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Zeitschrift für christliche Kunst — 21.1908

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Poppelreuter, Josef: Fund eines altchristlichen Glases in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4126#0049

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69

1908.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

70

Jahrhunderts hinabzugehen sein, obgleich kein
Zweifel darüber bestehen kann, daß die Be-
stattung selbst am Beginn des IV. Jahrhunderts
stattgefunden hat. Hierfür spricht die Form
des Sandsteinsarkophags wie auch das dabei
gefundene Tongefäß (s. Abb. 3 u. 4). Dem Grab-
funde stehen aus unserer in den Bonn.
Jahrb. 1. c. publizierten Serie diejenigen Taf.
XXV Nr. 61 ff. am nächsten, von denen
Nr. 61 eine Münze des Galerius Maximian us,
Nr. 66 eine solche des Constantin hat.J) Die
Form der Schale taucht schon in dem durch
reichliche Beigabe von Postumusmünzen gut da-
tierten Grabe
aus Hermül-
heim bei Köln

Tafel XXV
Nr. 59 d un-
serer Gräber-
serie auf.

Daß die Ent-
stehung des
Glases der Be-
stattung weit

vorausgeht,
beweist der un-
ter dem Boden
hervortretende
starke Ver-
schleiß, der
deutlich vom

praktischen
Gebrauch,
nicht aber aus
der Verwitte-
rung im Grabe
herrührt. Dies
Moment wiegt
um so schwerer, als die Glasmasse eine
außergewöhnlich harte ist, die sonst der
Zersetzung fast vollständig widerstanden hat.
Gegen eine zu späte Setzung spricht außer
der Güte der vegetabilischen Dekorations-
formen, vor ■ allem der noch gut antike

') Auf die bei unserem Gefäß nach An-
gabe der Arbeiter gefundenen und dem ersten Be-
sitzer übergebenen Münzen möchte ich nach einge-
hendem Verhör einen Schluß nicht bauen, da die
Leute die , Gewohnheit haben, irgendwelche irgendwo
gefundene Münzen lange mit sich herumzutragen, um
sie gelegentlich anzubringen. Herr Pfarrer Ditges
teüte mir mit, daß die Finder ursprünglich darunter
sogar neuzeitliche Pfennigstücke als zu dem Funde
gehörig abgeliefert hatten.

Charakter des Figürlichen, wie z. B. des
Körpers vom liegenden Jonas, des Seeunge-
heuers, der Detailformen der Tiere bei der
Noahdarstellung, dann auch. die Güte der
Porträts, von denen das des Mannes über-
raschend gut ist. Die Haartracht bei diesen
würde ins III. Jahrh. wohl passen, wo
zeitweilig Bart und Bartlosigkeit nebeneinander
herlaufen. Daß die Perspektive bei den
Kindern Israels gänzlich mißlungen ist, ent-
I spricht dem Schiksal, welchem diese Seite
des zeichnerischen Könnens in der 1. Hälfte
I des III. Jahrh., nachdem das IL lang-
sam vorange-
schritten, end-
gültig verfällt.
Nehmen wir
somit an, daß
das Glas noch
an die gute
Periode der

kölnischen
Glashütte, wie
ich sie Bonn.
Jahrb. 1. c. p.
363 definiert
habe, also an
das erste Drit-
tel etwa des III.
Jahrhunderts
heranreicht,
nehmen ein-
mal die Mitte
des Jahrhun-
derts für seine

Entstehung
an, geben dem
jüngsten der
beiden porträtierten Kinder ein Alter von
10 Jahren und lassen dasselbe ein Alter von
60 Jahren erreichen, so gelangen wir für die
Bestattung auf die Zeit rund um 300, viel-
leicht noch etwas später. Damit stimmt der
Charakter des Sarkophags und des Tongefäßes.
Zweckbestimmung. Daß die Medaillons
Porträts sind, ergibt sich bei genauerer Be-
trachtung unzweifelhaft; wir haben das Bild
eines Ehepaares mit 2 Kindern vor uns, und
zwar anscheinend eines Knaben und eines
Mädchens. Daraus scheint sich mir nun doch zu
ergeben, daß wir kein Kultgerät vor uns haben.
Es ergibt sich hieraus aber auch zugleich
noch ein zweites, nämlich daß das Gefäß eher

Abb. 2. Die Darstellungen.
 
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