachzugehen, war
keine kleine Aufgabe, sie unter einheitlichen Gesichts-
punkten zu sammeln und als durch zahlreiche vortreff-
liche Lichtdrucke illustriertes Lebenswerk herauszugeben,
mit liebevollster Vertiefung in dasselbe, erscheint als
eine große Leistung. — Das italienische und in gewissem
Sinn auch das französische Quattrocento hat dadurch
Zuwachs und Aufklärung erfahren, die jeden Interes-
senten mit Befriedigung erfüllen werden. B

(Kunstgeschichtliche Monographien VII.) Der Ur-
sprung des Danaustiles. Ein Stück Entwick-
lungsgeschichte deutscher Malerei von Hermann Voß.
Mit 30 Abb. auf 16 Tafeln und im Text. — Karl
W. Hiersemann in Leipzig 1907. (Pr. geb. Mk. 18.)
Manche süddeutsche Maler des XV.undXVI.Jahrh.
werden hier zum Teil an der Hand guter Abbildungen
scharf beobachtet und charakterisiert, um durch Ver-
suchung iüren Zusammenhang zu ergründen. — Zu-
erst wird "Wolf Huber, der neuestens die Aufmerk-
samkeit erregt hat, geprüft und sein Bild umrissen, so
gut es die Umstände nur gestatten. — Sodann werden
die verschiedensten Meister, von der älteren ober-
deutschen Schule ausgehend, analysiert bis zu dem
Stecher M. Z. und Altdorfer, um die Fundamente zu
gewinnen für den Donaustil, der im III. Teil näher
festgestellt wird hinsichtlich der allgemeinen kompo-
sitionellen und malerischen Prinzipien, der Landschaften
und Architekturen, der Menschen und Gesinnung. —
In dieser Schlußstudie sind viele treffliche Beobach-
tungen niedergelegt, und sie sind um so wertvoller, als
Zeit und Gegend, auf die sie sich beziehen, von Leiden-
schaften und Gärungen gewaltiger Art erfüllt waren,
für welche religiöse Anschauungen und Bestrebungen
als Folie dienten. "Was an naturalistischer Empfindung
und Lebendigkeit der Darstellung gerade diese Periode
und diese Gebiete auf dem fruchtbaren Boden der
volkstümlichen Malerei auszeichnet, hatte in der Bewe-
gung der Geister und der Massen seinen Grund. —
Gerade in dieser Richtung liegt auch das Anregungs-
mittel unseres Buches. F.

Die Köselsche Buchhandlung in Kempten-
Müncheri versendet 4 Bücher, die, ästhetischreligiöser
Art, mehr oder weniger illustriert,Empfehlung verdienen.
1. Ars Sacra, Blätter heiliger . Kunst mit be-
gleitenden "Worten von Jos. Bernhart. Zwanzig

Kunstblätter mit Text in Großquart. (Preis in Mappe
Mk. 2,50.) — Unter dem Spezialtitel: „Vom Er-
löser" I.Serie, sind hier 20 vorzügliche Lichtdrucke
nach hervorragenden Gemälden älterer und neuerer
italienischer, deutscher und niederländischer Meister von
der Verkündigung Lippis bis zum Allerheiligenbild
Dürers zu einem Lebensbilde des Heilandes vereinigt,
je durch eine Seite Text eingeführt, der die Abbildung
beschreibt und in liefsinniger, poetischer "Weise ihren
Inhalt dem frommen Gemüt näher bringt. Anmutsvolle,
ergreifende Schilderungen.

2. Mit Moritz von Schwind ins Märehen-
land. Ein Buch für die Jugend und ihre Freunde
von Johanna Arntzen. Mit Vollbildern und Text-
illustrationen nach Originalzeichnungen von Moritz von
Schwind. (Preis eleg. geb. Mk. 3.) — Aus dem
reichen, gezeichneten und gemalten Märchenschatze,
des in den letzten Jahren immer mehr gewürdigten
unvergleichlichen Romantikers sind hier 41 Bilder
(14 auf voller Seite, 4 in farbiger "Wiedergabe) zu-
sammengestellt, um durch sinnige, zum Teil gereimte
Deutungen der deutschen Jugend zum Verständnis ge-
bracht zu werden, also zu deren Einführung in die
deutsche Märchenwelt und zu ihrer richtigen Auffas-
sung. — Dem schönen, zeitgemäßen Ziele entspricht
der mit pädagogischem Takt eingeschlagene Weg.

3. Der heilige Franz von Assisi. Eine
Lebensbeschreibung von Johannes Jörgensen.
Mit Originalillustrationen. — Autorisierte Übersetzung
aus dem Dänischen von Henriette Gräfin Holstein-
Ledenborg. (Preis Mk. 5.) — Um eine Charakte-
risierung des neuerdings wieder so viel behandelten,
trotz der Verschiedenheit der Deutung allgemein ge-
feierten Heiligen, handelt es sich hier, auf geschicht-
licher Grundlage, aber in dichterischer Ausführung. Die
ein Fünftel des Ganzen umfassende Einleitung stellt
„die Quellen zum Leben des hl. Franz" vollständig
und klar zusammen, und die 4 teils etwas kürzeren,
teils etwas längeren Bücher charakterisieren den Heiligen
unter den Titeln: „Kirchenerbauer", „Evangelist", „Die
Sänger Gottes" „Der Einsiedler". In diesem Rahmen
ist das ganze einfache, und doch so reiche Leben des
religiösen und sozialen Bahnbrechers zusammengefaßt:
Seine Jugend mit ihren Schicksalen, sein Gebet, seine
Armut, seine Bautätigkeit; — Sein Predigen, sein
Klosterleben; — Sein und seiner Jünger Missions-
tätigkeit nah und fern; — Seine Krankheiten und
Prüfungen, sein Tod. — Ein erhabenes Bild in einer
durch Begeisterung gehobenen, und doch auf Über-
treibungen, oder gar Täuschungen verzichtender Be-
leuchtung.

4. Bosnisches Tagebuch von Bernard
"Wieman. Mit 22 Originalillustrationen. (Preis brosch.
Mk. 3,50.) — Der rühmlichst bekannte Novellist hat
auf einer Reise durch Bosnien von Banjaluka durch
die deutschen Kolonien bis nach Sarajewo und Monte-
negro, mit dem Endziel Ragusa sein scharfes Be-
obachtungstalent in bezug auf Land und Leute, Sitten
und Gebräuche, auf der Grundlage der Geschichte, zur
Geltung gebracht, und seine Eindrücke so fesselnd ge-
schildert, daß[sie, obwohl der "Wirklichkeit entsprechend,
wie ein Roman sich lesen.
 
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