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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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31

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

32

Ku nstlii s torisch e Studien. Im Auftrage des
„Christlichen Kunstvereins" der Diözese Seckau,
herausgegeben von Dr. Johann Ranftl. Jahr-
buch für 1907. Verlag Styria in Graz 1908.
Dieses an die Stelle von dem leider eingegangenen
„Kirchenschmuck" des Prälaten Dr. Graus getretene,
jetzt zum zweiten Male erscheinende Jahrbuch bietet eine
Reihe von beachtenswerten Aufsätzen, unter denen die
Baubeschreibung des Aegidiusdomes zu Graz von
Graus, das reich illustrierte „Kirchenleinen" von P.Jos.
Braun, „der akademische Maler Franz Seraph Ritter
von Kurz zu Thurn und Goldenstein" (mit zahlreichen
Abbildungen), sowie „Denkmalschutz und Denkmalpflege'(
von Ranftl besonders hervorgehoben zu werden ver-
dienen. — „Das Grazer Kunstleben" erfährt nähere
Beleuchtung durch den Schulrat Ludwig Ritter von Kurz,
dem auch eine Fülle interessanter „kleiner Mitteilungen"
zu danken ist. H.

Kunstmuseen. Vorschlag zur Begründung eines
Fürstenmuseums in Dresden. Von W. v. Seidlitz.
— E. A. Seemann in Leipzig 19U7. (Pr. Mk. 3,50.)
Die Frage, wie Kunstmuseen einzurichten, nach
welchen Grundsätzen in ihnen die Gegenstände aufzu-
stellen sind, ist seit Jahren, praktisch wie theoretisch
im Fluß, daher jeder Beitrag für ihre Lösung zu be-
grüßen, zumal, wenn er von so kompetenter Seite
ausgeht, wie der vorliegende. Er besteht in einem
Vortrag und zwei Gutachten unter den Titeln: I. Eine
Neugestaltung derDresdener Sammlungen;

II. die Inneneinrichtung von 1580—1800;

III. Plan eines Fürstenmuseums in Dresden.
— In I. geht der Verfasser von der Anschauung aus,
daß auch die Dresdener Sammlungen überfüllt, daher
das Minderwichtige auszuscheiden, das Bedeutende,
Charakteristische nach künstlerischen Gesichtspunkten
lehrreich aufzustellen sei, in einem der Ursprungszeit
möglichst entsprechenden, am besten durch die be-
treffenden Fürstenpersönlichkeiten gekennzeichneten
Rahmen. — In II. bietet der Verfasser als Anhalts-
punkte für die den Einzelgegenständen angemessenen
Räume eine Anzahl von Inneneinrichtungen Nord-
deutschlands, wie sie sich in Bildern der Zeit erhalten
haben. Für die Gotik und Frührenaissance, für die
Anfänge, wie die Blüte und den Höhepunkt der
deutschen Renaissance, für die Anfänge, wie die Blüte
des holländischen Stils, für die Frühzeit wie die Spät-
zeit des Stils Ludwigs XIV., für das Rokoko, für
den Stil Ludwigs XVI. und den Zopf hat der Ver-
fasser in geschickt ausgewählten, feinsinnig kommen-
tierten Interieurs die schätzenswertesten Leitmotive
niedergelegt. — In HI. sind Vorschläge geboten für
die Anlage eines Fürstenmuseums, in welchem die her-
vorragendsten Erzeugnisse des Kunstgewerbes aus der
Zeit der Fürsten Albertinischer Linie vereinigt werden
sollen, im Sinn der vorher angegebenen Interieurs und
unter der Flagge der im Anhange reproduzierten
17 Porträts von Albrecht dem Beherzten (also aus der
IL Hälfte des XV. Jahrh.) bis auf August den Ge-
rechten (j 1827), an welche die jedesmalige Charakte-
ristik angeknüpft wird mit der Bezeichnung der
vornehmlich dahin gehörenden Sammlungsobjekte. —
Als eine treffliche Zusammenstellung der wichtigsten
Gesichtspunkte allgemeiner und besonderer Art, wie
sie für die gegenwärtigen, stellenweise recht dringlichen

Bedürfnisse der Museeneinrichtungen aus langjährigen
und geschmackvollen Beobachtungen sich ergeben, stellt
sich dieses kleine, inhaltsreiche Buch heraus, das
manchem ein zuverlässiger Berater sein wird für eine
Aufgabe, die freilich stets individueller Art ist und
ohne Selbständigkeit des Urteils und Geschmacks zu-
treffend nicht gelöst werden kann, aber für deren
Erfüllung so maßgebende Fingerzeige sehr willkommen
sein müssen und werden. G.

Die Zeitschrift für b ildende Kunst in den
Jahren 1901 bis 1907. — So lautet der Titel eines
Heftchens, welches über die Zeitschrift und ihre
Beiblätter: Kunstchronik und Kunstmarkt
(12 Monatshefte, 33 bezw. 40 Wochennummern zum
Gesamtpreise von Mk. 32) eingehend berichtet, indem
es den Inhalt der letzten 6 Jahrgänge registriert, von
jedem Heft die „Forschungen zur älteren Kunstge-
schichte" und die „Aufsätze über moderne Kunst und
allgemeines" zusammenstellend. Diese Zusammen-
stellung ergibt von dem Reichtum und der Mannig-
faltigkeit des in den Kunstbeilagen und Illustrationen,
wie durch die Aufsätze Gebotenen ein glänzendes Bild.
Hier sind die hervorragendsten Kunstforscher nicht nur
des Inlands vertreten, hier die kunstgeschtlichen Ent-
deckungen, Errungenschaften, Ausstellungen in den
Kulturländern ausgiebig registriert, und keine Kultur-
periode bleibt ausgeschlossen von der Frühzeit bis in
unsere Tage, bei besonderer Berücksichtigung der
deutschen und italienischen Verhältnisse, deren Fort-
schritte in der Forschung, wie in der Produktion be.
ständig verfolgt werden. — Mit der Gründlichkeit
und "Wissenschaftlichkeit der Erörterungen gehen die
Vorzüge der Reproduktionstechniken Hand in Hand,
die in den Originalradierungen ihren Höhepunkt finden.

— Die Übersicht über die Leistungen der letzten
6 Jahre liefert den Beweis, daß die bereits 42 Jahre
von demselben Verleger —■ E. A. Seemann in Leipzig

— herausgegebene Zeitschrift an Bedeutung keinerlei
Einbuße erfahren, vielmehr beständig gewonnen hat.

Seh nü tgen.

Der Kaiserdom zu Frankfurt a. Main. Mit
76 Illustrationen. Kreuer in Frankfurt. (Preis 1 Mk.)
Der Frankfurter Dom wird von Fremden viel be-
sucht, für die ein Führer längst Bedürfnis war. End-
lich liegt er vor und entspricht allen billigen Anforde-
rungen, da er auf die Fragen nach der Geschichte des
Domes, seiner äußeren Ansicht und inneren Ausstattung
zuverlässige Auskunft gibt, die sich um so leichter
und anhaltender einprägen wird, als sie von zahlreichen
guten Abbildungen begleitet ist. Daß dieser Führer
der lokalen Aufstellung folgt, entspricht durchaus seiner
Aufgabe der Orientierung, und daß Altes und Neues
mit gleicher Sorgfalt behandelt wird, ist ganz in Ordnung.
Das Alte, was dem Inneren einen ganz ungewöhnlichen
Reichtum und Wert verleiht, beraht teils auf ursprüng-
licher, zumeist mittelalterlicher Anordnung, teils auf
späterer Einführung durch den unvergesslichen Stadt-
pfarrer Münzenberger, dessen Intentionen nach seinem
allzufrühen Tode durch die treue Fürsorge seines Frenndes
Fösser erfüllt wurden. — In das Neue teilen sich, in
vortrefflicher Ergänzung, von Steinle und Linnemann,
denen der Dom seine einzigartige Bemalung verdankt.

Seh n ii t ge n.
 
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